Luna sprang mir sofort in die Arme und ließ mich nicht mehr los. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie gerade glücklich ist.
Nach kurzer Zeit kam Luna's Mutter wieder und sagte: "Du kannst mit! Und die haben auch gesagt, dass Luna sonst nicht so viel lacht und so gut gelaunt ist. Etwas besseres hätte ihr nicht passieren können."Sie verabschiedete sich von Luna und verließ dann das Zimmer.
Beim frühstücken hat ein Kind seine Milch verschüttet und ich musste sie aufwischen. Andere Kinder bekamen ihr Dosen nicht auf oder mochten die Rinde ihres Brotes nicht.
Nach dem Frühstück hat die Sonne geschienen, das heißt wir haben einen Spaziergang gemacht. Die Kinder sind in zweier Reihen Hand in Hand gelaufen, wie man das so aus dem Kindergarten kennt. Vorne lief eine Erzieherin und ganz hinten. Normalerweise darf Luna nicht mitgehen, weil es für sie zu anstrengend ist. Aber die Mutter meinte im Moment ist sie sehr fit und darf mitgehen. Und um sicher zu gehen sollte ich sie an die Hand nehmen. Außerdem sind wir zu dritt. Fals sie nicht mehr kann, kann ich sie tragen oder zurück bringen.
Wir gingen zu einem Spielplatz an dem die Kinder frei herum laufen durften. Sie rannten, hüpften, schrien und lachten. Es gibt nichts schöneres als Kinder zu sehen, wie sie einfach das machen was sie wollen und dabei glänzende Augen haben. Alle waren irgendwo unterwegs und spielten. Nur Luna saß neben mir und hat meine Hand immer noch nicht los gelassen. Ich flüsterte einer Erzieherin: "Sitzt sie immer nur hier? Oder spielt sie sonst mit den anderen?" zu.
Sie antwortete: "Sie war noch nie dabei. Sie weiß nicht, dass sie aufstehen und rum rennen darf. Aber wenn du möchtest kannst du mit ihr zur Rutsche gehen und vielleicht kannst du sie dazu über reden die Leiter hoch zu klettern."
Ich stand auf und hob Luna von der Bank ich bückte mich und fragte sie: "Möchtest du mal rutschen?"
Luna: "Ja! Aber nur wenn du mich auffängst?"
Wir gingen zusammen zur rutsche und ich kletterte zusammen mit ihr die Leiter hoch. Dann ging ich wieder runter und stellte mich an das Ende der Rutsche. Ich zählte bis 3 und bei 'los' rutschte sie. Wie versprochen fing ich sie auf. Sie lachte und wollte nochmal. Sie rutschte immer wieder, bis eine der beiden Erzieherinnen zu mir kam. Sie sagte: "Wie hast du dass denn geschafft? Bei uns rutscht sie sonst nie!"Ich: "Keine Ahnung! Ich hab sie gefragt, ob sie rutschen möchte und sie hat ja gesagt, aber nur wenn ich sie auffange. Dann bin ich mit ihr zusammen hoch geklettert und hab sie unten aufgefangen."
Erzieherin: "Warte ich probier das auch mal!"
Ich ging einen Schritt bei Seite und sah dabei zu wie Luna mit der Erzieherin nach oben kletterte. Oben angekommen setzte sie sich hin und klammerte sich an der Halterung fest. Sie fing an zu weinen und sagte: "Ich will nicht rutschen! Ich habe Angst!"
Die Erzieherin lief zu ihr und sprach ihr Mut zu. Doch Luna wollte nicht. Dann winkte die Erzieherin mich zu ihr und sagte: "Nehm bitte mal ihre Hand und versuche es nochmal, sie da runter zu bekommen." Ich ging sofort zu Luna und redete mit ihr, dann nahm ich ihre Hand und zählte wieder bis 3. Und ohne wieder Worte rutschte sie.
Zurück im Kindergarten wurden schon ein paar Kinder abgeholt, bis schließlich auch Luna's Mutter kam. Ich erzählte ihr, dass Luna mit draußen war und ein paar mal gerutscht ist. Wir verabschiedeten uns von den anderen und gingen hoch um meine Sachen zu holen.
~
Im Wartezimmer waren wir die einzigen, weswegen wir auch schnell dran kamen.
Die Frau an der Rezeption zeigte uns das Zimmer, in das wir sollten. Wir begrüßten den Arzt und erklärten ihm, wer ich bin, und was ich hier mache.
Der Arzt untersuchte Luna gründlich. Am Ende der Untersuchung sagte der Arzt zu mir: "Sie haben eine gute Wirkung auf Luna. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte sich ihr Zustand verschlechtert. Durch Sie ist sie fröhlicher und lacht mehr. Das tut ihren Körper gut. Außerdem denkt sie weniger nach, das führt dazu, dass sie besser gelaunt ist. Sie nutzt das Leben aus und wartet nicht einfach bis es rum ist, wie vorher. Durch das viele lachen und sprechen wird ihr Körper stärker, weswegen sie weiter laufen kann. Allgemein haben Sie eine Wirkung auf sie, wie es nicht einmal Medikamente schaffen. Ich hoffe Sie werden Luna öfter besuchen. Luna hat es verdient zu leben und mit Ihrer Hilfe kann sie es auch."
Ich: "Danke! Ich habe schon mit ihrer Mutter ausgemacht, dass ich einmal die Woche vorbei komme und mit ihr spiele."
Arzt: "Sehr gut! Ich bin sehr zuversichtlich, was die Behandlung angeht. Mit Ihrer Hilfe schafft sie es."
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Zu Hause ließ ich mich auf's Sofa fallen. Luke setzte sich neben mich und fragte wie der Tag war. Ich erzählte ihm von dem Arztbesuch und schlief dann an seiner Schulter ein.
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Am nächsten Morgen brachte Luke mich wieder zum Kindergarten. Wir liefen Hand in Hand durch das Zimmer. Die Erzieher sahen uns verwirrt an. Wir setzten uns besprachen den Tagesablauf. Als immer mehr Kinder kamen sagte Luke er würde gehen. Ich ging mit ihm zur Tür und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
Als ich wieder am Tisch saß, sahen mich alle an. Eine sagte dann: "Ich glaube euch nicht! Da läuft doch was!"
Ich: "Nein, ganz sicher nicht!"
Erzieherin: "Und was war das dann für ein Kuss?"
Ich: "Ein Abschiedskuss?!
Erzieherin: "Unter Freunden?!"
Ich: "Jap!"
Erzieherin: "Hahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahaha! Du kannst mir nicht erzählen, dass man das jetzt in euerer Generation so macht!"
Ich: "Nein, das machen ja auch nur ganz wenige!"
Als letzte kam auch noch Luna mit ihrer Mutter. Sie kam lächelnd zu mir und sagte: "Guten Morgen Aria! Ich habe mir gedacht, es wäre ganz sinnvoll wenn wir Nummern austauschen. Dann kannst du immer bescheid sagen, wenn du vorbei kommst.
Ich gab ihr meine Nummer und sie schrieb mir eine Nachricht, damit ich auch ihre Nummer hatte.
Heute war mein letzter Tag, deswegen war ich etwas traurig, aber ich versuchte die Erzieher noch einmal von mir zu über zeugen.
Ich setzte mich wieder mit Luna in die Ecke und las ihr ein Buch vor. Danach spielte ich mit anderen Kindern Memory, wobei ich jede Runde verloren hatte. Kinder in dem Alter können alles andere ausblenden und werden nicht so schnell abgelenkt wie wir älteren.
Nach dem Essen setzten wir uns in einen Kreis und sangen Lieder.
Ich fragte in die Runde: "Kennt ihr auch Englische Lieder, die im Radio kommen?"
Alle Kinder schüttelten ihren Kopf.
Ich nahm mein Handy und machte die Karaoke Version von 'Love me like you do' an.
Dazu sang ich, so gut ich konnte. Ich weiß ich kann nicht singen, und deswegen waren auch ein paar schiefe Töne dabei. Aber die Kinder und die Erzieher klatschten und waren begeistert. Also kann es nicht all zu schlimm gewesen sein.
Ich sah zu Luna, die Tränen in ihren Augen hatte.
Ich setzte mich zu ihr und fragte: "Was ist los?"
Luna sah mich an und sagte dann: "Ich habe noch nie jemanden gehört, der so schön gesungen hat!"
Mag vielleicht sein, dass Luna sehr nah am Wasser gebaut war, aber trotzdem ist es schön wenn jemand einem so ein Kompliment macht.