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Yoongi

Es war wirklich etwas anderes, wenn Jimin nicht zu Hause war, aber die letzten zwei Malle als Jimin bei seinen Freunden war, habe ich es ja auch ausgehalten. Ich hatte darum gebeten, zu seinen Freunden zu gehen.

Klar wir hatten diese Einstellung, dass niemand alleine irgendwo hinging, aber Jimin brauchte seine Freizeit von mir und brauchte ebenso seine Freunde, also ließ ich ihn alleine gehen. Zwar wollte das Jimin das erst nicht, da er Angst hatte, ich könnte mich wieder schneiden, aber ich hatte es geschafft es nicht zu tun, und außerdem hatte ich nichts getan, was in mir den Drang danach erweckte, also kein Grund.

Diese Zeit vor zwei Tagen in der Wanne ging mir in Kopf herum. Es war so ein komisches Gefühl von Jimin ein Lob zu bekommen, dass ich es heute noch als so komisch und ungewohnt empfand. Die letzte Woche ist mir so einiges durch den Kopf gegangen, aber erst seit dem im Bad wurde mir doch etwas klar und es plackte mich so stark.

Ich hatte vor, das heute für etwas zu nutzen.

Ich stand schon seit zwei Minuten vor der Haustür von meinem Bruder. Ich weiß das Geum-jae und Han-ha nicht da sind, aber ich wusste, wer da war und auf Sa-ra aufpasste.

Ob es doch so eine gute Idee wusste ich nicht so ganz, aber ich wusste das ich es tun musste und ich wollte das Schlechte gewissen endlich loswerden. Noch länger konnte ich damit echt nicht leben, denn es störte mich selber sehr.

Ich drückte den Knopf der Klingel und nur wenig später wurde sie von Sa-ra geöffnet.

"Huh, Onkel Yoon, warum bist du hier? Appa ist nicht da!", sagte sie mir. "Ich weiß, wo ist Yun-ho?", fragte ich sie. "Ich dachte, du kannst ihn nicht sehen?", fragte sie verwirrt. Oh Gott, wie soll ich ihr das jetzt bitte erklären, aber dann fiel das doch weg, als Yun-ho hinter ihr auftauchte und sie wegschickte.

"Du willst ernsthaft mit mir reden? Ich dachte, du brauchst Zeit?", hackte er nach. "Es geht um was anderes. Muss ich dich erst darum bitten, mich hereinzulassen, oder kooperierst du?"

Yun-ho machte die Tür weiter auf und ließ mich rein. Er wollte ins Wohnzimmer laufen, aber ich griff nach seiner Schulter und drehte ihn zu mir, aber Yun-ho verlor das Gleichgewicht und flog auf die Stufen der Treppe, saß da nun.

Ich kniete ich vor ihn hin und schaute ihn an, während er mich mit großen Augen ansah. Ich hielt sein Gesicht in meiner Hand, sah ihm genau in die Augen. Wieder sah ich sie. Der Schmerz durchzog mich wieder. Ich hielt, stand und um so länger ich dem Schmerz trotzte, den sie in mir auslösten, um so weniger Macht hatten sie über mich. Ich hielt seinem Blick stand, trotzte ihm.

Ich will nicht schwach sein, ich muss stark sein!

Ich wollte mich aus eigenem Wille der Angst stellen. Der Angst vor dem Trauma. Ich wollte auf den Rat von Ji-hyun hören und nur deswegen kniete ich hier vor meinem jüngeren Bruder, hielt sein Gesicht in meiner Hand und bohrte ihn mit meinem Blick. Ich konnte fühlen, wie er sich dadurch unwohl fühlte.

Der Schmerz wurde so allmählich eine Sehnsucht. Ich konnte sie in seinen Augen lachen sehen. Seine Augen, sie brachten es fertig, sie in glücklichen und schönen Momenten zu zeigen.

Was macht dieser Junge mit mir?

"Du siehst echt aus wie sie!" Ich spürte wie eine Trauer gemischt mit der Sehnsucht nach meiner Mutter in mir hochkam. Ich dachte schon gar nicht mehr über mein Handeln nach, tat es einfach. So zog ich Yun-ho von der Stufe runter, sodass er mit seinen Knien vor mir aufkam und ich ihn in meine Arme zog.

Wie ein kleiner Junge, der sich in seiner Verzweifelt an seine Mutter klammerte, so klammerte ich mich an ihn, drückte ich einfach nur an mich. Er verwirrte mich noch mehr, als ich dieses Gefühl verspürte, das sie mir immer gab, wenn sie mich in ihre Arme genommen hatte. Ich spürte diese Verbundenheit, diese Bindung und diese bedingungslose Liebe.

Ich spürte, wie er zögerlich seine Arme um mich legte. Er war ebenso von mir verwirrt wie ich von ihm, aber er stieß mich nicht weg. Verstand er mein Handeln etwa? Das glaubte ich zwar wenig, aber dennoch bemerkte ich, dass er das bekam, was er eigentlich von mir erwartet hatte. Ich spürte seine Erleichterung und ich dachte, er würde Angst, wenn nicht sogar Hass mir gegenüber entwickelt haben, aber dem war dann doch nicht so und das beruhigte mich.

Konnte ich es nun doch schaffen, Yun-ho eine Chance zu geben? Warum frage ich mich das überhaupt noch selber? Ich tat es doch bereits, sonst wäre das hier sicher nicht passieren. Ich ließ Yun-ho schon nah an mich ran, nicht nur körperlich, auch seelisch.

Ich tat es nicht unterbewusst, sondern ich wollte es so. Ich hatte mich damit bereits ihm geöffnet, jetzt wollte ich nur wissen, ob auch er sich mir öffnen wird, aber das beantwortet sich dann so gleich.

"Genau darauf hab ich gewartet. Danke das du mich akzeptierst großer Bruder"

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AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt