Das weiß ich nicht so genau

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POV: Jule

Leicht genervt drückte ich zum fünften Mal die Klingel. Wann macht der Typ den endlich auf.

„Man Marco, jetzt öffne doch die Tür", schrie ich.

Na gut, dann mach es doch allein, dachte ich mir. Als ich mich schon zum Gehen umdrehte, wurde die Tür geöffnet. Als ich mich umdrehte, erschreckte ich mich. Vor mir stand ein völlig aufgelöster Marco.

„Oh Gott Marco, was ist passiert?", fragte ich besorgt

„I-Ich kann das nicht", nuschelte er und sah beschämt zu Boden.

Langsam ging ich auf ihn zu und schloss ihn in meine Arme. „Es ist alles gut Marco, du musst wirklich keine Angst davor haben".

Er sagte nichts dazu und schloss seine Hände um meinen Körper. In einem gemütlichen Tempo ging ich mit ihm zum Sofa und setzte ihn behutsam hin. Er nahm sich ein Taschentuch und wischte seine Tränen weg. Ich begann ihm von gestern zu erzählen, wie es Harvey zuerst gegangen ist und wie er sich darauf einließ. Ich sagte im alles, was für ein großer Fortschritt dies für ihn gewesen ist und was für ein großer Fortschritt das für ihn sein wird.

„Meinst du wirklich?"

„Natürlich, klar wird es dir nicht sofort helfen, aber deswegen geht man doch auch öfters als nur einmal zum Psychologen. Sie mich an, mir geht es auch schon viel besser", sagte ich lächelnd.

Er nickte leicht und stand auf, um mir zu zeigen, dass er bereit wäre.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Trainingsgebäude. Auch dort wirkte er wieder etwas unsicher, kehrte jedoch nicht um und klopfte an die Tür von Philipp.

„Hallo Jule. Hallo Marco, schön dich zu sehen, wie geht es dir?", fragte er mit einem Lächeln.

„Das weiß ich nicht so genau", sagte er und kratzte sich am Hinterkopf.

„Kein Problem, dafür bist du ja hier". Er trat etwas zurück damit wir eintreten konnten.

Wir hatten uns dazu entschieden, dass ich Marco vor allem am Anfang begleiten würde, so wie ich es auch bei Kai mache, damit er einfach eine gewissen Sicherheit hat und einen Freund neben sich hat.

Philipp stellte Marco einige Fragen, die dieser etwas zurückgezogen und in keinen ganzen Sätzen beantwortete.

Ich merkte, dass es ihm mittlerweile zu viel wurde, weswegen Dr. Laux nun auch die Sitzung beendete. Wir hatten in einer Stunde Training, Marco durfte die einfachen Sachen wieder mitmachen, wir wussten aber noch nicht, ob Marco in der Lage war, dieses zu absolvieren.

Philipp und ich gingen vor die Tür, während Marco im Raum wartete.

„Ich denke, wenn er sich auf mich einlässt, wird es ihm bald besser gehen", sagte unser Psychologe.

„Ich hoffe, er ist einfach nicht mehr derselbe, ich fühle mich noch immer schuldig, dass ich nicht gemerkt habe, wie schlecht es ihm eigentlich geht".

„Julian das ist nicht deine Schuld, das habe ich dir schon oft gesagt. Es hat keiner gemerkt und das lag daran, dass er seine Gefühle gut versteckt hat. Keiner trägt dafür die Schuld".

Leicht nickte ich. Wir gingen wieder rein und fragten Marco, ob er fürs Training entschuldigt werden möchte. Dies verneinte er aber sofort und sagte, durchs Trainieren könnte er abschalten und das brauchte er gerade. Philipp stimmte zu, sagte aber, dass er ihn beobachten würde und wenn ihm etwas auffällt, er ihn sofort vom Platz nehmen wird. Der gebürtige Dortmunder stimmte dem zu und er und ich machten uns auf den Weg in die Kabine, da die ersten vermutlich schon da waren.

Wir zogen uns in Ruhe um und gingen bereits auf den Platz, um uns warm zu spielen. Während wir uns einen Ball hin und her spielten, sah ich, wie Philipp im Hintergrund mit unserem Trainer sprach und besorgt in Richtung Marco schaute. Mein gegenüber merkte wohl, dass da etwas nicht stimmen konnte und drehte sich ebenfalls um. Die beiden sahen so aus, als würden sie sich ertappt fühlen. Marco drehte sich wieder um und schoss den Ball fest und hoch zurück, so dass ich gerade noch ausweichen konnte.

„Woah Marco. Geht es dir gut?"

„Nein!", schrie er und rannte zurück in das Gebäude.

Einige, die bereits draußen waren, sahen ihm verwirrt nach und fragten mich, was los sei. Ich konnte jedoch nicht antworten und lief Marco hinterher, in der Hoffnung, ihn noch zu erwischen.

Ich öffnete die Kabinentür etwas zu heftig, weswegen Felix sie genau abbekam.

„Man Jule, pass auf", fluchte er.

„Sorry Felix. Habt ihr Marco gesehen?", fragte ich in die Runde.

„Ja, er ist gerade ziemlich wütend aus der Tür gelaufen", antwortete jemand, wer genau konnte ich nicht entziffern.

Bevor jemand „Warum?" fragen konnte, lief ich weiter und suchte Marco. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich ihm am Parkplatz neben meinem Auto.

Als er mich sah, seufzte er genervt. „Könnt ihr mich nicht einfach einmal in Ruhe lassen?"

„Nein. Dir geht es nicht gut und ich will dich nicht allein lassen", sagte ich wahrheitsgemäß.

„Ich will einfach nur meine Ruhe haben, ist das denn so schwer zu verstehen", fragte und rief er gleichzeitig.

Irgendwie konnte ich ihn beruhigen und davon überzeugen, sich in Philipps Büro zu setzen um dort etwas zur Ruhe zu kommen.

Als ich zurück auf den Platz ging, sahen mich alle an.

„Wo ist Marco?", fragte Edin.

Ich erklärte ihm die Situation, jedenfalls das Wichtigste, da die andere wussten, dass es Marco im Moment nicht so gut geht. Philipp machte sich auf den Weg zu Marco, um vielleicht ein Gespräch aufbauen zu können und wir trainierten weiter.

Kai am Limit (Kai Havertz und Jule Brandt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt