01 | Marten und Camilla 🎤

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Camilla 

Die Sonne strahlte heiß auf mich herab. Die Kreissäge schrillte noch laut in meinen Ohren, obwohl ich Kopfhörer trug, die den Lärm dämpfen sollten. Ich konzentrierte mich darauf gerade zu schneiden, dabei hielt ich das Stück Holz fest in der Hand. Der Schweiß tropfte mir von der Stirn und lief mir am Rücken hinunter. Mit meinem nackten Arm versuchte ich mir den schweiß von der Stirn zu wischen.

Nachdem das Stück Holz durch war, legte ich es beiseite zu den anderen und nahm die Kopfhörer ab. In dem Moment erklang die Klingel zu mir heraus auf die Terrasse. Verwundert runzelte ich die Stirn. Ich war überrascht, dass an einem Sonntag jemand bei mir klingelte.

Mit schweren Schritten die durch meine Arbeitsschuhe kamen, die ich anhatte, ging ich zu Eingangstür. Kartons standen noch in der Eingangshalle herum und warteten darauf, ausgepackt zu werden. Aber als Erstes würde ich meine Bücher in mein Lesezimmer einräumen.

Mit einem herunterdrücken der Klinke öffnete ich die Haustür. Mein Haus lag weiter außerhalb von Hamburg. Dadurch konnte ich an einer Hand abzählen, wer in einer Woche an meiner Tür klingelte. Ich war überrascht, wen ich vor mir sah. Eher hätte ich meinen Bruder Raphael erwartete als die Gruppe.

Mich strahlten Jonas mit seinen beiden Kindern und seiner Frau Lisa an. Daneben standen John und Marten mit Ty. "Du hast einen Pool." Schulterzuckend drückte sich Jonas an mir vorbei. Ich verdrehte über ihn meine Augen. "Entschuldige, ich dachte er hat dich gefragt." Ich wank' Lisas Entschuldigung ab. "Alles gut. Ihr seid doch Familie. Kommt rein." Die drei Mädchen rannten freudig ins Haus und liefen Jonas Stimme hinterher.

Ich spürte Martens Blick, doch ich ignorierte hin gekonnt. Mit Lisa an der Seite und John und seinem Cousin im Rücken ging ich durch mein neues Heim raus in den Garten. Vor einem halben Jahr hatte ich diese alte Villa etwas außerhalb von Hamburg gekauft und komplett alleine, mit ein bisschen Hilfe renoviert.

Jetzt fehlte nur noch der Feinschliff. Wie zum Beispiel die Bücherregale für mein Lesezimmer, die ich gerade baute. Mein zu Hause strahlte ein Old Money style aus, mit vielen Grüntönen. Als ich auf die Terrasse hinaus trat, genoss ich die Sonne, die mich mit ihrer Wärme umarmte. John und Lisa gingen zu den Kindern und Jonas hinüber, um sich schon mal eine Liege zu sichern.

Im Moment war der Pool noch von einer Matte bedeckt. Ich ging zur Hauswand, öffnete den Kasten. Dort gab ich auf einem Display einen Code ein, bevor ich den Schalter drücken konnte, der die Matte zurückfahren ließ, um den Platz für den Pool zu machen.

Ich spürte seine Präsenz in meinem Rücken. Der drang sich zu ihm umzudrehen und ihn zu berühren war immens. Fast hätte ich dem Verlangen nachgegeben. Meine Hand formte ich zu einer Faust. Ich musste ihn aus meinen Gedanken verbannen.

Es war nur einmal gewesen, aber das Ganze würde sich nicht wiederholen versuchte ich mir einzubläuen. Doch sein Duft, der zu mir rüberwehte durch den Wind machte das alles schwer. Mit langsamen Schritten kam er neben mich. Er stand einfach neben mir so nah das unsere schultern berührten.

"Können wir reden?" Seine Stimme war ruhig. Obwohl ,dass es eine Frage war, hatte seine Stimme einen bestimmenden Unterton. "Ich wüsste nicht, was es zu bereden gibt." Gab ich leise zurück, dabei verschränkte ich meine Arme. Er seufzte tief. "Es war eine einmalige Sache. Nicht mehr, nicht weniger."

Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und suchte Blickkontakt, um meine Position zu verdeutlichen. Das war allerdings ein Fehler. Sein eisblauer Blick brannte sich in meinen. Eine Gänsehaut überzog meinen Rücken.

"Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?" Er kam einen Schritt näher und beugte sich in meine Richtung. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, dabei waren unsere Blicke immer noch miteinander verflochten.

"Doch genau das glaube ich. Du bist verdammt nochmal acht Jahre älter als ich. Und dazu ein Freund von meinem Bruder. Also ist es doch wohl klar, dass das ein Ausrutscher wahr!" meine Stimme klang gepresst. Ich wollte diesen Mann, doch ich durfte ihn nicht haben, er war wie die verbotene Frucht.

Während wir noch neben der Kreissäge standen, sprangen die anderen schon in den Pool. Ich nahm den Blick von Marten und sah lächelnd den Menschen in meinem Pool zu. "Bitte entschuldige mich." Als ich an Marten vorbei rein ins Haus ging, streiften sich unsere Hände. Ein Schauer durchfuhr mich.

Drinnen in meiner Küche holte ich die frisch gepflückten Früchte aus meinem Kühlschrank, die ich gestern in meinem Garten und Gewächshaus gepflückt hatte. Ich fing an die Erdbeeren zu schneiden als ich schritte, hörte. Ich seufzte tief.

"Marten, ich möchte echt nicht weiter darüber reden." Meine Stimme klang flehend und genervt zugleich. "Vielleicht möchtest du aber mit mir darüber reden?" Ich erschrak und fuhr ruckartig noch mit dem Messer in der Hand herum, als Jonas hinter mir in die Küche eintrat.

"Was ist da zwischen dir und Marten? Kannst du das Messer bitte wegstecken? Nur damit ich mich wohler fühle." Sein Blick glitt abschätzen von dem Messer in meiner Hand zu mir hin und her.

Er kam zu mir rüber und lehnte sich an die Küchenzeile. Danach schnappte er sich ein Stück von den Erdbeeren, nachdem ich wieder angefangen hatte zu schneiden. "Zwischen mir und Marten ist nichts." Ich sah ihn bewusst nicht an, sonst hätte er sofort erkannt, das ich lüge. Er kannte mich zu gut.

Ich konnte Jonas einfach nicht von der Nacht und dem Morgen danach erzählen. Es war viel zu intim. Ich konnte ihm auch nicht davon erzählen, wie viel mir die Zeit bedeutet hatte. Noch weniger konnte ich ihm sagen, dass ich mich in Marten verliebt hatte.

"Cam, ich seh doch, wie du ihn ansiehst. Als wäre er das beste Weed weit und breit." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an und hörte auf zu schneiden, um mich ihm ganz zuzuwenden. Er verdrehte die Augen. "Als wäre er der einzige."

Ich pustete die Luft aus meinen Lungen. Tränen stiegen in meine Augen. "Es würde einfach nicht funktionieren, Jonas." Ich versuchte meine Tränen so gut es ging zurückzuhalten doch Jonas nahm meine Tränennassen Augen trotzdem wahr.

Sein Ausdruck wurde weich. "Ich verstehe, wenn du Angst hast, aber du kannst mir immer alles sagen. Wenn du ihn liebst, brauchst du keine Angst haben, dann ist es richtig. Und mach dir wegen deines Bruders oder John keine Sorgen. Sie werden geschockt sein, Marten vielleicht eine reinhauen, aber am Ende wollen sie nur das ihr glücklich seid."

Ich wollte Jonas dankend umarmen, doch er zeigte warnend auf das Messer in meiner Rechten Hand. Ich legte es beiseite und schloss den Rapper dann dankend in meine Arme. "Danke." Flüsterte ich in die Umarmung. "Kein Ding. Wenn ich dafür weiter deinen Pool benutzen darf und dein Essen essen darf, mache ich das gerne." Ich schlug ihm spielerisch gegen die Schulter.

Langsam entfernte er sich wieder von mir. "Ich werd' mal draußen nach den anderen sehen." Ich nickte ihm lächelnd zu und er ging aus dem Raum. Fünf Minuten später spürte ich ihn hinter mir.

Vorsichtig kam er mir näher. Ich roch ihn noch bevor ich hin spürte. Genießerisch schloss ich meine Augen, bevor ich seien Duft tief einsog. Seine Arme legten sich um meine Schultern und er drückte sich von hinten an mich. Es war schön, seine Wärme wieder zu spüren. Ich hatte ihn vermisst.

Seine tätowierten Arme lagen entspannt um meine Schultern, während er seine Nase in mein Haar steckte und tief meinen Duft einsog. Der Moment war friedlich. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten.

"Möchtest du vielleicht jetzt mit mir reden?" Seine Stimme war rau und leise. Ich spürte die Berührung seiner Lippen als er sprach an meinen Haaren. "Mhmm." Antwortete ich. Für eine richtige Antwort war ich viel zu gefangen in seiner Umarmung.

Er drehte mich langsam in seinen Armen um, so ,dass ich ihm in die Augen schauen konnte. Unsere Blicke trafen sich. Mein Herz schlug sofort doppelt so schnell. Sein Blick wanderte zwischen meinen Augen und meinem Mund hin und her. Ein wissendes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Meine Hand wanderte in seinen Nacken und die andere unter sein T-Shirt.

Sein Atem ging jetzt schneller. Eine Sekunde später lagen seine Lippen auf meinen. 

One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt