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"Du willst was machen?", fragte Annabelle entrüstet. Wir saßen an einem gesonderten Tisch und aßen unser Frühstück. Crystal war nicht so überrascht, aber auch nicht einverstanden: "Das geht nicht Kailey. Ist dir unsere Strafe nicht schon genug? Ich habe das Gefühl meine Mutter seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen zu haben. Und ich bin nicht wirklich scharf darauf das noch zu verlängern."

Ich guckte mich unauffällig um und flüsterte den beiden zu: "Wenn ihr nicht mitwollt, gehe ich eben alleine. Ich muss das tun, die Organisation führt irgendetwas im Schilde und ich bin mir so sicher, dass das nichts Gutes ist."
Ich unterstrich meine Worte mit einer Handbewegung. "Dann gehe ich während der Schule oder so, das geht schon."

Crystal rollte mit den Augen und Annabelle schüttelte den Kopf.

Schön, sollen sie doch hierbleiben und verrecken! Ich, werde mein Leben retten, vor was auch immer.

"Du weißt genau, dass wir mitgehen werden:, sagte Annabelle. Crystal nickte nachdenklich: "Ja, aber wir gehen nicht während der Schule. Das ist viel zu auffällig. Das Essen können wir auch nicht einfach schwänzen, das würden die merken. Genauso wenig wie das Duschen. Beim Schlafen werden sie, dank deiner mitternächtlichen Aktivität letztens, besonders vorsichtig sein. Dann bleibt uns also nur entweder in unserer Freizeit oder während unserer Strafe im Waschtrakt."

"Wenn wir unserer Strafe nicht absitzen, kriegen die das auch mit und wir bekommen nur noch mehr Ärger", warf Annabelle ein. Crystal runzelte die Stirn und nickte. Annabelle hatte Recht, wir würden wahrscheinlich unsere Mütter nur noch länger nicht sehen dürfen.

"Na dann, gehen wir wohl heute nach der Schule in den drei Stunden Freizeit oder?", fragte ich. Annabelle schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn: "Nein! Heute geht ja nicht."

Crystal zog eine Augenbraue hoch. "Warum, hast du was anderes vor?", fragte sie sarkastisch. Annabelle schaute sie herausfordernd an. "Ja, und ihr übrigens auch", sagte sie schnippisch. Crystal blickte mich fragend an, da fiel mir es wieder ein. Genervt schloss ich die Augen und gab Annabelle Recht: "Stimmt, wir müssen in die Küche. Abwaschen. Ohne Pause. In unserer Freizeit. So ein Mist."

Wir stöhnten alle drei auf und erhoben uns. Der Gong war ertönt und damit wurden wir in der Schule erwartet.

Ich hatte noch nie in meinem Leben so wenig Lust auf Schule. Crystal, Annabelle und ich saßen schon im Klassenzimmer, als die Lehrerin kam. Außer uns waren nur fünf andere Mädchen im Raum. Zwei von ihnen hatten Verbände um Arme und Beine, eine andere hatte sogar einen Gips an ihrem Handgelenk. Die anderen beiden hatten nur ein paar sichtbare blaue Flecken und was war das? Verbrennungen?

Verdammt, die fünf sind gestern alle in Trakt 5 gewesen. Was ist mit den anderen? Sind sie noch nicht behandelt? Zu krank um in die Schule zu gehen? Oder Tot?

Ich hielt den Atem an und sah zu den Mädchen herüber. Die meisten von ihnen sahen aus, als hätten sie große Schmerzen. Eine, 7320 glaubte ich, hatte die Zähne zusammengebissen und sah aus als würde sie versuchen nicht zu zeigen, wie gerne sie weinen würde.

Du meine Güte, was ist mit denen passiert?

Die Lehrerin beachtete die Verletzungen der Mädchen überhaupt nicht und setzte ihren Unterricht von gestern fort, als sei gar nichts passiert.

Was ist wem passiert?

Ich schrie kurz auf, als die Stimme laut in meinem Kopf hallte. Dafür kassierte ich einen bösen blick der Lehrerin.

Verdammt, kannst du nicht irgendwie keine Ahnung, mich nicht erschrecken?

Sorry, aber eigentlich bin ich gar nicht so laut.

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt