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Yoongi

Ich wollte mich schon gar nicht mehr von Yun-ho lösen, so stark hatte ich Angst dieses Gefühl würde gleich verschwinden. Es war so merkwürdig und ich denke, keiner würde das ganze hier wirklich verstehen.

Erst will ich ihn gar nicht in meiner Nähe, oder meinem Leben und jetzt wollte ich ihn nicht wieder loslassen. Aber eigentlich ist das nur so gekommen, weil ich mich konstant gegen diese Angst und das daraus heraus resultierende Trauma gewehrt hatte. Ich verstand mein Hirn oft selber nicht, verstehe teilweise selber nicht, was mit mir los, oder falsch war, aber das hier verstanden dann doch.

Es war unsere Mutter, die so viel in ihm zurückgelassen hat. Er hatte das in sich, was ich brauchte, was ich all die Jahre seit ihrem Tod, so vermisst hatte, was mir gefehlt hatte. Ich hatte es nun wieder und wollte das nicht wieder verlieren. Er war sie.

Man kann mich für verrückt, oder komplett durch Bezeichnen, es wäre mir egal.

"Es tut mir leid Yun-ho, ich hab einen Fehler gemacht, mehrere sogar. Hätte ich mich früher gegen die Angst des Traumas gewehrt, wäre das nie passiert. Ich hätte diese Dinge nie sagen dürfen. Es tut mir so leid"

So ehrlich hatte ich noch nie etwas bereut, vor allem nicht mit solchem Gemisch aus Gefühlen wie jetzt. Beschreiben konnte ich das ganze so, oder so nicht. Die paar Tränen liefen über meine Wangen. Ich konnte nicht mal einschätzen, was das für Tränen waren, ob vor Freude, oder doch vor Reue. Ich wusste es nicht.

"Alles gut Yoongi. Ich versteh' es schon warum, ich nimm dir das nicht Übel. Ich kann schnell verzeihen, auch wenn ich es nicht mal richtig an mich ran gelassen habe, weil ich wusste, wie du bist. Wir sind uns doch ähnlicher als wir dachten und das macht mich Glücklich. Wir sind Brüder!"

Ich schloss meine Augen, kniff sie mehr krampfhaft zu, um den Tränenfluss zu stoppen. Ich dennoch nicht, dass er mich so schwach sieht. Was soll bitte für ein Blick angeben? Ich wollte nicht als schwach auf ihn wirken, obwohl, tat ich das nicht schon?

"Trotzdem habe ich einen Fehler gemacht, denn ich so nicht wiedergutmachen kann. Du trägst keinerlei Schuld, die Schuld liegt bei mir", sagte ich zu ihm. Ich konnte ihn noch immer nicht loslassen, drückte ihn noch immer nah an mich ran.

Wie viel Zeit eigentlich verging, war mir nicht klar, vor allem hatte ich das Gefühl für die Zeit verloren, konnte nicht mal sagen, wie lange wir hier schon halb auf dem Boden knieten und uns in den Armen hielten. Yun-ho strahlte doch so viel aus, dass ich schon dachte, er könnte mir doch noch entkommen, aber das wollte ich nicht. Jetzt wo ich wusste, dass er so viel von ihr hat, wollte ich ihn nicht mehr gehen lassen!

"Ahm, ich habe ja nichts gegen Umarmungen, aber ich brauche auch wieder Luft zum Atmen, du erdrückst mich leicht Yoongi", kam es von ihm. Sollte ich ihn wirklich loslassen? Ich hatte Angst, dass er wegrennt. Aber ich lockerte dennoch meine Arme um ihn und er befreite sich aus ihnen, atmete einmal.

"Du kennst doch sicher das Gefühl, wenn du denkst, dass alles und jeder gegen dich ist und es kein Ausweg aus dem Hass der Menschen und des eigenen Hasses gibt?", fragte er auf einmal und ich wusste nur zu, gut, wovon er da sprach. Yun-ho hatte sich auf die unterste Stufe gesetzt, sodass ich dann doch größer war und ich meine Finger unter sein Kinn legte, um seinen Kopf zur mir hoch zu drücken.

"Ich kenne das zu gut, aber ich gelernt, die Menschen zu ignorieren. Es ist schon schwer genug, mit dem Selbsthass klarzukommen, da sollten dich die Menschen wenig interessieren. Blende sie einfach aus und mach die Welt zu deiner Welt, in der die Menschen nur wie Tiere herumlaufen. Hunde und Katzen schauen dich auch nur an", sagte ich zu ihm.

Erst blinzelte er mich nachdenklich an, verstand dann aber wie ich es meinte und er dann nickte.

"Wirst du mir helfen, mit dem Scheiß klarzukommen? Ich habe Angst vor mir selber. Ich hätte nie gedacht, dass ich durch meine Art wie ich bin, andere Menschen so krass verletzte. Habe ich ein Fehler in meinem Kopf, der mich zum Außenseiter macht?"

Ich schüttelte den Kopf und nahm sein Gesicht in meine Hände, sah ihm wieder genau in die Augen.

"Du hast kein Fehler, Yun-ho. Das bist einfach nur du und so wie du bist, musst du lernen dich selbst zu akzeptieren, dann kommst du auch besser mit dir selber klar. Du bist dennoch Mensch. Außenseiter hin oder her, du wirst nur ausgegrenzt, weil keiner so einzigartig ist wie du, was einfach nur Neid der Leute ist. Gib da nichts drauf und mach dein Ding!"

Er senkte wieder sein Kopf, sah wieder etwas traurig aus. Aber mal ehrlich, bisher hatte ich Yun-ho nur mit diesem traurigen, monotonen Ausdruck im Gesicht gesehen.

"Es wird schwer, damit klarzukommen, aber glaub mir, das lernst du dann schon. Ich habe es auch geschafft"

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AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt