Sei mein! - Nein! Reverse

Kapitel 7

Wir befanden uns in einem Büro, ein riesiger schwarzer Schreibtisch dominierte den von schlichten Raum, der von grauen Steinmauern gesäumt war, an welchen viele Fackeln hingen, welche den Raum hell zu erleuchten. Ein Blick zur Seite ließ mich einen, von den Wänden her, ähnlich ausgestatteten Raum sehen, in dem jedoch unzählige hohe Regale mit vielen tausend Büchern standen... Letzteres musste dann wohl Luzifers private Bibliothek sein und ich war mir, trotz der schon vom Schreibtisch aus zu sehenden mehreren Stockwerken, sicher, dass die Bibliothek der Hölle noch größer war. Der Durchgang zu dem Raum war direkt links von dem Schreibtisch, wahrscheinlich damit man im Zweifel die erforderlichen Nachschlagewerke direkt zu sich rufen konnte. Von meiner jetzigen Position, bei der ich hinter dem Schreibtischstuhl stand, auf dem Luzifer saß, konnte ich das alles sehr gut sehen. Ihr drehbarer Schreibtischstuhl auf Rollen, den man eher als ledernen Chefsessel bezeichnen sollte, hatte keine sonderlich hohe Kopfstütze und durch das zurücklehnen ihrerseits konnte ich meine Arme auf dem oberen Teil der Lehne abstützen, um mein Kinn darauf zu betten. ,,Das ist keine Ablage für deinen Kopf, weißt du?" zeigte sie auf. ,,Mag sein, aber du warst diejenige, die mich nach einem anstrengenden Arbeitstag durch die Gegend schleift. Ich mache jeden Tag Überstunden, da darf ich etwas erschöpft sein. Mein menschlicher Körper ist nicht unbegrenzt belastbar, falls du das vergessen hast." gab ich ungerührt zurück. ,,Habe ich nicht. Dann also einen Stärkungstrank und einen Gedächtnisverbesserungstrank." nickte sie und schnippte mit den Fingern. Hinter mir öffnete sich ein Durchgang, welcher mir einen flüchtigen Blick auf eine Tränkevorratskammer gewährte, aus dem zwei Phiolen heraus flogen, die mir knapp auswichen und zielsicher Luzifers Hand erreichten. Der Durchgang versiegelte sich selbstständig wieder, hinterließ nichts als eine Steinmauer. Sie gab mir die Phiolen und ich trank die erste, sie war dunkelrot und schmeckte nach frischem Apfel. ,,Krass, das schmeck ja echt gut!" rief ich überrascht. ,,Wieso dachtest du, dass es das nicht würde?" fragte sie mich neugierig. ,,In Büchern waren die Zaubertränke stehts als scheußlich schmeckend beschrieben, deswegen dachte ich, dass so viele Quellen ja nicht falsch liegen können." antwortete ich, während ich merkte, wie die Erschöpfung aus mir wich. ,,Das ist besser als ein Eimer Kaffee, ich will das jetzt jeden Morgen!" verkündete ich begeistert. ,,Vergiss es, ich will keinen Tränkejunkie als König. Abgesehen davon sind Dämonen weit weniger anfällig für Müdigkeit und diese ganzen sterblichen Schwächen. Es muss schon viel passieren, damit ein Dämon erschöpft ist." gab sie zurück. ,,Dann kann ich mich ja darauf freuen. Und die Nacht problemlos durcharbeiten... oder mehrere Nächte... klingt profitabel..." nickte ich nachdenklich. ,,Hey, ich werde es mit den Überstunden nicht so übertreiben, dass du Tag und Nacht arbeitest. Irgendwann bekommen selbst Dämonen Augenringe und mit der steigenden Anzahl schlafloser Nächte sinkt auch die Effizienz der Selbstheilung sowie die mentale Leistungsfähigkeit, sogar die Aufmerksamkeit lässt nach. Das würde ich nicht schätzen, ich kann darauf verzichten, dich ein Leben lang beschützen zu müssen, weil du das vor Müdigkeit selbst nicht mehr kannst, dazu käme noch die Tatsache, dass ich alles überprüfen müsste, weil man so übermüdet Fehler macht. Nein, das fangen wir nicht an." lehnte sie strikt ab. ,,Pf, dafür gibt es doch sicher Tränke." schnaubte ich. ,,Und Tränke haben Nebenwirkungen. Der vorübergehende Gedächtnisverbesserungstrank schärft vorübergehend das Gedächtnis, aber nach der Wirkungszeit verursacht er körperliche Erschöpfung. Der Stärkungstrank lässt auch nur temporärer deine Erschöpfung verschwinden, indem er sie quasi verschiebt, so dass nach Ende der Wirkung all deine Erschöpfung über dich hereinbricht. Du wirst dann absolut erschöpft sein, mehr als du es sonst wärst. Selbst Heiltränke haben eine Kehrseite, nutzt man zu viele, überlastet man den Körper magisch, weil jeder Heiltrank seine Magie langfristig hinterlässt, die sich nur langsam abbaut. Wenn du die falschen kombinierst, kann die Verbindung dieser Heilmagie sogar töten. Und nicht nur Menschen, sondern auch schwächere Dämonen, im schlimmsten Fall kann Heilmagie sich so ungünstig verbinden, dass es zu einem absorbierenden Effekt kommt, der die dämonische Essenz durch Absorbtion zerstören kann. Deswegen sollte man vorsichtig mit Tränken sein und nur selten darauf zurückgreifen. Und deswegen wirst du keine Tränke auf Dauer einnehmen." erklärte sie mir. ,,Macht Sinn... dann bleibe ich bei meinem Kaffee." gab ich schulterzuckend zurück. ,,Das will ich doch hoffen." nickte sie, während ich die dunkelblaue Phiole trank, es war der Gedächtnisverbesserungstrank, der nach süßer Blaubeere schmeckte. ,,Lecker..." murmelte ich, während alles um mich herum so viel klarer zu werden schienen. Ich schloss die Augen, während ich die mir bisher von Luzifer gezeigten und gesagten Dinge mental nochmal durchging, um mir die Erinnerung mit dem Trank einzuprägen. Ich blickte von meiner Position hinter dem Schreibtisch nochmal nach links, zur Bibliothek, um dann nach rechts zu blicken. Dort war auch ein Durchgang, der zu einem riesigen Archiv. Nun, irgendwo mussten ja die ganzen Papiere auch abgelegt werden, nachdem man sie bearbeitet hatte... es war nur logisch. Bedauerlicherweise gab es selbst in der Hölle Papierkrieg, andererseits kam ich damit gut klar, das kannte ich ja schon von meiner Arbeit auf der Erde... Allerdings hatte ich nie ein so großes Archiv gesehen... ,,Interessant..." murmelte ich und ging bis zum Durchgang, um kurz davor stehen zu bleiben und die Hand auszustrecken... wie erwartet nahm ich eine magische Barriere wahr, sie war für mich nicht passierbar, das merkte ich, aber ich wollte sie auch gar nicht passieren. ,,Kein unerlaubtes Betreten möglich... wer es doch versucht, wird wahrscheinlich die schmerzhafteren Schutzzauber auslösen... Sehr interessant... und ich bezweifle, dass diese Schutzzauber so leicht zu knacken sind... Ich würde darauf wetten, dass du auch einige sehr schmerzhafte Verteidigungszauber eingewoben hast, die sich beim Versuch des Brechens der Schutzzauber aktivieren. Ja und bei dem Durchgang zur Bibliothek ist es sicherlich dasselbe, wahrscheinlich jedoch mit noch mächtigeren und einschränkenderen Schutzzaubern. Ich vermute, dass deine privaten Gemächer von der Bibliothek aus zugänglich sind, damit man eine doppelte Schutzzauberabsicherung hat. Und ich gehe davon aus, dass ausschließlich du in diese Räume teleportieren kannst, gegen alle anderen wirst du wahrscheinlich Schutzzauber aufgestellt haben." schlussfolgerte ich. ,,Der Trank scheint dich zu einem Genie zu machen. Abgesehen davon scheinst du viel über Schutzzauber zu wissen." merkte sie an. ,,Magiewissen hast du dir auch gewünscht, Luzifer, es sollte also nicht so überraschend sein, dass ich darüber verfüge." gab ich ruhig zurück und bewegte mich weiter durch den Raum, entlang der Wand stellte ich fest, dass es ein paar Meter in Richtung des Eingangs zum Büro neben dem Durchgang zum Archiv eine weitere Tür gab. ,,Das ist das Wartezimmer." erklärte Luzifer, als ich die Hand auf die Tür legte und den Kopf schief legte. ,,Ein Minimum an Schutzzaubern..." murmelte ich. ,,Nun, es sind auch nicht viele Schutzzauber darauf nötig, wenn ich es nicht will, kommt niemand über diese vordere Hälfte meines Büros und den Warteraum hinaus. Dafür habe ich Schutzzauber, die diese hintere Hälfte des Raumes schützen." erklärte sie. ,,Das erklärt das leichte magische Kribbeln, dass ich in der Mitte des Raumes spürte. Ich bin definitiv in die Schutzzauber eingewoben, sonst hätte ich wohl nicht mit dir hinter dem Schreibtisch sein können. Du hast meine Hand gestreift, als wir die Mitte des Raumes überquerten, da habe ich ein leichtes der Kribbeln der Magie gespürt... das war wohl, als ich in die Schutzzauber eingebunden wurde. Ergo werden diejenigen, die dich beim überqueren der Schutzzauber berühren, automatisch in diese mit eingebunden. Das ist wirklich schlau und erspart dir einige Mühe, die sonst zum einbinden anderer in Schutzzauber notwendig ist. Und die Unaufmerksamen bemerken diese Schutzzauber wahrscheinlich gar nicht und übersehen sie." kombinierte ich.