Rückschlag

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Kapitel 15 - Rückschlag

Rück·schlag

Substantiv, maskulin [der]
Plötzliche Verschlechterung, die nach einer Phase des Vorankommens [unerwartet] eintritt




„Hermine, ist wirklich alles in Ordnung?", wollte Harry zum dreihundertfünfundneunzigsten Mal in den vergangenen Tagen wissen, und Hermine gingen so langsam wirklich die Ausreden aus. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr die Erkenntnis darüber, dass sie ganz offensichtlich etwas für Malfoy übrig hatte, so sehr zusetzte. Doch das tat es. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie hier nur zwei Möglichkeiten hatte. Entweder, sie würde nie wieder auch nur einen Fuß in seine Nähe setzen, ignorieren, dass er existierte und die Kontrolle über ihr Leben zurück erlangen, oder, sie gab sich geschlagen. Würde sie sich jedoch geschlagen geben und dem Drang nachgeben, ihn erneut aufzusuchen, dann musste sie damit rechnen, dass er ihr früher oder später ihr dummes Herz brechen würde, denn realistisch gesehen, gab es keine dritte Option. Malfoy war kein Dating-Material. Das hatte er selbst zugegeben und wenn Hermine sich einer Sache sicher war, dann der, dass es noch nie eine gute Idee gewesen war, anzunehmen, man könnte jemanden von Grund auf ändern.

Sie selbst wollte das volle Programm. Irgendwann. Sie wollte Liebe. Sicherheit. Sie wollte Vertrauen und Leidenschaft. Eine Familie... eventuell. Sie wollte so viel mehr, als das, was sich aktuell in ihrem Leben abspielte, aber sie wollte auch dummer Weise irgendwie... ihn.

Malfoy hatte ihr geschrieben. Zwei Mal. Beide Male hatte sie die Briefe ungeöffnet zurückgeschickt. Sie wusste selbst nicht einmal, wieso sie das getan hatte, doch vermutlich hatte sie ihre Gründe dafür. Welche das waren, da fehlte ihr jedoch auch jegliche Fantasie. Hermine seufzte.

„Ja, wirklich Harry. Wenn ich es dir doch sage...", antwortete sie ihm resolut und wie schon bei den vergangenen Malen, sah Harry sie misstrauisch an. Er schien es ihr einfach nicht abzunehmen und Hermine ärgerte sich, dass ihr bester Freund offensichtlich ein ziemliches Feingefühl an den Tag legte.
Sie stand auf, um ihren fast vollen Teller hinüber zur Spüle zu tragen. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Sie hatte gleichzeitig versucht, Harry bei Laune zu halten und auch sich selbst nichts anmerken zu lassen. Dieses Unterfangen war aber ganz und gar nicht einfach gewesen, denn Weihnachten nahte mit großen Schritten und je näher die Feiertage kamen, umso düsterer schienen die Wolken, die über ihrer beider Köpfe schwebten. Hermine spürte, dass sich etwas zusammenbraute, sie konnte nur noch nicht ganz erkennen, welches Ausmaß dies haben würde.

Es war das erste Weihnachtsfest für Harry ohne Ginny. Ohne, dass sie im Fuchsbau sitzen und Molly's selbst gebackenen Christstollen essen würden. Das erste Jahr ohne Fred, ohne Lupin, Tonks und all die Anderen, die sie schmerzlich vermissten. Das erste Jahr nach dem Krieg, ohne die geschmückte große Halle und die Mistelzweige in Hogwarts. Es war das erste Weihnachten ohne Ron.
Auch, wenn sich in den letzten Wochen so vieles zum Positiven gebessert hatte, so fühlte sie geradezu, dass sie gemeinsam auf eine große Kluft zusteuerten und Hermine hatte keine Ahnung, ob sie es unbeschadet auf die andere Seite schaffen würden.

Sie erschrak fürchterlich, als Harry nun auf einmal hinter ihr stand und seine Arme um sie legte und kurz fiel sie in eine Schockstarre, doch sie rief sich einmal mehr zur Besinnung und ins Gedächtnis, dass alles gut war zwischen ihnen. Das Übereinkommen, nicht mehr über die gemeinsame Nacht zu reden, hatten sie beide ganz offensichtlich im Stillen getroffen und Hermine musste sich nur wieder daran gewöhnen und ihren Körper daran erinnern, dass Harry zwischenzeitlich mit körperlicher Nähe um sich warf, wie die Leprechaun-Maskottchen von Irlands Nationalmannschaft mit Falschgold.

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