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Jimin

Länger konnte ich das ganze sicher nicht mehr verstecken. Um so länger ich vor dem Spiegel im Schlafzimmer stand und mich betrachtete, immer wieder über meinen schon kleinen Bauch strich, wurde es mir klarer und bewusster, was da in mir wuchs.

"Jimin?", ertönte Yoongis Stimme hinter mir und ich drehte mich ruckartig um, sah ihn überrascht an. Wieso hatte ich ihn gar nicht bemerkt?

"Was ist?", fragte ich ihn und Yoongi runzelte die Stirn. Hat er etwa jetzt was gemerkt? Das wäre es jetzt.

Da kam er auch schon auf mich zu und hob mein Shirt hoch, sah etwas verdutzt auf meinen Bauch.

"Seit wann hast du so zugenommen, Jimin?", fragte er mich verwundert. Ich wusste nicht, ob er schon etwas spüren würde, ich spüre es erst seit zwei Wochen, weswegen ich auch so erschrocken war, weil ich nicht dachte, dass es direkt ein Baby war, was sich da in mir bewegte ohne zu wissen, dass ich schwanger war.

Ich nahm Yoongis Hand und legt sie auf meinen kleinen gewölbten Bauch. Jetzt oder nicht Jimin.

"Da gibt es etwas du wissen musst Yoongi", griff ich das Thema an und Yoongis Blick sagte schon deutliches aus. Er ahnte es schon. Es war kein Geheimnis, dass ich diese Art Mann bin, er und sein Bruder wussten davon.

"Jimin, Nein", kam es von ihm und er entfernte sich von mir, fing gefährlich an zu Atmen. Es darf jetzt keine Überfunktion bekommen. Die Amygdalas durfte ihn jetzt nicht durchdrehen lassen, bitte nicht! Wie soll ich das jetzt ihm erklären? Ich wusste, dass es nicht leicht wird, es ihm zu sagen.

"Yoongi, bitte hau jetzt nicht ab, bitte!", ging ich auf ihn zu, wollte meine Hände nach seinem Gesicht ausstrecken, doch er wehrte sich, schlug meine Hände mit einer Wucht weg. Er hatte Angst, das war deutlich zu sehen.

"Yoongi", versuchte ich es erneut, aber er hielt direkt seinen Arm ausgestreckt, um mich von ihm fernzuhalten, ging ein paar Schritte zurück bis er gegen den Türrahmen lief. Seine Atmung ging viel zu schnell und er sah panisch um sich. Sein Blick wanderte zu meinem Bauch und ich sah die Tränen, die über seine Wangen liefen.

Er wusste gar nicht, wohin mit seinen Gefühlen, generell wirkt er so hilflos und so gar nicht in der Lage irgendeine Entscheidung zu treffen. Immer wieder schüttelte er den Kopf. "Nein", murmelte er immer wieder.

Da verschwand er dann plötzlich aus dem Zimmer. Ich hatte Angst, dass er sich im Bad einschloss, ging schnell dort hin, aber da war er nicht, bis ich dann die Wohnungstür hörte, wie sie zu knallte und ich ratlos im Badezimmer stand.

Yoongi kommt doch hoffentlich wieder zurück?

Was mache ich jetzt?

Diese Reaktion überrascht mich nicht mal. Vor neun Tagen habe ich erst von der Schwangerschaft erfahren. Ich muss jetzt entweder in der Zwanzigsten oder Einundzwanzigsten Woche sein. Eins von beidem. Es wäre nicht schlau gewesen, Yoongi gleich noch zu sagen, wie weit das Ganze war. Und so wie ich Yoongis Psyche kenne, wird er sich die Schuld geben und einreden, dass ich seinetwegen Schmerzen erleiden werde, dabei sind die Schmerzen einer Geburt nicht davon abhängig, wer Schuld einer Schwangerschaft trägt.

Yoongi war weg und wie lange ist jetzt ganz von seinem Schock abhängig. Einen anderen Zufluchtsort als bei seinem Bruder hatte er nicht, also schrieb ich Geum-jae direkt eine Nachricht, dass er mir schreiben soll, wie sich das ganze bei ihm entwickelt.

So unüberlegt würde Yoongi sich nicht umbringen, eigentlich nicht!

Ich machte die Badezimmertür zu und lehnte mich außen an sie ran, ließ mich an ihr heruntergleiten. Mir blieb nichts anderes übrig als zu warten bis Yoongi nach Hause kommen würde. Mir wurde plötzlich ganz kalt. Es kam fast nie vor das ich allein in der Wohnung war, wir waren ständig zusammen unterwegs, zusammen Zuhause.

Yoongi verließ die Wohnung nie ohne mich. Dass er jetzt allein die Wohnung verließ, war das Zeichen, dass ihm eine Sache zu viel wurde. Lange war das ganze nicht mehr so eskaliert, wie jetzt. Hier so allein ohne Yoongi zu sein ließ mich einsam fühlen.

Ich hämmerte meinen Kopf gegen die Tür. Ich wusste doch selber nicht, wie das ganze funktionieren soll. Wie soll es überhaupt so weiter gehen? Ich sah ein Ende, ein deutliches Ende von Yoongis Leid, aber wann wird das eintreten? Ich hoffe nicht, wenn er Tod ist.

Ich ertrag' den Gedanken nicht, dass ein Kind, sein eigenes Kind der Grund sein wird, dass er sich nun wirklich das Leben nahm. Ich weiß, er versucht ständig daran zu denken, was er mir damit antut, aber ich wusste auch, dass er aus Instinkt heraus handelte und dabei das eigentliche aus den Augen verlor. Ich verstand ihn.

Seit über einem Jahr kämpfte ich mit ihm zusammen gegen die Depressionen an. Ich hatte ihn schon so kennengelernt, aber er sagt, es hätte sich durch mich etwas gebessert, ich fand es weniger, dass sich etwas gebessert hätte. Aber ich wollte ihm nichts Schlechtes einreden. Seit dem ersten Tag wo ich kennen, hatte sich ein Stück verändert und doch blieb ich bei ihm.

Meine Eltern hatte keinerlei Verständnis für Yoongi und seine Krankheit. Wollten uns trennen, aber ich hatte einfach für Yoongi eingesetzt und somit meiner Familie den Rücken zugedreht. Seit dem Tag wollte ich nichts mehr von ihnen wissen, hatte mein ganzes Leben Yoongis gewidmet, was sie ebenso wenig verstanden.

Aber es war mir egal. Sie waren mir egal!

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AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt