Der schönste Moment (vegebul)

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Seit Vegetas Abreise waren inzwischen mehrere Monate vergangen und auch wenn sich Bulma emotional von ihm distanziert hatte, so kam sie selbstverständlich trotzdem nicht umhin, hin und wieder einen sorgenvollen Gedanken ins Universum zu schicken.
Jedoch blieb sie stets darauf bedacht, nicht allzu viel Gefühl in diese Sorge zu investieren. Wozu auch? Dieser Affenprinz dachte mit Sicherheit nicht eine Sekunde an sie geschweige denn an ihr gemeinsames Baby! Er wollte seinen Egotrip fahren und nur noch trainieren, trainieren, trainieren, als gäbe es kein Morgen mehr... Bitte schön, dann sollte er doch. So hatte Bulma wenigstens genügend Zeit für sich und ihre Schwangerschaft, verbannte den nutzlosen Saiyajinprinzen - so gut sie es eben konnte - in die hinterste Ecke ihres Hirns und konzentrierte sich einzig und allein auf ihre bevorstehende Mutterrolle. Zugegeben, eine Rolle, in der sie sich eigentlich nie so richtig gesehen hatte. Doch nun, da die Geburt ihres ersten Kindes stetig näher rückte, freute sie sich mehr und mehr darauf!
Ein neuer Abschnitt in ihrem Leben hatte begonnen - was Bulma selbstverständlich auch zum Anlass für eine neue Frisur nahm. Und so war die üppige Lockenmähne einem kurzen Bob gewichen.
//Sieht gut aus//, dachte sie zufrieden, während sie vor dem Spiegel stand und in ihren Ponysträhnen herumzupfte. //Was wohl Vegeta dazu sa--?//
Schon im nächsten Moment hätte sie sich für diese saudämliche Frage glatt ohrfeigen können.
„Wen interessiert das bitte?!", keifte sie ihr eigenes Spiegelbild an.
Und als nächstes starrte sie sich selbst ins wütende Gesicht und sah dann dabei zu, wie sich ihr Ausdruck veränderte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Sie schlug beide Hände vors Gesicht und atmete tief schluchzend ein. Um jeden Preis wollte sie verhindern, dass sie jetzt SCHON WIEDER wie ein Schlosshund losheulte!
Sie schien sich tatsächlich allmählich zu fangen und es gelang ihr, sich selbst mit gestärktem Selbstvertrauen erneut in die Augen zu blicken... und zwang sich dann zu einem Lächeln.
„Bulma, Schätzchen?", dröhnte Mrs. Briefs Stimme auf einmal durch ihre Zimmertür.
Abrupt versiegte Bulmas Lächeln und sie riss genervt den Kopf herum. „WAS IST?!"
„Denkst du an deinen Arzttermin?"
„Ja, sicher", murmelte sie und sah seufzend in den Spiegel. „Vielleicht kann der mir ja sagen, wann diese elenden Stimmungsschwankungen endlich aufhören... Die sind ja unerträglich!"

So zynisch und bitter es auch anmuten mochte: Der Kindsvater konnte sich wohl glücklich schätzen, dass ihm besagte Stimmungsschwankungen erspart blieben. So er denn von ihnen gewusst hätte. Aber Vegeta war nicht nur psychisch, sondern auch physisch meilenweit von Bulma entfernt. Er war so versessen darauf, sein Ziel endlich zu erreichen, dass er sich einzig und allein darauf fokussierte und jegliches Gefühl, das sich während seines Aufenthaltes auf der Erde in ihm aufgetan hatte, rigoros ausschaltete. Er nutzte seine Reise in der Raumkapsel, um sein Gravitationstraining fortzusetzen und arbeitete so verbissen an seiner körperlichen Fitness wie noch nie. Es fühlte sich gut an, wieder durch das All zu streifen, irgendwie vertraut und frei, wenngleich auch tief in ihm noch immer der Hass brodelte. Noch ahnte Vegeta es nicht, doch sollte ihm dieser Hass schon bald zu seinem herbeigesehnten Erfolgt verhelfen.
Es waren willkürliche Planeten, die er einen nach dem anderen ansteuerte, kleinere Sterne oder auch nur Asteroiden, auf denen er sich zügellos auslassen konnte. Die meisten davon waren unbewohnt. So auch der Stern, auf dem er sich derzeitig niedergelassen hatte, in dessen Atmosphäre unentwegt gleißende Blitze umherpeitschten. Vegeta wusste inzwischen selbst schon gar nicht mehr, wie lange er überhaupt schon hier war...
Da stand er in seiner Kampfmontur, das schwarze Haar flatterte im stürmischen Wind des Blitzgewitters und als das Grollen über ihm erneut losging, richtete er die zornerfüllte Mimik gen Himmel. Eine weitere gewaltige Ansammlung violetter Meteoriten näherte sich aus dem All und Vegeta erhob seinen Körper in die Luft, um sich den herabstürzenden Felsbrocken erneut zu stellen. Blitzschnell zischte er hinauf, wich einem Meteoriten nach dem anderen gekonnt aus, und welchen er nicht auszuweichen vermochte, wurde mit einer blitzschnellen Ki-Explosion der Garaus gemacht!
Die Unberechenbarkeit der Natur empfand er seit jeher als idealen Trainingspartner und darüber hinaus war sie ein guter Lehrmeister, wenn es darum ging, aus seinen Fehlern zu lernen. Und Vegeta lernte schnell.
Dennoch war sein Jähzorn in ihm immer noch zu groß und gewann ein ums andere Mal die Oberhand, ließ ihn unvorsichtig werden und übereilt handeln. Einen kühlen Kopf zu bewahren war noch nie seine Stärke gewesen. Doch mochte er ein jähzorniger Hitzkopf sein, so war er eines mit Sicherheit auch: Unbeugsam. So oft es ihn auch zu Boden schlug, so oft stand er auch wieder auf.
So trainierte er unerbittlich weiter, zerschoss einen Meteoriten nach dem anderen und bemerkte allmählich, dass an jenem neu aufgezogenen Meteoritenschauer irgendetwas anders war... Dass er mehr mitbrachte als nur nackte Felsbrocken.
Und dann sah Vegeta es. Vor dem Hintergrund der unendlichen Weiten tat sich ein gigantisches, schwarzes Energiefeld über ihm auf! Mit geweiteten Augen und offenem Mund sah er dabei zu, wie die schwarze Kugel wuchs und wuchs, sich selbst dabei in ihrem eigenen Wirbel zu verschlingen schien und dennoch im Raum bestehen blieb. Der Wind nahm rasant zu und auch die Blitze peitschten heftiger um ihn herum, während die Kugel eindeutig näherkam! Sie drohte auf ihn und seine Raumkapsel herabzustürzen, ja sie womöglich gänzlich zu verschlucken!
Das konnte er nicht zulassen. Er konnte hier nicht sterben. Nicht an so einem jämmerlichen Ort! Nicht aus so einem jämmerlichen Grund!
Drum zögerte er keine Sekunde länger und konzentrierte all seine Energie in seiner Handfläche und setzte dann einen gewaltigen Ki-Strahl frei, den er unmittelbar auf das Zentrum des schwarzen Wirbels abfeuerte - begleitet von einem kraftvollen Schrei!
"YAAAAHHHHH!!!"
Und dabei ließ die freigesetzte Energie sein Haar erneut golden aufflackern und die Augen türkis leuchten, genau wie damals im Gravitationsraum, als er die volle Kontrolle hatte, die volle Konzentration!
Vegeta gelang es schließlich, die Kugel zu zerstören! In einer gewaltigen Explosion zerbarst sie über ihm, zersplitterte in 1.000 Teile und setzte dadurch erneut einen massiven Meteoritenschauer frei! Damit hatte er nicht gerechnet, soweit hatte er nicht gedacht, denn er handelte schier aus reinem Überlebensinstinkt heraus. Wie es aussah, begann das Spiel nun von vorn und es galt nun erneut, blitzschnell den herabstürzenden Felsbrocken auszuweichen. Und hätte er nicht derart viel Kraft in die Zerstörung des Energiefelds gelegt, wäre ihm dies auch mit Leichtigkeit gelungen.
Doch Vegeta schwächelte. Dieses Mal wurde er schwer getroffen und stürzte in die Tiefe. Heftig donnerte sein Leib durch einige Felsvorsprünge und kam schließlich in einer Qualmwolke zum Erliegen.
„Uugh..." Mit seinen letzten Kraftreserven versuchte er sich aufzurappeln, doch gelang es ihm nicht. Er konnte sich lediglich bäuchlings vorwärtsschleppen, die geballten Fäuste schrappten über den harten Felsboden. Seine Kleidung inzwischen vollkommen zerrissen, sein Leib blutüberströmt.
Er hatte sein Bestes gegeben und kam nun nicht umhin, sich ernsthaft zu fragen: //Ist sie das...? Ist das meine Grenze...?//
Er ballte die Fäuste und starrte zornig vor sich hin, während er am Boden lag.
//Wenn dem so ist, dann werde ich Kakarott nie herausfordern können... Dann werde ich ihm nie das Wasser reichen können...!//
„Mist!!", fluchte er dann laut vor sich hin. „So 'ne Kacke!! So 'ne verdammte Scheiße aber auch!!"
Dabei schlug er die Faust hart in den Boden und presste sie dann so fest, dass Blut aus seiner Handfläche hervortrat.
Der Zorn, der in ihm wuchs und wuchs, schien ihn irgendwie zu mobilisieren, sodass es ihm schließlich gelang, wieder aufzustehen. Er zitterte vor Wut und starrte unentwegt auf seine geballten Fäuste herab. Sein innerer Frust drohte ihn förmlich zu überrollen. All diese Wut über sein eigenes Versagen staute sich in seinem Innersten an. Es hatte bis hier schon so oft Momente gegeben, in denen er stocksauer war... Aber so sauer wie jetzt, wie in diesem Moment, in dem er befürchtete, endgültig an seine Grenze gelangt zu sein... So sauer war er in seinem ganzen Leben noch nie! Seine Gedanken drehten sich wie ein Karussell. Immer schneller, immer wilder, immer jähzorniger. Dass es das gewesen sein sollte... Dass das alles sein sollte, was er - er allein! - imstande war zu schaffen. Das konnte nicht sein. Das DURFTE nicht sein!
„Hah..."
Und auf einmal durchzuckte etwas seinen Leib. Etwas so starkes und kraftvolles, das er noch nie zuvor gespürt hatte. Vegeta drückte das Kreuz durch, beide Fäuste waren geballt, sein verblüffter Blick war starr geradeausgerichtet.
Und da brach es auf einmal aus ihm heraus!
„BWAAAAHHHHHH!!!!"
Ein kraftvoller Schrei entrang seiner Kehle und seine Aura explodierte förmlich! Goldenes Licht umgab ihn so grell, dass er daran fast erblindete, doch war er nicht imstande, seine Augen zu schließen. Sein Gesicht, sein Körper waren wie gelähmt und sein lautstarker Schrei versiegte noch lange nicht, während sich sein Haar und seine Augen färbten. Die grellen Strahlen schossen aus seinem Leib in alle Himmelsrichtungen empor. Er leuchtete so stark, dass seine goldene Aura vom Weltraum aus zu sehen waren!
Vegeta hatte es endlich geschafft. Er hatte sich endlich in einen Super-Saiyajin verwandelt.

„Der schönste Moment meines Lebens?"
„Natürlich, Liebes! Glaub mir, das wird der schönste Moment deines Lebens sein, wenn du dein kleines Baby das erste Mal auf dem Arm halten wirst!" Mrs. Briefs war so ergriffen, dass sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischen musste. „Ich weiß noch ganz genau, wie ich dich das erste Mal auf dem Arm hielt. Du meine Güte, wie lange ist das schon her? Das müssen ja über--"
„IST JA AUCH EGAL." Bulmas Augenbrauen zuckten aggressiv, denn nichts hasste sie mehr, als an ihr Alter erinnert zu werden.
Zur Ablenkung schob sie ihrer Mutter daher etwas über den Gartentisch hinweg zu, an dem sie sich zum gemeinsamen Nachmittagstee eingefunden hatten. „Hier, schau dir lieber das Ultraschalfoto nochmal an."
Mrs. Briefs war sofort wieder ganz verzückt. „Hach nein, wie süß!!"
Wenn Bulma ehrlich war, fand sie daran überhaupt nichts süß. Sie erkannte darauf nicht einmal etwas. Wenn ihr Baby am Ende wirklich so aussah, wie auf diesem Bild, dann... Sie schüttelte den Kopf, um die Vorstellung dieses komischen schwarzweißen Matsch-Gebildes aus ihren Gedanken zu vertreiben. In solchen Momenten kam sie nicht umhin sich zu fragen, ob sie sich überhaupt als Mutter eignete... Aber als sie auf die Riesenmurmel herabspähte, die früher einmal ihr makelloser flacher Bauch gewesen war, wurde ihr prompt wieder klar, dass es für jedweden Rückzug ohnehin viel zu spät war. Sie erwartete ganz eindeutig ein Baby. Vegetas Baby...
„Halloo-hoo! Ist jemand zuhause?"
Erschrocken von dieser plötzlichen Begrüßung hoben Bulma und ihre Mutter synchron die Köpfe und sahen einander fragend an. Diese Stimme war ihnen eindeutig vertraut, jedoch gehörte sie gewiss keiner Person, mit deren Besuch sie auch nur im Mindesten gerechnet hätten. Und schon im nächsten Moment kam der unerwartete Gast fröhlich um die Ecke spaziert.
„Yamchu?!", rief Bulma verblüfft aus. „Was willst du denn hier?!"
Yamchu hatte ein breites Grinsen aufgesetzt und rieb sich die Nase. Inzwischen trug auch er wieder einmal eine neue Frisur: Sein schwarzes Haar war jetzt kurz geschnitten und aufgerichtet. Er war leger gekleidet, sah aber ziemlich gut aus, fand Bulma. Beinahe zu gut. Warum diese überschwänglich gute Laune, nachdem ihre letzte Begegnung doch so unangenehm geendet hatte? Vielleicht war er aber auch inzwischen einfach über Bulma hinweg, denn schließlich waren seit ihrer Trennung viele Monate vergangen... Und während Bulma noch stillschweigend darüber nachdachte, trat hinter Yamchu ein zweiter unerwarteter Gast hervor. Und da offenbarte sich der Grund für seine überschwänglich gute Laune.
Als Bulma die Person erspähte, fiel ihr doch glatt die Kinnlade herunter und sie konnte gar nicht anders als unvermittelt auf sie zu zeigen.
„Das ist doch... nicht etwa..."
„Entschuldigt die Störung, aber Maron muss mal aufs Klo", erklärte Yamchu, während er sich verlegen den Hinterkopf kratzte. Maron klammerte sich derweil an seinen anderen Arm, dabei ein zuckersüßes Grinsen aufgelegt. „Wäre es ok, wenn sie hier mal kurz geht?"
„Wir waren auf Shoppingtour, Yamchu und ich!", rief Maron fröhlich. „Yamchu hat ja so ein cooles Auto! Und er ist ja sooo berühmt! Dass ein Baseballspieler so berühmt sein kann, wusste ich gar nicht. Aber ich wusste ja auch vorher gar nicht, was Baseball eigentlich ist, hihihi!"
Bulmas Miene spiegelte ihre unverblümte Meinung über dieses Weibsbild wider.
„Was du nicht sagst", gab sie einen schnippischen Kommentar zum Besten, anschließend erklärte sie ihr den Weg zur Toilette, in der Hoffnung, dass sie sich nicht verlief. Kaum war Maron verschwunden, warf sie Yamchu einen prüfenden Blick zu.
„Danke. Wir waren wirklich nur zufällig in der Gegend", erklärte dieser sich, doch fiel Bulma sofort stinkig über ihn her, wobei sie aus ihrem Stuhl aufstand:
„Ach, hör doch auf! Du alter Schwerenöter wolltest doch nur mit deiner neuen Flamme angeben, ist doch so! Und dann auch noch die Ex-Freundin von Kuririn! Du solltest dich echt was schämen!"
Abwehrend beide Hände gehoben begann Yamchu sich prompt zu rechtfertigen. „W-Warte, also zunächst einmal hat sie mich--" Doch als sein Blick auf Bulmas kugelrunden Babybauch fiel, da traten ihm augenblicklich die Augen aus den Höhlen. „WA-WAS?! Was ist das denn?!"
Bulma legte schützend ihre Hände auf den Bauch. „Dreimal darfst du raten!"
„Du bist schwanger?! Ach du Scheiße... Ach du Scheiße!!" Yamchu wurde richtig hysterisch. Er raufte sich das abstehende Haar. „Ausgerechnet jetzt, wo ich was mit'ner Neuen anfangen will! I-Ich meine, ich wollte schon immer gern Vater werden, aber der Zeitpunkt könnte wohl nicht ungünstiger sein...!"
„Entschuldigt, Leute", ertönte mit einem Mal Marons Stimme. Dann ließ sie sich ums Eck blicken. „Wo soll hier nochmal die Toilette sein?"
Yamchu war abrupt herumgewirbelt und nun versucht, ihren Blick auf Bulma zu verdecken. „Äääh, i-ist schon gut! Wir gehen woanders hin!"
Indes rieb sich Bulma genervt die Stirn, eine Augenbraue zuckte aggressiv.
„Du kannst dich abregen, Yamchu. Das Baby ist nicht von dir."
Yamchu verharrte in seiner Position. Dann drehte er den Kopf und linste über seine Schulter zu Bulma zurück. „...N-Nicht?" Fragend blinzelte sie an.
Plötzlich kicherte Maron hinter vorgehaltener Hand. „Hihihi, Yamchu, du bist vielleicht naiv. Hast du etwa gedacht, du hättest ihr ein Baby gemacht? Wie soll das denn bitte gehen?"
„Eben", musste Bulma ihr da ausnahmsweise mal recht geben. „Denn wenn du mal nachrechnest, dann--"
„Es weiß doch jeder, dass der Klapperstorch die Babys bringt!"
...
Augenblicklich liefen alle Anwesenden blau an und Yamchu stand überdies die Scham ins Gesicht geschrieben. Zu behaupten, diese Maron wäre nicht die hellste Kerze auf der Torte, wäre wohl noch eine Untertreibung gewesen. Da hatte er ja wirklich einen prächtigen Fang gemacht.
„Oh Yamchu. Du musst wahnsinnig stolz auf sie sein."


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Lower Instinct - beginning of vegebul (+ gochi, tenlunch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt