25.

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Gerade beluden Helena und David den Karren zum zweiten Mal, als Linus, auf einen Stock gestützt, den Stallgang betrat.
Erstaunt sah er zu der Prinzessin, deren Schuhe und Schenkel erneut verdreckt vom Mist waren.
„Hier seid Ihr, Prinzessin. Ich suche Euch bereits überall."
Humpelnd ging er auf die Zwei zu und sah den Stallknecht streng an. „Mit König Simons Anordnung ist Prinzessin Helenas Strafe aufgehoben, David. Es ist nicht nötig, sie weiter mit dieser Arbeit zu schikanieren."
Der Stallbursche holte Luft, um etwas zu erwidern, doch Helena trat nach vorne und schob den jungen Mann zur Seite.
„Das tut er nicht, Linus. Ich mache das hier freiwillig."
Verwundert musterte der junge Vampir die Prinzessin. „Ihr macht das freiwillig? Aber warum?"
Helena lächelte zaghaft.
„Ich habe diese Sauerei hier verursacht. Somit sollte auch ich es sein, die sie wegräumt."
Betreten senkte sie den Blick. „Ich weiß, dass mein Vater sich davon wohl kaum umstimmen lässt. Aber ich möchte ihm zeigen, dass ich auch anders sein kann."
Erneut wanderte Linus Blick zu David.
„Es stimmt, Linus. Als ich zurück in den Stall gekommen bin, war Prinzessin Helena bereits damit beschäftigt, hier aufzuräumen."
Nachdenklich kratzte sich der Jungvampir den Kopf. „Eigentlich hat mir Euer Vater den Auftrag gegeben, Euch auf Euer Zimmer zu schicken ... Allerdings denke ich, dass er es durchaus befürwortet, wenn Ihr hier weiter macht."
Erneut lächelte das Mädchen verlegen. „Ihr könnt meinem Vater ausrichten, dass ich auf mein Zimmer gehe, sobald ich hier fertig bin."
Linus nickte. „In Ordnung." Sein Blick wanderte weiter zu David.
„Und du wirst mich noch mal zu König Simon begleiten. Ich denke, er sollte hiervon erfahren."
Der Stallbursche runzelte leicht die Stirn und sah dann skeptisch zu Helena. „Kommt Ihr hier klar, Prinzessin?"
Auf die Mistgabel gestützt sah das Mädchen den Knecht an. „Ja. Ich schaffe das hier, David. Ich werde mir deine Ratschläge zu Herzen nehmen."

Kurz darauf stand David erneut vor dem Büro seines Königs und wartete darauf, dass dieser ihn zu sich rief.
Er hatte noch nicht lange gewartet, als Linus die Tür öffnete und zur Seite trat.
„Du kannst jetzt eintreten."
Mit einer Verneigung blieb der Stallknecht vor dem großen Schreibtisch stehen.
Simon musterte ihn einen Moment, dann lud er David mit einer Handbewegung ein, Platz zu nehmen.
Die Hände ruhig im Schoß liegend sah der junge Mann seinem König entgegen.
„Levin hat mir berichtet, dass Helena zu Euch in den Stall gekommen ist, um ihre Strafarbeit wieder aufzunehmen? Ist das richtig?"
Davids Finger bewegten sich leicht nervös. „Beinahe, Hoheit. Sie war bereits dort, als ich in den Stall zurückgekehrt bin, und wollte den Stallgang sauber machen."
Verwundert schüttelte Simon den Kopf. „Warum? Denkt sie, dass sie dadurch Madame Inanna entgeht?"
David schüttelte den Kopf. „Das habe ich sie auch gefragt, Hoheit. Aber sie rechnet nicht damit."
Der König runzelte die Stirn. „Hat meine Tochter noch mehr gesagt?"
Der junge Mann ihm gegenüber nickte. „Ja. So einiges. Dass sie nicht von ihrer Familie weg will, dass Madame Inanna sehr streng sei und dass sie so schnell wie möglich hierher zurück kommen möchte. Prinzessin Helena ist durchaus bewusst, dass ich vorerst nur bleibe, weil sie weg ist."
Für einen Moment zögerte David. „Fahrt fort", forderte Simon ihn auf.
„Wir kamen auch auf Nuri zu sprechen. Und darauf, dass Prinzessin Helena sie besonders stark schikaniert hat. Eure Tochter hat eingestanden, dass sie auf Nuri eifersüchtig ist."
„Eifersüchtig?"
David nickte. „Ja, Hoheit. Seit Euer Sohn Nuri in der Küche entdeckt hat, hat er sie wie eine kleine Schwester behandelt. Eure Tochter hatte das Gefühl, nichts mehr bei ihm zu zählen. Deshalb hat sie das Mädchen immer wieder drangsaliert. Und dennoch hat Nuri ihr heute wohl geholfen."
Simon legte fragend den Kopf schief.
„Was genau Nuri getan hat, weiß ich nicht."
Der König seufzte unwillig.
„Ich habe eigentlich wirklich Wichtigeres zu tun, doch die Angelegenheit muss geklärt werden – und das, bevor Helena morgen abreist."
Sein Blick wanderte zu Linus, der an der Tür bereit stand.
„Schick mir Leon und Nuri her", forderte er ihn auf.
„Und Ihr bleibt bitte auch noch hier, David."

Die Julius Chroniken - Teil 1: Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt