Wir müssen noch eine Rechnung begleichen

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Unsanft wurde Mia geweckt. Verschlafen rieb sie sich die Augen. Sie kniff sie wieder zusammen. Zu stark hatte das Licht in ihren Augen gebrannt. ,,Was ist denn?", murmelte sie. ,,Ist es schon Morgen?" ,,Zu deinem Glück noch nicht erwiderte ihre Mutter. ,,Es ist erst 4 Uhr nachmittags. Aber hast du denn nicht irgendetwas wichtiges heute vergessen?" Mia dachte lange nach, aber sie kam nicht darauf. Fragend sah sie ihre Mutter an. ,,Wie konntest du das nur vergessen?", fragte sie empört. ,,Heute hat doch dein Vater Geburtstag! Um 5 Uhr kommen die Gäste. Du wolltest doch alles vorbereiten. Ich bin früher gekommen, um dir zu helfen und was sehe ich? Nicht ist gemacht!" ,,Das tut mir wirklich leid...Ehrlich...", stammelte Mia. ,,Das ist jetzt auch egal. Hilf mir lieber schnell alles vorzubereiten".   Sie hetzten die Stufen hinunter. Mia nahm alle Teller und das ganze Besteck, das sie finden konnte und stellte es schön geordnet an jeden Sitzplatz. Währenddessen fing ihre Mutter an Kuchen zu backen.                                                                                                                                                                                  

Mit diesem Tempo und guter Zusammenarbeit schafften sie es bevor die Gäste kamen. Trotz der vielen Anstrengungen konnte Mia alle geladenen Leute noch lächelnd begrüßen. Als letztes kam ihr Vater Erwin. Alles schwatzte und war fröhlich. Eine Stunde später ging der Kuchen aus. ,,Schatz? Gehst du bitte noch Kuchen kaufen!", rief Mia's Mutter ihr zu. ,,Ja klar. Bis gleich!" ,,Ich nehm mir mal deine Geldbörse mit", fügte sie noch leise hinzu, als sie aus der Tür trat. Doch das hörte ihre Mutter schon nicht mehr. Sie joggte zur Bäckerei und kaufte dort einiges an Kuchen. Auf ihrem Rückweg geschah etwas unschönes. Moritz und seine Gang kam auf sie zu. ,,Wen haben wir denn da?2, johlte Moritz laut. ,,Die Kleine, die meinte mir ein Bein stellen zu müssen. Das trifft sich aber gut. Ich bin gerade in richtiger Rachelaune. Wollen wir ein kleines Spielchen spielen?", fragte er mit honigsüßer Stimme.  ,,Nein, tut mir leid. Keine Zeit. Muss den Kuchen nach Hause bringen für den Geburtstag meines Vaters", stotterte Nia und lief schnell an ihnen vorbei. 

Mittlerweile war es schon etwas dunkler geworden. Es regnete in Strömen und der Himmel war wolkenverhangen. Insgesamt herrschte eine dunklere Atmosphäre, denn ein Sommergewitter war im Anzug. Blitze zuckten über den Himmel und lautes Donnern ertönte, als sich Moritz Finger in ihren Arm krallten. ,,Schön hier geblieben", knurrte er. ,,Es steht noch eine Rechnung zwischen uns offen". Schluckend und mit einem Kloß im Hals stand sie vor ihm. ,,Ich hätte da so eine Idee....", fing er an. In Mias Ohren hörte sich der Satz bedrohlich an. ,,Entweder du gibst mir 50€ aus dem Portemonaie oooder". Er zog dieses Wort in die Länge, nur um sie auf die Folter zu spannen. ,,Oder der Kuchen überlebt nicht". Damit hatte Mia nicht gerechnet. Wie erstarrt stand sie da. ,Komm schon", meinte er. ,,Ein Opfer musst du bringen".

Sie wollte den Geburtstag ihres Vaters nicht ruinieren. Seufzend und von Gewissensbissen geplagt, zog Mia den Geldbeutel aus den Tiefen ihrer Tasche und gab Moritz den Geldschein. ,,Brav", lobte er. Während sie das Geld heraus geholt hatte, hielt Sven, einer von Moritz Freunden, die Tortenschachtel. ,,Wir sehen uns in der Schule ", sagte Moritz und schubste Mia als Abschied in eine Schlammpfütze.  Moritz und seine Freunde zogen hämisch lachend ab. Bloß Sven hatte gewartet, bis Mia aufgestanden war. Schüchtern lächelnd gab er ihr die Schachtel und flüsterte ein kurzes ,,Tut mir echt leid." hinterher. Er rannte zu den anderen und bog dann mit ihnen in eine Seitenstraße ein. Auf ihrem Nachhauseweg, dachte Mia über Sven nach, Schließlich kam sie zu dem Entschluss, dass er der Netteste der 7 Jungs war. Kopfschüttelnd schloss sie die Haustür auf.

Opfer müssen gebracht werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt