Sei mein! - Nein! Reverse

Kapitel 6

Nachdem sie mich zu sich gezogen hatte, teleportierte sie uns in dieser Umarmung gefangen in lodernden Flammen in die Hölle. ,,Ich will die Hölle auch erkunden, du wirst also die glückliche Führerin sein, die mir alles zeigt. Das wird dir sicher so viel Freude bereiten, dass du mir auch gleich alles wissenswerte dazu erzählen wirst, damit ich für meinen neuen Job gerüstet bin." lächelte ich sie so unschuldig wie enthusiastisch an und sie seufzte. ,,Es wäre eigentlich besser, wenn du zuerst ein Dämon werden würdest, aber ich schätze, ein temporärer Gedächtnisverbesserungstrank wird es auch tun." resignierte sie und ich verstärkte meine Umarmung kurz, bevor ich sie löste. ,,Danke, ich freue mich wirklich." strahlte ich, ich war so verdammt neugierig auf die Hölle, wie könnte ich es nach dem lesen so vieler Bücher darüber nicht sein? Sie sah mich amüsiert an. ,,Ich tue das nicht wirklich um deinetwillen, niemand sonst könnte dich nicht so beschützen wie ich und dich gleich wieder zu verlieren wäre wirklich lästig. Also werde ich das übernehmen, besonders weil du hier unten wehrlos bist, zumindest solange du ein magieloser Mensch bist." klärte sie mich auf. ,,Ich weiß, aber das bedeutet auch, dass ich den bestmöglichen Schutz habe, da du mich beschützen wirst, was ich in der Tat zu schätzen weiß." gab ich lässig zurück. ,,Ah, ich wusste, ich mag dich, du bist eindeutig schlauer als Lilith." nickte sie zufrieden. ,,Nun, damals hattest du auch nicht viel menschliche Auswahl, also ist dein damaliger Fehlgriff nichtmal deine Schuld. Außerdem hast du dich mit mir ja richtig entschieden." zwinkerte ich ihr spielerisch zu und sie lachte. ,,Da hast du wohl recht." grinste sie. Und dann sah ich mich um, wir standen in einem gewaltigen Thronsaal, der Thron war prunkvoll mit schwarem Samt gepolstert und das Gestell schien aus einem gewaltigen Sammelsurium menschlicher Knochen zu bestehen, die glätzend weiß waren... wahrscheinlich waren sie auch magisch stabilisiert... aber das war wohl auch der Grund für die massive Bauweise. So ein Thron musste stabil sein, man wusste schließlich nie, ob nicht mal jemand dagegen geschleudert wurde oder ein Attentat auf die Herrscherin ihn im Mitleidenschaft zog. Es wäre ziemlich ungesund für den Erbauer, wenn Luzifer einen Attentatsversuch abwehrte und das in einem unter ihr zusammenbrechenden Thron resultierte, weil eine abgewehrte Axt oder so eines der Beine durchschlug. Aber mit dem Samt gepolstert sah der etwas makabere Thron trotzdem bequem aus. Ich ging mit gleichmäßigen Schritten zum Thron und ließ mich dann mit einer anmutigen Drehung darauf nieder, um die Beine zu überschlagen und Luzifer amüsiert anzusehen, die nur die Augenbraue hob, nichtmal halb so begeistert wie ich. ,,Von hier aus habe ich den besten Überblick und außerdem saß sicher noch nie ein Mensch auf diesem Thron." grinste ich sie an, mein handeln erklärend, dann blickte mich absolut entspannt um. Der Boden war marmornen, schwarz und weiß, wie ein Schachbrett. Links und rechts von der Flügeltür standen, vor der scheinbar aus lebendigen Flammen bestehenden Wand, Statuen von dutzenden Dämonen. Die Wände zu meiner linken und rechten waren beide aus grauem Stein und wurden von großen brennenden magischen Fackeln gesäumt. Auf der Decke war eine Kampfszene gemalt, es war eine Schlacht, allerdings eine, bei der die Dämonen die Engel abschlachteten, bei der Luzifer triumphierte, ein Fuß auf dem toten sowie kopflosen Körper ihres Vaters, in der rechten Hand das Schwert und in der Linken den Kopf Gottes an dessen Haaren haltend. Die schwarzen Flügel waren weit ausgebreitet, die Augen loderten feurig, während sie siegreich das Schwert in die Luft reckte, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Das war der Traum der Hölle, Rache am Himmel, genau dies zeigte dieses Deckengemälde... Ich sah hinter mich und erblickte eine steinerne Wand, auf der riesige, schwarz gefiederte Schwingen gezeichnet waren, in deren Mitte das blutige Pentagramm des Teufels prange, mit den dazugehörigen dämonischen Zeichen. ,,Nettes Design, gefällt mir." nickte ich Luzifer zufrieden zu, nachdem ich mich wieder nach vorne gewandt hatte. ,,Da du dir ja jetzt alles angeschaut hast, kannst du ja nun wieder von meinem Thron aufstehen." merkte sie spitz an. ,,Ah, reg dich nicht auf, Schatz, ich bin ohnehin neugierig auf den Rest, den du mir ja nun zeigen wirst." winkte ich belustigt ab. ,,Noch sind wir nicht verheiratet..." merkte sie an, während ich mich erhob und zu der finster drein blickenden Luzifer ging, um ihr mit einem seidigen Lächeln über die Wange zu streichen. ,,Nun, wir werden es bald sein, also ist alles andere nur eine Frage der Details, nicht wahr?" zeigte ich auf. ,,Ich weigere mich, mit einer Heirat Kosenamen zu akzeptieren, du wirst mich beim Namen nennen." stellte sie klar. ,,Wenn es dir so wichtig ist, meinetwegen. Ich war der Ansicht, dass das die für Ehepartner übliche Ansprache ist, doch hier herrschen wohl andere Sitten." gab ich schulterzuckend zurück. ,,Du warst doch noch nie verheiratet." schnaubte sie, sie war sich meiner Unerfahrenheit ja bewusst. ,,Dies mag korrekt sein, aber ich lese viel, weshalb mir einige zwischenmenschliche Dinge bewusst sind, die ich nicht selbst erlebt habe. Davon abgesehen haben sich meine Eltern immer so betitelt." erklärte ich gleichgültig. ,,Verstehe, aber ich schätze es nicht, da es meine Autorität untergräbt." gab sie kühl zurück. ,,Wie du meinst, Luzifer." nickte ich nur und wir gingen weiter. Ob wohl Lilith sie so oder so ähnlich genannt hatte und sie diese Titulierung deshalb missbilligte? Die Flügeltüren öffneten sich uns, draußen salutierten die zwei dämonischen Wachen, die wohl den Thronsaal bewachten. Sie hatten beide keine Flügel, aber dafür Wolfsköpfe sowie entsprechende Klauen und sogar denselben buschigen Schwanz wie die echten Wölfe der Menschenwelt. In ihren Händen hielten sie Hellbarden und am Körper trugen sie Rüstungen. Luzifer nickte ihnen kurz zu und ich hob grüßend die Hand. ,,Früher waren Sukkubi die Wächter des Thronsaals, aber nachdem sich alle männlichen und nicht wenige weibliche Dämonen verspäteten, versuchten wir es mit einem Sukkubus und einem Inkubus, woraufhin niemand mehr pünktlich kam. Also ging es mit der nächsten mächtigen Dämonenrasse weiter, Feuerdämonen... sagen wir, es endete nicht gut, da sie ungebetene Gäste entflammten... Schließlich erwiesen sich die Wolfsdämonen als zuverlässig, da die verdächtigen Vermisstenfälle bei den Schattendämonen nicht tragbar waren und die Folterdämonen von allen am meisten Tote verursachten. Also werden wir bei den Wächtern stehts Wolfsdämonen einsetzen, sie sind loyal und nicht unnötig brutal, obwohl sie mächtig genug sind, um auch andere Seiten aufzuziehen. Das macht sie ideal." erklärte Luzifer. ,,Ah, wenn man also jemals Leibwächter braucht, sollte man auf Wolfsdämonen setzen. Und bei einer Armee auf Feuer-, Schatten- und Folterdämonen zählen. Als Boten, speziell bei schlechten Nachrichten, wären dann Lustdämonen besonders praktisch. Wer nur noch mit der unteren Körperhälfte denkt, wird den Boten nicht erschießen." erkannte ich. ,,So ziemlich, obwohl wir auch gerne Schattendämonen als Boten einsetzen, sie sind in der Teleportation besonders begabt und können mit ihrer Schattenmagie schnell viele töten. Was die Armee angeht, wir trennen nach Rasse, wegen der speziellen Fähigkeiten der verschiedenen Arten ist das besser. Schattendämonen sind hervorragende Attentäter, Feuerdämonen sind besonders gute Schützen, Folterdämonen machen eine ausgezeichnete Vorhut, wenn auch bessere Folterknechte, weshalb wir meist eher Seelendämonen oder Tierdämonen an der Stelle einsetzen, wobei letztere besser für die Nachhut sind, insbesondere Katzendämonen aber auch Vampirdämonen. Wegen ihrer scharfen Sinne sind sie hervorragende Färtenleser und können Flüchtende töten. Wobei Schangendämonen auch sehr gute Attentäter sind, aufgrund ihres Talents als Giftmischer. Die besten Verführer sind und bleiben Lustdämonen, während Rabendämonen ausgezeichnete Späher sind, neben Gestaltwandlerdämonen, aber die besten Magier sind schon immer Erzdämonen, von dieser Dämonenart stammen auch alle anderen ab. Nun, ausgenommen der niederen Dämonen, die sind aus den nach zu langer Folter zerstören Seelen der Sünder entstanden und auch die einzige Dämonenart, die nicht zur Fortpflanzung fähig sind." erklärte sie. ,,Faszinierend..." nickte ich nachdenklich. Ich wusste, dass Luzifer über den Erzdämonen stand, obwohl sie streng genommen zu ihnen zählte, denn das mussten logischerweise die gefallenen Engel sein. ,,Gibt es noch andere Dämonenarten?" fragte ich. ,,Ja, Halbdämonen. Bei ihnen wurde entweder die Verwandlung nicht vollendet oder sie sind so geboren worden, mit einem menschlichen und einem dämonischen Elternteil." erklärte sie. ,,Und wie kann es überhaupt zu einer Teilwandlung kommen?" fragte ich irritiert. ,,Ah, das passiert manchmal, wenn ein dämonischer und ein nicht dämonischer Partner eine magische Bindung nicht ganz vollenden." erklärte sie. ,,Inwiefern?" hakte ich nach. ,,Bei einer magischen Bindung werden Blut und magische Schwüre getauscht, sprich die Schwüre beginnen damit, dass Blut vom einen Partner dem anderen zu trinken gegeben wird, im Zuge des Beginns Schwurs. Dann beginnt der andere denselben Schwur und gibt sein Blut freiwillig dem anderen zu trinken. Als nächstes erfolgt der Blutaustausch durch einen Biss, also die Partner beißen sich gleichzeitig gegenseitig. Das wird dann mit dem Schwur verstärkt, dadurch wird es dann auch an der Bissstelle ein Bindungsmal geben. Zum Schluss werden die Schwüre als Treueschwüre beendet und mit der Veeinigung der Partner wird die Verbindung besiegelt. Danach wird sich der schwächere Partner dem stärkeren genetisch anpassen, also dessen Art annehmen. Ist irgend ein Teil des Bindungsrituals nicht oder nicht korrekt ausgeführt worden, dann wird es keine vollständige Verwandlung geben, sondern nur die Teilverwandlung des schwächeren Partners, auch das Bindungsmal wird nicht erscheinen, das tut es nur bei einer vollständigen Bindung. Wenn es erscheint, dann sieht es wie ein etwas blasses Tattoo aus, meist ist es das Siegel des mächtigeren Partners, außer man wünscht sich bewusst ein anderes Bindungsmal." erklärte Luzifer. ,,Lass mich raten, die meisten Dämonen sind eher unbegeistert von Treueschwüren und machen den Teil inkorrekt, da es ja magisch bindend ist?" hakte ich wissend nach. ,,Wieso fragst du etwas, dass du bereits weißt?" fragte sie mit erhobener Augenbraue zurück. ,,Ich habe meine Theorien einfach gerne bestätigt." gab ich sehr selbstzufrieden zurück. ,,Verstehe. Nun, niemand gibt gerne seine Freiheit auf." nickte sie. ,,Du kannst mich ohne Bindung verwandeln, richtig?" fragte ich nach. ,,Positiv." bestätigte sie. ,,Dann wirst du genau das tun. Ich will eine vollständiger Dämon werden und ich verstehe, dass du keinen Treueschwur mir gegenüber leisten willst, mir geht es genau so, auch wenn ich dir meine Loyalität auf geschäftlicher Ebene zusichern kann. Abgesehen davon hatten wir uns ja darauf geeinigt, dass wir uns nicht auf die Art vereinigen." erklärte ich. ,,Ja, das ist mir bewusst und ich werde dich ohne Bindung verwandeln. Die Bindung wird anderweitig erfolgen, ähnlich der menschlichen Hochzeit. Jedoch wird dazu ein Kuss nötig sein und es wird uns aneinander binden, auch wenn ein Treueschwur im konventionellen Sinne dennoch nicht erforderlich ist, werden wir dadurch auf eine enge Art miteinander verbunden sein." erklärte sie. ,,Wie eng?" fragte ich sie. ,,Folge mir, das bespricht man besser unter vier Augen, auch wenn während unseres ganzen Gespräches Schweigezauber um uns lagen, die ich aufrecht erhalte." meinte sie und trat durch die nächste Tür, um diese hinter mir zu schließen.