Laying in the silence ~ Train Wreck (James Arthur)
Zwei Stunden später warf ich den Pappbecher, der schon ganz durchgeweicht war, nach meiner dritten Cola in den Mülleimer. Ich hatte beschlossen, dass ich lange genug dumm rumgestanden hatte und steuerte auf die Tür zu. Als ich hindurch geschlüpft war, umfing mich eine angenehme Stille. Nur ganz leise hörte ich noch die Musik, die drinnen gespielt wurde.
Es war wie ein Geschenk für meine Ohren, sodass ich kurz die Augen schloss. Mit geschlossenen Augen lief ich ein paar Schritte von der Tür weg, falls jemand rauskam, damit ich nicht umgeworfen wurde. Ich lehnte mich gegen die Wand und atmete tief durch. Ich hatte das Gefühl, dass es zum ersten Mal seit meinem Geburtstag wirklich still war.
Ich musste immer an irgendetwas denken, hatte immer irgendetwas vor oder musste mir über etwas Gedanken machen. Doch in diesem Moment war ich einfach nur still.
Als ich nach einer Weile die Augen wieder aufschlug, erschrak ich so sehr, dass ein kleiner Wasserstrahl aus meiner Hand schoss. „Du musst mich nicht gleich anpinkeln, vor Freude mich zu sehen."
„Ich bin kein Hund und ich freue mich auch nicht, dich zu sehen", widersprach ich, obwohl mein Herz Luftsprünge machte. Und die hatten nichts mit dem Schreck zu tun.„Ach, wirklich?"
„Ja, Benni." Er grinste noch breiter, als er es ohnehin schon tat. „Aus irgendeinem Grund glaube ich dir das nicht, Emmi", antwortete Benjamin und sah auf mich hinab. Er stand direkt vor mir.
„Könntest du einen Schritt zurück machen?", fragte ich ihn leise. Zu meiner Überraschung tat er es tatsächlich. „Danke."
Er lachte. „Bitte."
„Warum bist du so nett?", fragte ich misstrauisch. Warum schrie er mich nicht wie sonst an?Benjamin zuckte mit den Schultern. „Darf ich nicht nett sein?"
„Schon, aber du bist es sonst nur zu anderen", erklärte ich ihm.
„Und was, wenn ich beschlossen habe, ab jetzt auch zu dir nett zu sein?", erwiderte er.
„Dann bin ich es, die dir nicht glaubt." Ich verstand diesen Jungen einfach nicht.„Dein Pech."
„Siehst Du! Du kannst gar nicht richtig nett zu mir sein!" Ich hatte es gewusst.
„Okay, wenn du mir nicht glaubst, werde ich es dir beweisen", sagte er selbstbewusst.
„Da bin ich aber mal gespannt."
„Das solltest du auch sein."☆☆☆
„Spinnst du!" Ein Schwall eiskaltes Wasser traf mich mitten im Gesicht. Erschrocken fuhr ich hoch und wischte es mir aus dem Gesicht. Marie und Sophia lachten sich tot. „Total witzig", meinte ich und verdrehte die Augen. „Die Klingel hat schon vor zwanzig Minuten aufgehört, Emilia. Wenn du jetzt nicht aufstehst, kommst du zu spät." Mein Kopf fuhr in Sophias Richtung.
„Warum habt ihr mich nicht früher geweckt?!" Jetzt verdrehte Marie die Augen. „Das haben wir doch versucht! Aber du hast so tief geschlafen, dass das Wasser die einzige Möglichkeit war",
verteidigte sie sich.
„Das kann überhaupt nicht sein", versuchte ich mich herauszureden, obwohl ich genau wusste, dass sie recht hatte.Gestern Abend hatte ich noch bis um Mitternacht auf der Wiese gesessen und die bunten Sterne beobachtet. Dabei hatte ich mir vorgestellt, dass ich irgendwann Mina wiedersehen würde. Ich hoffte so sehr, dass es so kommen würde.
Schnell schnappte ich mir meine Sachen und lief ins Bad. Ich duschte schnell und verdrängte das Gefühl, bloßgestellt zu werden. Warum musste ich immer noch daran denken? Es war mittlerweile fünf Jahre her.
Ich beeilte mich, in die Küche zu kommen und rannte dabei fast Alfred über den Haufen. „Immer langsam mit den jungen Pferden, Mademoiselle", schimpfte er.
„Entschuldigung", keuchte ich außer Atem, bevor ich durch die Tür in die Küche rauschte.
Sobald ich drin war, drückte mir Pheli eine leere Käsepackung in die Hand. Ich seufzte und machte mich auf den Weg zum Mülleimer, der am anderen Ende der Küche stand.Gerade als ich sie hineinschmeißen wollte, fiel mein Blick auf die Verpackung. Ich kannte diese Marke. Mina hatte sie auch immer gekauft. Mit einem dicken Kloß im Hals warf ich die leere Packung weg. Ich stellte mir dabei vor, dass ich nicht die Käseverpackung, sondern mein altes Leben wegwarf. Ich
konnte es später noch retten, aber es würde anders sein. Genauso wie es mit der Packung sein würde, wenn ich sie in einer Woche aus dem Müll fischen würde. Sie würde stinken und zerknickt sein, aber es wäre immer noch die gleiche Packung.Ich verzog den Mund zu einer Grimasse. Ich verglich mein Leben in Deutschland mit einer leeren Käsepackung! Das war ziemlich ... speziell.
„Emilia, nicht einschlafen", erinnerte mich Sophia daran, dass ich eigentlich etwas Anderes zu tun hatte und ich half den anderen mit dem Belegen der Platten.Als wir uns zwei Stunden später im Speisesaal wiederfanden, hielt ich die Platte mit dem Käse in der Hand. Drehte sich heute alles um Käse, oder was? Ich sah gerade rechtzeitig hoch um zu sehen, wie die Königsfamilie reinkam. Benjamin hielt die Hand seiner Schwester und ihre Eltern schienen in eine heftige Diskussion vertieft zu sein, die sie jedoch abrupt unterbrachen, als sie ins Zimmer kamen.
Es kam mir ein bisschen so vor, als würden sie etwas verheimlichen. Aber vor wem? Und vor allem: Was?
Nachdem sie sich alle gesetzt hatten, lief Kathi aus unserer Reihe und ging mit der Brötchenschale um den Tisch herum. Ihr fiel dabei natürlich kein Gebäck aus dem Korb. Ich verfluchte mich innerlich für die peinliche Aktion gestern Morgen.
Der König winkte mich zu sich. So schnell ich konnte, kam ich seiner Aufforderung nach.„Papa, seit wann isst du freiwillig Käse?", fragte Benjamin irritiert. Christian sah ihn an. „Ach, ich dachte, dass ich es ja mal versuchen kann. Sag niemals nie", meinte er und lachte. Es klang gekünstelt.
Er sah mich kurz an, bevor ich mich wieder zu den anderen stellte. Es kam mir so vor, als suchte er etwas in meinen Augen.Unwillkürlich zupfte ich an meiner Mütze. Sie saß an Ort und Stelle. Ich trug sie jeden Tag, seit ich in Salabon war, denn dieser Freund von Marie hatte kein Make-up mitgebracht und ich wollte nicht immer das von Marie oder Sophia benutzen. Und ich hatte mich schon so an das Gefühl von Wolle auf meinem Kopf gewöhnt, dass ich mir nachts fast nackt ohne sie vorkam.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als eine laute Frauenstimme rief: „Überraschung, meine Kinderchen! Tante Helga ist da!" Im nächsten Moment kam eine Frau um die Ecke. Ihrer Stimme nach hatte ich mit einer etwas kräftigeren Frau gerechnet, die ungefähr Mitte fünfzig war. Doch die Frau, die gerade hereinstürmte, war schlank und höchstens Ende zwanzig. Ihre Haare waren auf der linken Seite pink und auf der anderen Seite türkis gefärbt. Außerdem trug sie eine schwarze Lederjacke und eine Ripped Jeans. Ihre grünen Augen strahlten nichts als Nettigkeitund Freude aus.
„Venia!", rief Enya aufgeregt und sprang auf, um sich der Frau in die Arme zu werfen. „Venia", stellte die Königin mit einem Lächeln fest. Ich beugte meinen Kopf nach vorne und drehte ihn fragend zu Marie, die nur vier Plätze weiter stand. Ihre Lippen formten das Wort: Tante. Sie war also wirklich die Tante von Enya und Benjamin. Ich fragte ebenso stumm wie
zuvor Marie: Name? Jetzt grinste meine Freundin.Lavinia, konnte ich sie dann still sagen sehen. Ich dankte ihr und stellte mich wieder gerade hin. Lavinia umarmte gerade Benjamin und klopfte ihm auf den Rücken. Er machte sich von ihr los. „Reg dich ab, Venia." Diese lachte herzlich und ließ sich auf einem Stuhl nieder, der neben dem Prinzen stand. „Warum bist du hier?", fragte Enya verwirrt.
„Eure Eltern haben mir angeboten, ein paar Wochen hierzubleiben, weil mein
Haus zerstört wurde", antwortete sie. Benjamin stutzte. „Warum wurde dein Haus zerstört?", erkundigte er sich. Lavinia biss sich auf die Unterlippe. „Ich erkläre es dir später."
Ich runzelte ebenso wie Benjamin die Stirn. Was war passiert?Während des gesamten Essens dachte ich darüber nach, was geschehen war. Vielleicht war ihr Haus abgebrannt? „Komm mit", raunte mir plötzlich Sophia ins Ohr. Ich zuckte zusammen und bemerkte, dass die anderen Küchenhilfen gerade dabei waren, das Esszimmer zu verlassen. Schnell drehte ich mich ebenfalls um und nachdem ich festgestellt hatte, dass keiner aus der Königsfamilie mehr am Tisch saß, verließ ich mit Sophia den Raum.
DU LIEST GERADE
Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner Hand
FantasíaEmilia war noch nie normal. Dadurch, dass sie Erde und Luft beherrschen kann, muss sie aufpassen, was sie tut. Als sie eines Tages an ihrem Geburtstag in eine magische Welt gezogen wird, findet sie heraus, dass sie Teil einer uralten Prophezeiung is...