(( 6 ))

156 20 1
                                    

Yoongi

Das konnte und durfte nicht wahr sein. Wie soll das bitte funktionieren? Wir hatten doch immer verhüttet, es war für mich so unbegreifliche. Immer wieder redete ich mir ein das Jimin das nur als Witz sagte und es nicht real war.

Schlief ich noch und das Ganze war nur wieder einer meiner Albträume?

Mein Leben war doch eh schon ein Scherbenhaufen, wie soll da bitte jetzt noch ein Kind reinpassen? Nie würde das ganze gut enden.

Ziemlich schnell überschlugen sich meine Gefühle und ich bekam kaum noch Luft, meine Atmung stockte und mein Herz schlug nicht mehr wirklich in einem guten Takt. Ich hatte das Gefühl an meinen Gefühlen und Emotionen zu ersticken, sodass ich stehen blieb und mich auf die Bank setzte, die in meiner Nähe stand und mich setzte.

Ich hustete, hielt aber meine Hand auf meine Brust, unter der sich mein Herz befand. Ich versuchte mich zu beruhigen, aber ohne Jimin schaffte ich das nie.

Ich wusste nicht ganz, ob es jetzt richtig war einfach abzuhauen, mein Instinkt hatte mich einfach davon weggetrieben. Ich bin aus reiner Reflex gegangen. Sicher nicht mit Absicht, ließ ich Jimin in der Wohnung zurück. Aber es war dennoch auch gut so, so kann ich ihm nicht noch mehr schaden. Ich nie Jimin so nah an mich ran lassen sollen, jetzt weiß ich auch, warum ich es lieber hätte nicht tun sollen. Ich hätte meine entstehende Gefühle für ihn unterdrücken sollen.

Dass ich eigentlich immer Abhängiger von ihm und dem wurde, was er mir gab, sah jeder und ich will es ehrlich nicht ausnutzen und doch tat ich es. Nutze jede Scheiß Situation aus, um ihn an mich zu binden, ihn von anderen zu schotten. Er hatte seine Familie verlassen, meinetwegen. Ich habe das nie verlangt. Ich sah doch, wie er sie eigentlich vermisste und ich bin schuld, dass er sie verließ.

Ich bin ein schlechter Mensch. Ich zog ständig alles und jeden in das Schwarze Loch mit rein.

Ich wollte Jimin nicht verlieren.

Meine Gefühle und Emotionen überschlugen sich immer mehr und ich sah es endlich ein. Szenarien spielten sich meinem Kopf ab. Jimin der vor Schmerzen nur so schrie. Und seine Schreie waren laut, zu laut, damit ich es jetzt schon ertrug, welche Schmerzen er durchmachen musste, nur weil ich ihn geschwängert hatte.

Ich beugte mich vor, drückte meine Hand gegen meinen Brustkorb, so fest ich konnte und glitt von der Bank in den Rassen des Parks.

Ich wollte nicht, dass Jimin nun auch so physischen Schmerz erlitt. Dass ich den Schmerz durch die Klinge spürte, war keineswegs so schlimm wie der an einer Geburt. Was habe ich ihm damit nur angetan? Ich wollte mich dafür erschlagen und mein Selbsthass nahm sogar überhand. Dass ich mitten im Park in dem Rassen kauerte und mir verzweifelt in die Haare griff, anfing an innen zu ziehen juckte mich nicht im Geringsten. Sollen die ganzen Idioten doch denken, was sie wollen.

Plötzlich spürte ich Hände an meiner Schulter und Rücke und ich schreckte auf, schlug meine Arme nach oben und die Person entfernte sich. Ich schaute zu der Person auf und riss meine Augen auf.

"Yoongi, was treibst du hier?", fragte er mich. Wieso ist mein Bruder hier? Was will er hier? Will er mir eine Lehre erteilen? Jimin wird ihn bestimmt schon benachrichtigt haben und es würde mich nicht wundern, wenn er längst von dieser Schwangerschaft wüsste.

"Hau ab!", fuhr ich ihn an, dabei wollte ich das gar nicht sagen. Lieber wollte das er mir aus der Scheiße hilft, aber die Worte, die in meinem Kopf herumschreien mussten, raus. Ständig sagte ich dinge, die ich gar nicht sagen will. Meine Gedanken und Gefühle, besser gesagt die scheiß Amygdala, die sich in meinem Kopf befand, kontrolliert das. Meine Amygdala funktioniert bei mir nicht so wie sie sollte, was bei Depressionen nicht unnormal war.

"Ich hau' sicher nicht ab, Yoongi. Bitte, was ist passiert?", stocherte er weiter. Ich wurde wütend, aber ich wollte nicht wütend werden. Ich will, dass er mir half. Ich will das nicht. Ich hatte Angst das Jimin bei dem scheiß sterben könnte. Scheiß, Szenarien man!

"Das weißt du doch selber bereits, also tu nicht so blöd Geum-jae!", maulte ich ihn an. Wissend atmende er auf und kniete sich zu mir runter. Endlich schaffte ich es mal das zu sagen, was ich auch wollte. "Bitte hilf mir, Bruder, ich kann das nicht. Ich kann kein Vater sein!", jammerte ich kläglich auf und die Tränen liefen erneut über meine Wangen.

Schon wieder weinte ich. Geum-jae nahm mich in seine Arme, drückte meinen Kopf an seine Brust, so das die Menschen mich nicht ansehen, schütze meinen Blick vor deren Blicke das ich sie nicht sehen musste, wofür ich ihm dankbar war. Mein Kopf würde noch mehr spinnen. Meine Vorstellungen, was sie über mich dachten, reichten schon aus.

"Doch das kannst du Yoongi, ich schaffe es doch auch als Vater, dann schaffst das auch du", redete er auf mich ein. Ich war aber nicht er. Ich war schwächer als er!

»»----- ★ -----««

AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt