~{Meine Geschichte}~

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Also, eines muss ich mal sagen. Ich finde Werwolfgeschichten echt faszinierend! Auch was sich so über Vampire erzählt wird, finde ich unglaublich interessant. Denn wer auch immer all diese Mythen über diese erfunden hat, hatte eine blühende Fantasie. Also am geilsten finde ich die Sache mit dem Glitzern. Schlimm nicht, dass jemand die Idee hatte, schockierend, dass sie adaptiert wurde und in einem sehr krass gehypten Film zu sehen war. Ich meine, das ist einfach nur lächerlich! Der wahre Grund, dass sie nicht in die Sonne gehen ist lediglich, weil sie sehr helle Haut haben und schnell einen Sonnenbrand kriegen und der so schlecht verheilt.
Und auch, das sie sich mit den Werwölfen nicht gut vertragen ist gelogen, eigentlich kommen wir sehr gut miteinander aus!
Aber zurück zu den Werwölfen. Der aufmerksamen Leserschaft ist vielleicht nicht entgangen, ich bin selber einer eben dieser Werwölfe, oder Lykanthropen wie man uns auch nennt, und weiss daher wie viele Unwahrheiten über uns kursieren. Etwa die Sache mit dem Vollmond. Dass wir da zu Bestien werden oder wir den Mond anbeten. Blödsinn! Wir können nur, so wie übrigens viele Menschen und Tiere auch, etwas weniger gut schlafen und sind etwas aufgedrehter. Also nichts besonderes. Aber der schlimmste Irrglaube ist die Sache mit dem Mate. Dem Gefährten, der einem von der Mondgöttin zugeteilt wird. Diesem Irrglauben sind irgendwann viele der Werwölfe selber unterlegen und haben ihn für wahr befunden. Deswegen vermehrten sie sich nicht mehr, weil sie auf ihren Seelenverwandten warteten. Gingen keine Beziehungen mehr ein, wenn er oder sie nicht 'der oder die Richtige' war. Und nun? Sind wir mittlerweile schon beinahe ausgestorben. Zurück zu mir, ich bin bereits eine eher ältere Werwölfin und lebe seit Jahren alleine. Das ist übrigens auch Bullshit, dass wir im Rudel zu leben haben, sonst drehen wir durch. In meiner Stadt leben neben mir nur noch zwei weitere Wölfe, welchen ich übrigens noch nie begegnet bin. Ich rieche sie bloss. Wir wissen voneinander, haben aber kein Bedürfnis, uns kennenzulernen. Und in dieser riesigen Stadt können wir uns gut aus dem Weg gehen.



Heute ist wieder einer dieser Tage. Am besten hätte ich ein Bett einfach gar nicht erst verlassen. Nicht nur, dass ich verschlafen habe, den Bus habe ich auch verpasst, verregnet bin ich auch worden weil ich verschlafen habe, deswegen den Bus verpasst habe und natürlich weil ich mich so beeilt habe den Schirm vergessen hatte. Und natürlich hat das heute auch mein Vorgesetzter bemerkt, der sonst wie ein Adler über allem fliegt, alles kontrolliert und nur runterkommt, um seine Opfer zu erlegen. Und eben heute bin eben ich dieses Opfer geworden. Nervös sitze ich im Vorzimmer zu seinem Büro, wo ich hinzitiert wurde. Seine Sekretärin mustert mich mitleidig, bin ich noch halb durchnässt vom Regen, werde ich doch gleich zur Schnecke gemacht werden. Und das weiss sie. Soeben knackt es in ihrem Empfangsgerät, und eine tiefe, leicht rauchige Stimme spricht zu ihr: "Sie können Frau Bertschi nun rein schicken." Die Frau nickt mir zu, ich habe es auch gehört, weitere Worte sind nicht mehr nötig. Leicht zögernd gehe ich auf die massive Holztür zu, ehe ich nach einem letzten durchatmen die Klinke drücke und das geräumige Büro betrete.
Die eine Seite ist komplett verglast und erlaubt einen fantastischen Blick über die Stadt. Und direkt davor steht dieser übertrieben grosse Schreibtisch. Und mein Chef. Ich habe ihn bisher immer nur von der Ferne gesehen, bis ich heute im selben Fahrstuhl gelandet bin. Weil ich ja eben zu spät war und nicht mit dem üblichen gefahren bin. Und er sieht von nahem noch besser aus als von weitem. Wie auch vor kurzem in der Kabine mustert er mich unverhohlen von oben nach unten. "Frau Bertschi?" Ich nicke, er macht zwei Schritte auf den Tisch zu und nimmt meine Akte auf, ehe er in eben dieser blättert. "Sie sind ledig?", fragt er weiter. Nun bin ich verwirrt. Nicke. Er sucht den Blickkontakt. "Liiert?", ich ziehe die Brauen zusammen. "Sind das nicht etwas zu persönliche Fragen?", antworte ich. Nun schaut er mich verwirrt an, überlegt kurz, ehe er meint: "Schön, sie wollen keine Spielchen spielen, noch besser. Dann komme ich gleich zum Punkt. Meine Eltern wollen mich unbedingt verheiraten, darauf habe ich keine Lust. Daher suche ich jemanden, der mich als mein Date zur Spendengala nächste Woche begleitet." Was? "Und wieso ich? Rufen sie ein Escortgirl, da hätten sie mehr von..." Sein Mundwinkel zuckt kurz hoch, mit dieser Antwort hat er wohl nicht gerechnet. "Könnte ich, doch das würden sie rausfinden. Was ich brauche ist eine bodenständige Frau, kein unreifes Früchtchen das keine Ahnung vom Leben hat. Und ich weiss nicht, irgendwie haben sie mich vorhin... wie soll ich sagen? Irgendetwas an ihnen kommt mir bekannt vor. Daher dachte ich, ich frage sie einfach mal. Natürlich bezahle ich sie gut dafür!" Skeptisch verenge ich die Augen. Also bin ich einfach random ausgesucht worden, weil? Keinen echten Grund. Aber ehrlich gesagt, der Lohn für mein Begleiten an dem Abend war zu verlockend. Geld kann man immer brauchen. Und ich musste gar nichts tun, nur hingehen, neben ihm stehen, lächeln, und so tun als würden wir uns etwas besser kennen. Ich muss nicht mal seine Freundin spielen. Es würde reichen, dass eine Familie denkt, dass sich da was am anbahnen ist.

Keine normale WerwolfgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt