8 - Ungezügeltes Verlangen

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Evangeline POV

Ich sah nicht zur Uhr als ich plötzlich von einem Schrei geweckt wurde. Völlig erschrocken richtete ich meinen Körper auf und lauschte kurz. Hatte ich geträumt? Es war weiterhin Nacht, das konnte ich zwischen den zugezogenen Vorhängen erkennen. Der Mond schien hell.

Nein, Anne.... Bitte, bleib! ANNE!"

Das war Sebastian! Ich warf meine Decke zur Seite, um hastig aus dem Bett zu springen und meinen Zauberstab zu nehmen. Ich öffnete die Zimmertür und stand in dem dunklen Flur. Lumos, flüsterte ich, blieb einen Moment stehen, als ich ihn wieder schreien hörte. Meinen Zauberstab voraus in den Flur leuchtend, trat ich an sein Zimmer heran und öffnete die schöne mahagonifarbene Tür mit den vielen Verzierungen. Sebastian lag im Bett und windete seinen Körper hin und her. Er nuschelte irgendetwas mit Anne, immer wieder kam ein Nein! Nein!, aber wach war er augenscheinlich nicht. Mit Nox löschte ich das Licht an meinem Zauberstab und legte diesen auf den Nachttisch neben seinem Bett ab. Sebastian träumte... einen ziemlich schlimmen Traum, wie mir schien.
„Sebastian! Schhhht, wach auf! Es ist okay, ich bin ja hier.", ich setzte mich auf die Bettkante und strich ihm über die Stirn. Plötzlich schlug er die Augen auf und blickte sich erschrocken um. Seine Atmung war so schnell, als hätte er gerade einen Marathon hinter sich. Ich legte meine Hand an seine Schulter, um ihm zu signalisieren, dass er in Sicherheit ist. Seine Augen trafen sofort die meine.
„Oh, ich... Tut mir Leid...Albtraum... ", er stotterte nach Luft japsend. Ich streichelte ihn sanft und versuchte weiter beruhigend auf ihn einzureden: „Es ist alles in Ordnung. Möchtest du darüber reden?" Sebastian lehnte sich mit seinem Oberkörper an den Bettgiebel, das Kissen steckte er zwischen Giebel und seinen Rücken als Stütze und schüttelte seinen Kopf. Die Haare flogen ihm dabei durch das Gesicht: „Nicht jetzt, nein. Bist du dir sicher, dass du die Feiertage mit mir hier verbringen möchtest?" Etwas irritiert von dieser Frage, weil wir es doch gemeinsam so geplant hatten, antwortete ich ihm darauf: „Natürlich möchte ich die Feiertage mit dir verbringen. Ich lasse dich doch hier nicht allein. Und Ominis kommt auch bald wieder." Ich sah, wie er verstohlen ins Leere starrte.
„Geht es wieder?", fragte ich ihn und er nickte nur stumm.
„Wenn du etwas benötigst, dann komm zu mir und weck mich." , ich wollte von seinem Bett aufstehen, als Sebastian nach meiner Hand griff.
„Dass du hier bist, ist mehr als genug. D... Danke. Würdest du die Nacht bei mir bleiben? Ich... ich fühle mich so besser.", er kämpfte etwas mit den Worten. Zugegeben, diese Frage machte mich verlegen. Ich sollte bei ihm schlafen? Der Brief muss ihn wirklich aufgewühlt haben.
„Klar, solange es für dich in Ordnung ist."
„Ich würde nicht fragen, wenn es für mich nicht in Ordnung wäre. Komm her!", er rutschte im Bett etwas zur Seite, sodass ich mich neben ihn legen konnte. Doch er deutete an, dass ich an seine Seite kommen sollte, indem er seinen Arm ausstreckte. Ich schluckte kurz, folgte seiner Bitte aber wortlos. Meinen Kopf legte ich auf seine Brust und er umschloss mich fest mit seinen muskulösen Armen. Unsere Körper lagen nun eng beieinander. Sebastian strahlte eine wohltuende Wärme aus und sein schneller Herzschlag machte mich schläfrig.
„Ich habe das alles nicht verdient. Ich habe dir so viel unrecht getan und trotzdem bist du hier bei mir.", seine Stimme zitterte. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Er war einer meiner besten Freunde, auch wenn wir ziemlich lange getrennt waren. Für meine Freunde war ich immer da.
„Sag doch so etwas nicht.", nuschelte ich nur. Mir war diese Nähe etwas unbehaglich. Unter meiner Wange spürte ich seinen Brustmuskel, der sich anspannte. Ich hatte Angst, dass etwas passiert, was keiner von uns mehr stoppen konnte. Sebastian rutschte etwas herunter. Mit der anderen Hand berührte er mein Kinn und zog meinen Kopf zu sich. Sein eindringlicher Blick lag auf mir: „Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde... "

Und dann geschah es einfach. Ich war so gefesselt von seinem traurigen Blick, dass ich meinen Kopf nicht mehr wegdrehen konnte. In mir flammte alles wieder auf. Die Küsse im Lehrerkorridor, bevor Ominis uns fand. Sehr zaghaft legte er seine Lippen auf meine und hauchte mir so einen Kuss entgegen. Danach blickte er sofort zur Seite: „Entschuldige... " Mein Körper glühte, mir war heiß. Sebastian war sich gar nicht bewusst, was er damit in mir auslöste. Der Mut stieg mir wieder zu Kopf, ich wollte diese komische Atmosphäre zwischen uns lösen: „Ich bin froh, dass du es endlich getan hast." Sebastian zog seinen Arm unter mir etwas hervor, lehnte seinen Körper halb auf meinen und legte erneut seine Lippen auf meine. Ich lies mich fallen und ihn gewähren. Seine Küsse waren feurig-wild. Jeder Zungenschlag hatte sich zu einem rhythmischen Tanz verbunden. Wir drückten unsere Lippen gegenseitig stark gegen die anderen. Mein Kopf schwirrte und mir wurde unbeschreiblich heiß.

Shadows of SallowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt