ZoeBevor ich wieder fast über meine Füße stolpern konnte, hielt ich mich sicherheitshalber an Ben fest. "Mann Zoe, wann hast du denn so viel getrunken? Da lässt man dich einmal aus den Augen...", tadelte mein Freund, doch ich meinte einen belustigten Unterton wahrzunehmen. Zumindest wollte ich da gern einen hören.
"Ich weiß nicht.", kicherte ich. Da war das Beerpong-Spiel gewesen und die Runden Shots. Und Holger, der darauf bestanden hatte sein Talent als Barkeeper auszutesten und mit Lisa und mir Tequila Sunrise zu mixen. Ich wusste nicht mehr genau, wie viele wir davon letztendlich getrunken hatten, aber irgendwann hatte es dazu geführt, dass Holger mich dazu überredet hatte, mit ihm auf den Tisch zu steigen. Unweigerlich musste ich grinsen. Es war wirklich lustig gewesen, mal wieder mit den Jungs vom FC Bayern abzuhängen. Früher hatte ich das tatsächlich öfter gemacht, damals, als ich noch ein Teenager gewesen war. Thomas war relativ neu in der Profimannschaft gewesen und daher war es auch für Lisa eine komplett neue Welt gewesen, in der ihr (damals noch) Verlobter plötzlich lebte. Wir hatten schon immer ein sehr gutes Verhältnis miteinander gehabt, weswegen sie mich einfach ständig mitgenommen hatte, um nicht ganz allein zu sein, wenn sie auf die Fußballstars und deren Freundinnen traf.
Natürlich war ich damals um einiges jünger als die Profis gewesen, aber sie hatten mich trotzdem gut aufgenommen. Unser Küken, hatten sie mich immer genannt. Es hatte eine Zeit gegeben, an der ich bei fast jeder Vereinsfeier mit von der Partie gewesen war. Tatsächlich war dieser Kontakt dann aber dadurch abgeflacht, dass ich vor drei Jahren mit Ben zusammen gekommen war und dann natürlich lieber mit ihm und seinen Freunden Zeit verbracht hatte. Als ich dann noch mein Auslandsjahr in den USA gemacht hatte, war der Kontakt zu allen anderen außer Thomas ganz ausgestorben. Aus diesem Grund war ich auch so nervös gewesen, sie wiederzusehen. Aber da hatte ich mir wirklich zu viele Gedanken gemacht.
"Kriegst du das mit dem Anschnallen etwa nicht selbst hin?", unterbrach Ben meinen Gedankengang. Verwirrt stellte ich fest, dass ich bereits auf dem Beifahrersitz saß. Wie war ich denn dahin gekommen? Wieder kichernd griff ich nach dem Gurt und zeigte Ben einen Daumen nach oben. Dieser schüttelte nur den Kopf und startete den Motor. "Es war wirklich nett mal wieder Thomas' Kollegen zu treffen, fandest du nicht?", fragte ich etwas besorgt. Trotz des Alkohols, meinte ich mich zu erinnern, dass Ben nicht gerade erpicht auf die Feier gewesen war. Er zuckte mit den Schultern. "Doch, klar." - "Wirklich?" Statt sofort zu antworten, legte Ben beschwichtigend eine Hand auf mein Bein. "Ja, ich meine es wirklich ernst. Aber die sind halt alle aus ner anderen Welt, weißt du doch." Daraufhin grübelte ich nur. "Meinst du? Die meisten sind doch wirklich in Ordnung." Während ich das sagte, streifte die Erinnerung in der Küche meine Gedanken. Sofort begann ich zu grinsen. "Joshua fand ich zum Beispiel sehr nett." - "Ja, das hab ich gemerkt.", erwiderte Ben recht sachlich. Zu sachlich. Da ich immer noch recht angeheitert war, alarmierte mich sein Ton nicht, sondern ließ mich mit den Augenbrauen wackeln. "Ist da etwa jemand eifersüchtig?"
Er schnaubte. "Ich, auf nen Bayernspieler, den meine Freundin anstrahlt? Niemals, wie kommst du nur da drauf?" Ich lächelte nur triumphierend, weil ich merkte, dass er es nur halbernst gemeint hatte. So waren Ben und ich, wir zogen uns gerne mal auf. "Dann zeige ich dir zuhause, dass du wegen nichts und niemandem eifersüchtig zu sein brauchst.", flüsterte ich ihm ins Ohr und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. Ben schluckte. "Bring mich lieber nicht dazu, noch schneller zu fahren, Zoe. Wir sollten schon heil ankommen."
Zufrieden lehnte ich mich auf meinen Sitz zurück und schwieg. Langsam verflog die Energie, die der Alkohol mir gegeben hatte und die Müdigkeit holte mich ein.
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"So möchtest du mir also zeigen, dass ich nicht eifersüchtig zu sein brauch?", hörte ich Bens belustigte Stimme. Ich öffnete langsam die Augen. "Hm?" Mein Freund grinste. "Du bist eingeschlafen, Schatz. Aber jetzt sind wir zuhause." Oh. "Möchte die Dame, dass ich sie in ihre Wohnung trage oder brauch ich da nicht behilflich zu sein?"
Ich streckte ihm die Zunge raus und stieg aus. Die Fahrt hatte mich etwas ausgenüchtert, sodass ich die Treppen zu meiner Wohnung im dritten Stock gut bewältigen konnte.
Ich wohnte seitdem ich aus den USA zurückgekehrt war in einer kleinen, aber süßen Zweizimmerwohnung. Wobei man nicht unbedingt sagen konnte, dass ich wirklich alleine drin wohnte. Zumindest an den Wochenenden nicht, denn die verbrachten Ben und ich fast ausschließlich zusammen. Lisa hatte schon öfter angemerkt, dass wir doch lieber gleich hätten zusammenziehen sollen, was mich aber auch nicht sonderlich gewundert hatte. Meine Schwester hatte Thomas schließlich mit 18 geheiratet. Ich konnte mich noch sehr gut an den Schock in den Augen unserer Eltern erinnern, als sie ihnen von ihrer Verlobung berichtet hatte. Alle Blicke waren sofort zu ihrem Bauch gewandert, fest überzeugt davon, dass es nur einen Grund geben konnte, so jung zu heiraten. Es hatte sehr viel Aufruhr und Unverständnis gegeben. Lisa aber war stets die Ruhe selbst geblieben. 'Wenn er der Richtige ist, dann weißt du es einfach und dann gibt es keinen Grund zu warten.' , hatte sie mir überzeugt erklärt. Ich hatte nie daran gezweifelt, dass Thomas und Lisa füreinander geschaffen waren und irgendwann hatte sich unsere Familie auch mit diesem Gedanken angefreundet. Zu recht, denn die beiden waren immer noch unfassbar glücklich miteinander. Ja, in vielerlei Hinsicht nahm ich mir Lisa zum Vorbild und ich wollte, dass Ben und ich wie sie und Thomas werden würden. Vielleicht sollten wir ja wirklich demnächst den nächsten Schritt wagen und zusammenziehen? Ich war mir fast sicher, dass Ben mein Thomas war. Ja, ganz bestimmt.
In der Wohnung machte ich mich so schnell wie möglich im Bad bettfertig, wobei ich doch merkte, dass der Alkohol noch ein wenig seine Wirkung entfaltete. Starrte ich zu sehr auf mein Spiegelbild, begann sich dieses nämlich ein kleines bisschen zu drehen. Es waren vielleicht doch etwas zu viele Tequila Sunrise gewesen.
Vorsichtig trat ich ins Schlafzimmer, wo Ben mit nur einem T-Shirt und seiner Boxershorts bekleidet bereits auf dem Bett saß. "Hier, trink das.", sagte er und reichte mir ein großes Glas Wasser, dass er bereit gestellt hatte. Ich nahm es dankend entgegen und trank einen großen Schluck. Ben kannte mich einfach zu gut. Als ich schließlich ausgetrunken hatte, kuschelte ich mich an ihn ran. Ich fühlte mich schon gleich viel besser. "Weißt du, es ist ziemlich heiß wie du dich um mich kümmerst.", flüsterte ich ihm verführerisch zu. Ich würde mir nicht vorhalten lassen, dass ich meine Versprechen nicht einhielt.
"Ach ja?", kokettierte er. Statt ihm zu antworten, zog ich sein Gesicht zu mir runter und drückte meine Lippen auf seine. Ben zögerte nicht und ließ sich von mir in einen leidenschaftlichen Kuss ziehen. Schon bald wanderten seine Hände meine Taille entlang, zogen mich näher zu ihn. Auch ich schob meine Hände unter sein T-Shirt und tastete begierig seinen flachen Bauch ab. Unser Kuss wurde intensiver, sodass uns beiden ein Stöhnen entfuhr. Davon angestachelt, verlagerte Ben seine Hände von meiner Taille unter mein Nachthemd und umfasste meine Brüste, spielte mit ihnen. Ich seufzte erregt auf, ehe auch meine Hände weiter auf Wanderschaft gingen, während ich meinen spärlich bekleideten Körper an ihn presste. Wie sehr ich ihn doch liebte.
"Ich will dich, Zoe.", stöhnte er mit rauer Stimme.
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Nachdem wir fertig waren, lag ich in seinen Armen und lächelte selig. Ben strich meine Haare zur Seite, küsste meine Wange. "Jetzt ist der Abend perfekt.", sagte er. Ich lachte und warf einen Blick auf die Uhr, die auf dem Nachttischchen stand. Es war fast 4 Uhr. "Du meinst wohl eher die Nacht." "Pssst, ich will den Eindruck haben, dass ich genug Schlaf bekommen werde.", erwiderte Ben. Ich beugte mich vor, um die Nachttischlampe auszuknipsen, ehe ich mich wieder an Bens warmen Körper kuschelte. "Also hab ich mein Wort gehalten?", fragte ich ihn neckend. Ben pikste mich in die Seite. "Die Frage ist eher, konntest du Joshua Kimmich vergessen?"
Ich näherte meine Lippen an seine. "Joshua, wer?", hauchte ich ahnungslos und drückte ihm einen leichten Kuss auf den Mund. "Gutes Mädchen.", erwiderte Ben, ich konnte sein Lächeln nicht sehen, aber ich hörte es. Er war rundum zufrieden, genau wie ich. Ebenfalls lächelnd schloss ich die Augen, um schon bald in den Armen meines Freundes in den Schlaf zu sinken.
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Night Changes (Joshua Kimmich)
FanfictionZoe plant viel, am liebsten ihr eigenes Leben. Schließlich musste sie früh in ihrem Leben erfahren, dass Chaos nur Schmerz mit sich bringt. Aber dann passiert doch etwas, das sie nicht vorhergesehen hat. Sie lernt Joshua kennen. Und plötzlich sieht...