„Das ist voll cool, stimmt's?" Natascha drehte sich stolz vor Genia. „Ja, bei euren Kostümen da können wir nicht mithalten." Inas Mutter zwinkerte der Kleinen zu, obwohl das übertrieben war, denn das Zaubererkostüm, in dem Genia steckte war auch sehr hübsch. Auch ihre kleine Halbschwester steckte in dem gleichen Kostüm wie ihre Mutter. Der große Zauberhut war fast genauso groß wie Espie. Ina musste schmunzeln. Das sah so süß aus. „Da schauen wir mal, wer nachher mehr Süßigkeiten abräumt. Die Zauberer..." Luca trommelte mit seinen Händen auf der Brust und wurde sofort von Espie imitiert. „....oder die bösen Piraten." Er deutete mit seinem Finger und kraus gezogener Nase auf Linus, Natascha und sie. „Die Piaraten sind nicht böse. Ina ist lieb." Espie schüttelte so entschieden ihren Kopf, dass ihr Zaubererhut auf den Boden fiel. Ina bückte sich und hob den Hut auf. Bevor sie ihn der Kleinen wieder aufsetzte, beugte sie sich zu ihr hinunter und drückte ihr einen Kuss auf ihre kleine speckige Wange. Espie hatte sich schon von Anfang an ganz tief in ihr Herz geschlichen. „Können wir auch mal reinkommen?" Hinter ihnen waren Lucas Eltern zusammen mit seiner Schwester und seiner Nichte und dem Neffen aufgetaucht und drängten sich durch die Tür. „Außerdem zocken wir hier die meisten Süßigkeiten ab, nicht wahr!" Leon hielt der kleinen Carmen seine Hand zum Einschlagen hin. Beide stellten sich nebeneinander und ließen ihre Vampirzähne aufblitzen. „Das ihr Kerle immer aus allem einen Wettbewerb machen müsst." Seine Frau Lisa schüttelte ihren Kopf. „Mir reicht es schon, dass ich die ganze Zeit wie so eine oide Fledermaus herumrennen muss. Dieser Umhang bleibt ständig überall hängen. „Ohne Herausforderung wäre das Leben doch langweilig", mischte sich Linus ein. So ein Vergleich untereinander zeigte einem doch wenigstens wo man stand und half sich weiterzuentwickeln. „Na da haben wir Frauen es leichter. Das Leben mit euch Kerlen ist schon Herausforderung genug für uns. Da brauchen wir nicht noch mehr Herausforderung", lachte Genia und zwinkerte Ina zu und hielt ihr die Hand zum Einschlagen hin. „Sag deinem garstigen Weib mal, dass wir Goretzka Männer ein Segen und keine Herausforderung sind", grollte Leon in Richtung seiner Schwiegertochter, konnte sich ein Grinsen dabei aber doch nicht verkneifen. „Oh ja, das seid ihr definitiv." Genia schlang ihren Arm um Lucas Hals und küsste ihn impulsiv. „Eh, hier sind noch Kinder." Das war Alex, Genias Stiefmutter, die mit einem Tablett mit gruselig aussehenden Gläsern aus der Küche an ihnen vorbeilief. „Das...das war ja..." Natascha zuppelte nervös an ihrem rotweiß gestreiften Rock und zog ihn etwas hoch, so dass er die Knie nicht mehr verdeckte und die Netzstrumpfhose noch mehr zum Vorschein kam. „Können wir denn endlich ins Wohnzimmer? Bestimmt warten Ben und Paula schon." Entschlossen schnappte sie sich Carmens Hand und zog ihre Freundin mit sich. Die anderen folgten den beiden. Nur Luca und Linus standen noch im Flur. „Könnte es sein, dass da jemand es plötzlich ziemlich eilig hat? Ich habe so das Gefühl, dass da bald ziemlich unruhige Zeiten auf dich zukommen. Glücklicherweise habe ich da bei Espie noch etwa länger Zeit bis ich kleine Jungs erschrecken und ihnen Angst einflößen muss, damit sie ihre Griffel von meiner Tochter lassen." Luca musterte Linus eingehend. „Oder ist das schon der Grund für deine Augenringe? Da hilft ja nicht mal mehr Inas Abdeckstift. Junge, Junge....wann hast du das letzte Mal geschlafen?" Luca schüttelte schockiert seinen Kopf. „Und jetzt komm mir nicht wieder damit, dass du letzte Nacht im Bett so aktiv warst, dass du nicht zum Schlafen gekommen bist. Dann müsste Ina nämlich genauso Augenringe haben. Und die sah aus wie das blühende Leben." Was sollte Linus darauf antworten? Die Wahrheit? Wohl nicht. Oder doch? Im Gegensatz zu Ina wusste Luca was damals in Hamburg vorgefallen war. Ihm hatte Linus die ganze Geschichte erzählt. Damals, als Abschreckung, um seinen Freund davor zu warnen den gleichen Weg einzuschlagen. „Ach in der Firma ist gerade ein bisschen mehr zu tun." Das stimmte ja auch und war nicht gelogen. Irgendwie wäre es Linus schon peinlich seinem Kumpel von diesen dämlichen Albträumen zu erzählen. Welcher Mann ließ sich von so etwas schon kleinkriegen? Nur Frauen hatten Albträume. Männer stellten sich ihren Geistern und ließen sich von denen nicht so in Schach halten. „Die Firma!" Luca verzog angewidert das Gesicht. „Hat diese scheiß Firma nicht schon genug Opfer verlangt? Tu mir einen Gefallen und fahr da mal ein bisschen zurück. Oder willst du auch genauso wie Constantin enden? Ich bin mir sicher, dass ihr sein Pflegeheim auch noch bezahlen könnt, wenn ihr einen Auftrag weniger habt." Linus schüttelte seinen Kopf. „Das ist schon noch alles im grünen Bereich. Ich habe das im Griff." Luca schnaubte verächtlich. „Das habe ich damals auch immer zu dir gesagt. Du erinnerst dich vielleicht noch daran? Das wird dir auch jeder Alkoholiker sagen, der die Flasche in der Hand hält und durch die Gegend torkelt." Ja, Linus konnte sich noch gut daran erinnern, wie er immer auf Luca in Barcelona eingeredet hatte. Wieso hatte sich das Blatt gewendet? Was war passiert? „Ich mache mir halt Sorgen um dich, Kumpel" Luca klopfte ihm auf die Schulter. „Musst du nicht. Ich habe das wirklich im Griff. Aber sag mal, hast du nächste Woche mal einen Tag Zeit? Ich bräuchte da mal deine Unterstützung?", wechselte er das Thema. Hatte er wirklich alles im Griff? Linus war sich da gerade selbst nicht mehr wirklich sicher. Lief sein Leben wirklich noch in die Richtung, die er damals eingeschlagen hatte? Nein, natürlich nicht. Die hatte er ja aufgegeben als er mit nach Düsseldorf gegangen war, um Ina zu unterstützen. Damals war er sich sicher, dass er einen gangbaren Mittelweg finden würde. Aber so langsam setzte sich in ihm das Gefühl durch, dass er die Balance verloren hatte und schon leicht ins Trudeln kam. Er musste unbedingt gegensteuern bevor er abstürzte. Aber wie? Wie sollte er die Albträume verschwinden lassen?
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...