Eine Gehirnwäsche

1K 60 58
                                    

POV Inéz

„Inéz?" Reißt mich eine tiefe Stimme aus dem Schlaf.

Ich öffne meine Augen und versuche mich an die neue Umgebung zu gewöhnen.

Der gesamte Raum ist so hell und so dunkel zugleich.
Ich fasse mir an den Kopf und kann mich nicht daran erinnern, gestern solche starken Kopfschmerzen gehabt zu haben.

„Vater? Wo bin ich?" Das ist nicht der Raum, in dem
ich gestern Abend eingeschlafen bin. Es ist nicht dieses Zimmer, in dem ich die letzten Wochen depressiv die Zeit totgeschlagen habe.

Hier gibt es zwar ein Fenster, aber dafür keine Möbel. Ich senke meinen Blick auf das Bett, das aus einem ungemütlichen, metallischen Lattenrost und einer dünnen Matratze besteht.

„Meine kleine, unschuldige und reine Inéz, ist nicht so unschuldig und rein, wie ich es erhofft hatte. Dieser Raum passt besser zu dir."

„Vater, was ist mit dir los? Brauchst du psychische Hilfe?"

Sein Blick verzerrt sich gefährlich. Er breitet seine Handfläche aus und ein stechender Schmerz macht sich auf meiner Wange breit. Ich weine nicht, ich kenne Vater. So war es schon immer mit ihm.. irgendwann passt man sich seinen Lebensverhältnissen an.

„Nein, du brauchst Hilfe. Du bist ein Mädchen voller Sünde und Scham. Isra berichtete mir, wie du dich vor ein paar Tagen selbst befriedigt hast. Damit ist jetzt Schluss. Hier werden sie dich zähmen."

„Wer wird WAS mit mir machen?!"

Vater steht auf und bewegt sich in Richtung Ausgang. Es ist eine metallisch glänzende Türe, die durch einen Riegel ab und aufgeschlossen werden kann.

„Warte nicht auf Zéni. Sie ist auf einem Dinner mit Miguel und weiß nichts über das hier."

<<Über das hier>>, was meint er damit?
Wo hat er mich jetzt eingesperrt?
Ich will sofort zurück in den weißen Raum.

Leise, dumpfe Stimmen ertönen hinter der Türe.

„Hallo Doktor, ja sie ist wach. Sie haben mein vollstes Vertrauen. Mir sind alle Mittel recht, nur bringen Sie meine Tochter zur Vernunft."

Zur Vernunft?!

„Aber selbstverständlich, Sir Padre."
Die Tür öffnet sich wieder und eine Frau mittleren Alters tritt ein. Völlig in grellweiß gekleidet. Ihre lockigen Haare sind ungekämmt und stehen in alle Richtungen ab. Die Brille liegt schief, der Blick aufgeweckt. Insgesamt macht sie den Eindruck, einer verrückten Chemikerin oder einer gestörten Psychologin.

„Inéz Padre, Sie sprechen mich mit Doktor an." Sie nimmt sich einen hölzernen Hocker und setzt sich neben das „Bett".

„Darf ich erfahren, wer Sie sind?" Gott, diese verdammten Kopfschmerzen!

„Nein, dürfen Sie nicht. Machen Sie was ich sage und wir sind schneller mit dem Programm fertig."

„Welchem Programm?"

Sie antwortet nicht, sondern steckt ihre Nase in den Unterlagenblock, der auf ihren Schenkeln liegt. „Das könnte jetzt ein wenig brennen...", sie räuspert sich.

Bevor ich darauf reagieren kann, holt sie eine Spritze aus ihrem Arztkittel und sticht mir in den Arm. Jetzt ist es vorbei, ich werde sterben. Das ist das klägliche Ende einer Mohnblumen-Fanatikerin....

„Wie alt sind Sie?"

„18." Kommt es mir, wie aus einer Pistole geschossen.

„Geburtstag?

„Erster Januar."

„Lieblingsfarbe?"

„Keine, ich mag alle."

„Freunde?"

„Ein Zimmermädchen, meine frisch gebackene Cousine und eine hilfsbereite Prostituierte." War das zu viel Wahrheit?

Frau Doktor zieht eine unzufriedene Miene.

„Ihr Vater?"

„Ein scheiß Idiot."

Die Ärztin nickt. „Gut, das Serum wirkt. Es sollte Ihre Gedanken etwas sortieren... Ihnen auf die Sprünge helfen. Sie gewissermaßen dazu zwingen, die Wahrheit zu offenbaren."

„Gibt es so ein Serum wirklich? Denn legal klingt das ganz und gar nicht."

„Wie Sie sehen, gibt es das Mittel wirklich und ob es legal ist, tut nicht zur Sache."
<Mir sind alle Mittel recht>, sagte Vater vorhin zu ihr. Sie nimmt es ernst.

„Was denken Sie, dass Sie hier erwartet?" Ihre schräg sitzende Brille, rutscht ihre Nase herunter und sie schiebt sie langsam wieder hoch.

„Eine Gehirnwäsche. Mein Vater meint wohl, Selbstbefriedigung und S*x gehört verboten. Ich verrate Ihnen mal etwas, solange das Serum noch seine volle Wirkung zeigt. Mein Vater  f*ckt seine neue Freundin Isra ohne Pause. Bedürfnisse sind normal und es ist krank, dass ein Vater so auf die <Reinheit> seiner Tochter besteht. DAS IST GESTÖRT!!" Schreie ich sie an und sie regt sich nicht.

„Sie sind wirklich eine unerzogene Göre! Darum sind Sie hier genau richtig, meine Hände konnten bereits viele verlorene Mädchen auf den rechten Weg der Keuschheit führen."

„Ihre Meinung geht mir am Arsch vorbei! Lassen Sie mich gehen oder ich f*ngere mich vor Ihren keuschen Augen. Wie wäre das?" Das Wahrheits-Serum kommt mir gerade mehr als gelegen.

Die Augenbrauen der Ärztin schießen empört in die Lüfte.

„Ich muss Ihrem Vater jedes Mal einen Bericht zukommen lassen, über ihre Verhaltensweisen und Fortschritte. Was soll ich denn jetzt bitte in diesen reinschreiben?"

„Hmm...".. ich spiele die Nachdenkliche.

„Vielleicht sowas wie <Ihre unreine Tochter wollte sich vor meinen Augen selbst befriedigen, Mr Padre>."

„Solch' ein unsittlicher Humor schickt sich nicht für eine Dame."

„Mir doch egal." Blöde Pute.

„Schön, dass Sie es trotz' allem als Humor verstehen." Ich zwinkere ihr zu und sie macht sich weitere aggressive Randnotizen. Bei Gott, wie komme ich hier heil raus?

Vielleicht doch die Rolle eines reinen, keuschen und unschuldigen Mädchens einnehmen?

(Danke für's Lesen <3 Gerne Votes & Kommis dalassen oder mir folgen ;)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt