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Yoongi

Scheiße, der kleine war also wirklich auch hier gewesen. Ich fasse es nicht. Was hat er bitte vor? Versucht er sich jetzt wirklich in die Familie zu schleichen, die ihn eigentlich so gar nicht haben will? Er hatte doch seine perfekte Familie, was will er also von uns?

"Wovon redest du bitte?" Was soll ich bitte mit dem gemacht haben? Ich habe gar nichts gemacht, was soll das hier eigentlich?

"Ah ja stimmt, kannst du gar nicht wissen, weil du ihm die Tür vor der Nase zu schlägst. Okay warte, ich verstehe dich ja in der Situation, aber Yoongi passt auf, was du vor ihm sagst. Dir ist es nicht bewusste und klar gewesen, aber er deine Worte klar und deutlich vor eurer Tür gehört. Du solltest erstmal seine Geschichte kennen, um ihn zu beurteilen, ob er wirklich wie er ist Yoongi"

Aus Reflex heraus, wie er das schon sagte, wich ich von ihm zurück. Er will mir jetzt wirklich die Lebensgeschichte des Jungen aufbrummen? Daran hatte ich echt wenig Interesse. Ohne etwas zu sagen, ging ich zur Tür, um von hier zu verschwinden, doch an der Wohnzimmertür wurde ich am Handgelenk gepackt.

"Yoongi bitte, hör doch einfach erst mal zu und urteile dann über ihn. Bitte, tu's für mich!", flehte Jimin mich an. Ich schloss meine Augen und stieß die angesammelte Luft aus. Es war wieder mal Jimin und ließ mich auch sogleich von ihm auf das Sofa ziehen.

"Nur um es gleich klarzumachen ... du ... und er ... seid euch ähnlicher als du vielleicht denkst Yoongi, aber hör mir zu wie ich darauf komm", fing er an. Das würde jetzt also eine Story werden. Sollte ich mir noch vielleicht etwas zu trinken mit Popcorn holen, ich bekomme eine Geschichte vorgelesen? Mein gedanklicher Sarkasmus war kaum aufzuhalten, ich durfte es nur nicht nach außen tragen.

"Dann fang mal an!", forderte ich ihn auf.

"Yun-ho ist ein Waisenkind Yoongi. Er hat niemand mehr, falls es dir nicht aufgefallen ist, er lebt auf der Straße und das seit Wochen, kämpft sich irgendwie durch. Er ist vor einer Woche aus dem Krankenhaus abgehauen, als er versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Yoongi, dir sollte gleich klar werden, dass er genau weiß, was du durchmachst!"

Er soll sich das Leben genommen haben? Warum? Ich verstehe nicht ganz, warum einer wie er auf der Straße leben soll? Das ergab für mich keinen Sinn. Verwirrt sah ich ihn an.

"Warum macht das ganze gerade für mich keinen Sinn?", entfloh es mir und da sprang Han-ha ins Gespräch ein. "Weil du die ganzen Jahre das Bild hast, dass er eine perfekte Familie hätte, die ihm alles gibt, obwohl du nichts hast. Yoongi du solltest genau überlegen, was du als Nächstes tust. Er hat dich und Geum-jae nicht ohne Grund gesucht!"

Das größere, was ich hier eben nicht verstehe, wie er auf der Straße leben kann? Sie hatte recht, das passte nicht in das Bild, das ich in meiner Vorstellung von ihm hatte. Unser Stiefvater hatte doch nur so vor Freude und Stolz getrotzt als er auf der Welt war.

"Wir wussten doch die ganzen Jahre, dass unser Stiefvater irgendwelche Dinge im Geheimen machte, nicht mal unsere Mutter wusste davon. Yun-ho wusste es. Er lebt auf der Straße, ja, aber ebenso auch auf der Flucht. Der alte hatte doch ohne scheiß mit der Mafia zu tun gehabt, tja, der Boss wurde er nun zu gefährlich und der hat so zu sagen nicht lange gefackelt und den Umgebracht, so und jetzt schlimme, den Rest ebenso. Yun-ho ist seit her auf der Flucht. Bedenke er hat zu gesehen, wie dieser Mafia Boss den erschossen hat"

Ich gab mich nach außen hin emotionslos, aber innerlich versuchte ich irgendwie meine Schlüsse zu ziehen. Was soll ihn mir so ähnlich machen? Etwa, weil er ein Trauma davon trägt? Das konnte vielleicht sein, aber das macht ihn mir noch lange nicht ähnlich.

Auch wenn er sich ein mal versucht hat das Leben zu nehmen, zählte ich das nicht. Ich hatte mehrere Versuche hinter mir, viel mehr als er.

Ich spürte Jimins Hand auf meiner und sah zu ihm rüber. "Bitte überdenke das ganze doch noch mal! Er sucht Schutz, Menschen, die ihn verstehen, sein Leiden kennen und wer kennt solch ein Leid besser als du. Klar er ist frisch in dem ganzen drin, aber du könntest im Helfen nicht zu tief rein zu rutschten, oder willst du das er leidet? Willst du, dass er als dein Bruder, vergesse mal, wer sein Vater ist, dasselbe durchmacht? Denk daran, deine Mutter hätte das weniger gewollt"

Jimin wusste ja auch immer, wie er es schaffen konnte, aber ich ließ es nicht an mich ran. Er ist immerhin Zwölf, er wird das auch so schaffen. Noch nie hat jemand meine Hilfe in irgendwas gebraucht, noch nie hat mich als Schutzperson aufgesucht, geschweige denn als ein Mensch, der andere versteht.

Wie soll ich denn bitte jemanden und dessen Probleme verstehen, wenn ich mich und meine Dinge nicht mal verstand? Da ergab es wohl kaum Sinn, jemand verstehe und dann noch Helfen zu wollen.

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AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt