Kapitel 7

117 6 3
                                    


Ellion Antoine Girard

»Das ist kein Date«, begrüßt mich Amalia mit ihrem altbekannten, sonnengleichen Charme. Mit ihren Augen aus flüssiger Zartbitter-Schokolade mustert sie mich von oben bis, ehe sie mich mit einem Blick bedenkt, der mir unter die Haut geht. Ungefähr so, wie Messer es tun würden.

»Was lässt dich annehmen, ich würde mit dir auf ein Date gehen wollen, Bellina?«
Ihr Blick fällt auf mein Outfit und gleitet dann zur Tür, die zu ihrem Apartment führt. »Oh, ich weiß nicht. Vielleicht die Tatsache, dass du mich vor der Tür abholst und du ausnahmsweise nicht dein weltbekanntes schwarzes Outfit trägst.« Abschätzig lässt sie erneut ihren Blick über mich wandern. »Nicht, dass dieses Outfit viel mehr Farbe versprühen würde.«

Normalweise trage ich zu den Lehrveranstaltungen eine schwarze Anzugshose, ein schwarzes Satinhemd, schwarzer Gürtel, schwarze Schuhe und wetterbedingt einen schwarzen Sakko oder Mantel. Nur mein silberner Schmuck hebt sich von der Schwärze ab.

Auch heute war mein Plan, dieses Outfit anzuziehen, schließlich treffen wir uns, um unser Abschlussprojekt zu besprechen. Aufgrund der Wette entschied ich mich jedoch für einen schwarzen Rollkragenpullover, eine hellgraue Hose mit geradem Schnitt und einen langen schwarzen Mantel. Ein schwarzer Gürtel unterstreicht meine schmale Taille. Zudem akzentuiert der Rollkragenpullover, der sich eng an meinen trainierten Oberkörper legt, meine breiten Schultern. Abgesehen von zwei silbernen Ringen trage ich keinen Schmuck. Allerdings konnte ich nicht widerstehen, meine kleinen Fingernägel frisch schwarz zu lackieren.

»Gefällt es dir?«, grinse ich.
»Zu wenig Schmuck für mein Gefallen.« Ihr scheint die Ironie ihrer Worte zu entgehen, denn der einzige Schmuck, den sie ziert, sind goldene Ohrringe. Allerdings bedarf ihre Kreation keineswegs Schmuck. Die verschiedenen Farben ihrer heutigen Kreation sorgen für ausreichend Aufregung. Ihr Outfit besteht aus einem weißen Rollkragen und einer lavendelfarbenen Hose mit breitem Bein. Ein beiger Mantel ergänzt das winterliche Outfit, wobei sie nicht auf ihre olivgrüne Hochschuhe verzichten konnten, die für diese Jahreszeit wohl eher unangebracht sind. Die Handtasche mit den goldenen Taschenhenkeln greift das olivgrün wieder auf. Auch ihre Fingernägel sind in dieser Farbe lackiert.

Ihr Blick fällt auf meine Hände. »Mal wieder nicht genug Zeit für die restlichen Nägel gehabt?« Als würde sie mit keiner Antwort rechnen, läuft sie los. Ihre Hochschuhe klackern auf dem Marmorboden, während sie den Gang zur Treppe entlang schreitet. Ich folge ihr. Während sie stur gerade aus blickt und geradezu vor mir wegzurennen scheint, lächle ich meine Kommiliton:innen an, nicke ab und an jemanden zu und begrüße entgegenlaufende Professor:innen.

Als wir die Treppe erreichen, halte ich ihr meine Hand hin. Abrupt bleibt sie stehen und starrt auf diese. Langsam hebt sie ihren Kopf, sieht mir in die Augen. »Lieber halte ich mich an einem vollgepissten, schimmeligen Geländer fest als deine Hand.« Mit diesen Worten dreht sie sich um und steigt die Treppenstufen herunter.

Für einen Moment starre ich ihr mit offenem Mund hinterher, dann, ganz langsam, verziehen sich meine Lippen zu einem Lächeln.

Vielleicht hat Tristan recht.
Vielleicht wird mir diese Wette Spaß machen.

Schließlich, als wir den Ein- und Ausgang des Internates erreichen, öffne ich ihr die Tür, was sie unkommentiert lässt. Normalerweise bedanken sich die meisten Frauen bei dieser Geste schüchtern und manche erröten sogar. Traurig, wie eine solch einfache Geste, bereits Frauenherzen höherschlagen lässt.

Diese niedrigen Standards machen es mir fast schon zu einfach, Herzen zu erobern und mit diesen zu spielen. Manchmal ist es fast so, als würden sie mir ihre blutenden Herzen vor die Füße werfen, damit ich auf diesen herumtrampeln kann.

The Love GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt