15. Kailey

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Ich winkte Florence und Chester eifrig zum Abschied, während wir die Burg verließen und in Richtung Wald davonliefen.

Quinn und ich hatten uns noch einige Augenblicke lang mit den beiden unterhielten, dann war Bailey dazu gestoßen und wir waren aufgebrochen.

Nun begann ich die Reise zu meinem Vater mit Quinn an meiner linken und Bailey an meiner rechten Seite. Die beiden Jungen schwiegen und starrten beide starr geradeaus. Quinns Lippe blutete nicht mehr, aber man sah, dass sie aufgeplatzt gewesen war und Baileys Nase hatte eine seltsame Farbe angenommen. Die Haut war gerötet, als hätte er daran gerieben, doch gleichzeitig war er wortwörtlich blass um die Nase.

Die Jungen stapften durch den Wald, während Quinn ein kleines Stückchen vor uns lief, da er wusste wo wir lang mussten. Tatsächlich hatte ich Bailey noch immer nicht erzählt, wo wir eigentlich hinwollten.

Sollte ich das vielleicht machen? Was wäre, wenn er mich verurteilen würde weil ich silbernes Blut habe?

Bei dem Gedanken verspannte ich mich. Wenn er mich dann wieder verlassen würde, ohne dass ich ein paar Antworten von ihm bekommen hatte. Plötzlich spürte ich wie sich warme Finger in meine schoben und wie sich beinahe sofort meine Schultern wieder entspannten.

Quinn warf mir einen kurzen besorgten Blick zu, fragte aber nicht nach. Wahrscheinlich, weil er das nicht vor Bailey tun wollte. Schweigend liefen wir eine ganze Weile weiter, bis meine Füße begannen wehzutun.

"Können wir mal eine kleine Pause machen?", durchbrach Bailey die Stille, die schon seit einer Ewigkeit angehalten hatte. Bloß gestört durch knackende Zweige und trockenes Laub.

Erwartungsvoll blickte ich zu Quinn hoch, der stur geradeaus guckte und nur knapp antwortete: "Nein. Wir können die Nacht rasten." Enttäuschung machte sich in mir breit, doch ich war nicht gewillt schon aufzugeben.

Ich warf Bailey einen kurzen Blick zu, dann zupfte ich Quinn am Ärmel. "Komm schon. Nur kurz, mir tun schon die Füße weh." Einen kurzen Augenblick zuckte ein Muskel in Quinns Gesicht, als würde er gerade entscheiden, ob er nachgeben sollte oder nicht. Schließlich blieb er stehen und sagte: "Na gut. Aber nicht zu lange, wir haben noch ein ganzes Stück vor uns."

Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Gemeinsam setzten wir uns unter einen Baum, unter dem wir die heruntergefallenen Blätter und Äste etwas zur Seite geräumt hatten. Seufzend rutschte ich an dem Stamm herunter und streckte meine Beine aus. Quinn hatte sich auf meiner rechten und Bailey auf meiner linken Seite niedergelassen.

Der dunkelhaarige Junge warf mir einen dankbaren Blick zu, dann öffnete er seine Tasche und holte eine lederne Trinkflasche heraus. Wortlos bot er mir einen Schluck an, den ich gerne nahm, wenn auch unter bösen Blicken von Quinn.

Diese Eifersucht ging mir langsam ziemlich auf die Nerven.
"Ich werde mich umsehen und gucken, welchen Weg wir am besten als nächstes einschlagen", verkündete Quinn, stand auf und stiefelte davon.

"Wow was ist denn mit dem los?"
Ich war am Ende meines Lateins mit Quinn, also schüttelte ich bloß den Kopf als Antwort auf Baileys Frage. Er zuckte darauf nur mit den Achseln. "Sag mal, wo wollen wir denn eigentlich genau hin? Ich meine, ich bin jetzt mit euch gegangen, aber ich habe nicht auch nur die leiseste Ahnung wo es überhaupt hingeht."

Das war sie. Die Frage vor der ich mich so gefürchtete hatte.
"Wir besuchen einen Freund von Quinn", log ich, ohne Bailey anzugucken. Wenn er mich ansah, würde er sofort wissen, dass ich ihm direkt ins Gesicht gelogen hatte.

"Einen Freund von Quinn? Wie ist sein Name?"
Plötzlich wurde es schwer zu schlucken und zu atmen. Meine Brust hob und senkte sich schnell und unregelmäßig, während ich eine Blume pflückte und versuchte normal auszusehen. Ich riss die Blütenblätter ab und zählte jedes von ihnen, um mich auf etwas zu konzentrieren.

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt