Der Weg in die Auswegslosigkeit

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Der schwarze Transporter prettert über die Landstraße, schnell und unscheinbar. Zahlreiche Verkehrsteilnehmer haben ihn an diesem Sonntag gesehen und zahlreiche Verkehrsteilnehmer haben sich nichts dabei gedacht.

Vielleicht hätte der kleine Junge, der auf dem Sportplatz in der Nähe der Straße steht, noch gedacht: Ohh, was ein geiles Verbrecherauto. Doch der Junge beachtet den Wagen nicht, sondern schießt den Ball seinem Freund zu.

Die Fahrt über weint Lea leise vor sich hin. Sie grübelt, ob sie versuchen soll zu fliehen, aber die Angst sitzt ihr immer noch im Nacken. Außerdem weiß sie ja nicht einmal, wo sie überhaupt hingebracht wird.

Auch, wenn Lea ihn nicht sehen kann, weiß sie durch Gonzos gleichmäßiges Schnaufen, dass der Hund döst. Seine Schnauze liegt immer noch auf ihrem Schoß und auch in dieser unangenehmen Situation, entspannt er Lea ein wenig.

Sie streichelt über seinen breiten Kopf und wischt sich ihre Tränen von der Wange. Vielleicht würden die Männer ja mit sich reden lassen und wollen nur Geld verlangen, versucht sie sich einzureden.

Wobei sie nicht einmal viel Geld bieten könnte. Ihr Freund arbeitet als Mechaniker und sie selbst macht gerade ihr Abi. Erst jetzt denkt Lea an ihre Familie, sie werden sicher die Polizei rufen.

Ihre Mutter konnte sich schnell Sorgen machen und findet es schon ätzend, dass Lea fasst schon bei Jamie in der Wohnung lebt, so oft wie sie dort übernachtet. Lea schluckt einen dicken Kloß hinunter.

"Ich will nach Hause", wimmert sie und kann die erneut aufkommenden Tränen nicht zurück halten. Gonzo fiept leise und schmiegt sich an Lea, als wüsste er nun endlich einmal, was hier eigentlich vorgeht.

Er war ein freundlicher Hund und noch sehr jung. Lea hatte Jamie überredet ihn in seiner Wohnung zu halten, da ihre Eltern ihr nie einen Hund erlaubt hatten. Über die zwei Jahre allerdings, nach vielen Besuchen mit dem kleinen Welpen mit großen Augen, war sogar ihr Vater weich geworden und mag Gonzo nun sehr.

Der Bus beginnt wieder mehr zu schaukeln und die Kisten zu rutschen. Lea kann die Zeit und somit die Entfernung zu ihrem Zuhause kaum einschätzen, sie kam ihr ewig lang vor, obwohl es auch nur ein Stunde hätte sein können.

Nach etlichen Stop and gos, hält er endgültig an und Türen werden auf und zugeschlagen. Lea kauert sich wieder in ihre Ecke und wartet ab. Die Schiebetür wird von dem Fahrer geöffnet. Er hat seine Kapuze runter gezogen und blickt Lea mit seinen zusammengefallenen Augen an.

"Aussteigen", befiehlt er. Lea rührt sich nicht, selbst wenn sie sich hätte bewegen wollen, sie war wieder einmal festgefroren. "Aussteigen hab ich gesagt", schreit der Alte nun und ihre Starre löst sich. Geduckt grabbelt sie aus dem Wagen, Gonzo folgt ihr.

Die Sonne strahlt ihr entgegen und ihre Augen müssen sich erst wieder an die Helligkeit gewöhnen. Sie erkennt ein paar Häuser in einer Reihe, die aussehen, wie schäbige Hotels. Bevor sie nach Straßennamen oder ähnlichem suchen kann, baut sich der Mann mit den schwarzen Haaren vor ihr auf.

"Grey, bring sie in das Zimmer.", beginnt er mit tiefer Stimme zu sprechen und fixiert Lea mit seinen dunklen Augen. Sein Atem stinkt nach Vodka und Lea geht seinen Blicken aus dem Weg. Der Fahrer mit der Kapuze packt sie wieder an ihrem Arm.

Lea zieht ihn weg, bevor er zupacken kann und hastet an dem etwas jüngeren Mann links von ihr vorbei. Dieser springt wie eine Katze einem Vogel nach und umklammert die zappelnde Lea mit beiden Armen.

"Lass mich los!", fängt Lea an. "Hilfeee", kreischt sie weiter. Doch dann wird sie ganz still. Der Große richtet eine Waffe auf sie, Lea schluckt. Nie zuvor hatte sie eine echte Pistole gesehen, geschweige denn eine, die auf sie gerichtet war.

Doggy für den HundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt