Yunsan

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Seufzend lag ich auf meinem Bett und sah in den dunklen Himmel. Er drückte genau meine Stimmung aus. Während ich hier lag, verbrachte mein bester Freund wieder einmal Zeit mit seiner Freundin. Immer wieder fragte ich mich, wie ich mich nur in ihn verlieben konnte. Choi San. Ich war selbst damals zu schwach, um zu verbergen, dass ich mich ritzte. Er weiß es, aber interessieren tut es ihn ja herzlich wenig. Er kannte den Grund nicht dafür. Das war auch besser so.

Ich stand langsam von meinem Bett auf und genau in diesen Moment klingelte es an meiner Tür. Das muss San sein. Ich hab ganz vergessen, dass er ja heute noch vorbeikommen wollte. Ich hab vergessen mich fertig zumachen. Ich sah wirklich schlimm aus. Verdammt nochmal. In meinem verdammten Leben läuft aber auch echt alles schief. Er wird mich niemals so lieben, wie ich es tat. Schon paar Mal hatte ich versucht mir das Leben zunehmen, aber immer wieder konnte meine Mutter mich retten. Ein drittes oder viertes Mal wird sie mich nicht retten können. Wahrscheinlich wird es auch das letzte Mal sein, dass ich etwas mit meinem besten Freund unternahm oder ihn sah und in die Arme schließen konnte. Ich hab das Ganze jetzt schon zwei Jahre durchmachen müssen. Anfangs konnte ich es nicht glauben. Es hatte sich alles so falsch angefühlt. Es war so falsch, dass ich mich selbst bestrafen musste. Ich griff zum Messer und hatte mich das erste Mal geschnitten. Es hatte mich befreit. Es hatte sich richtig angefühlt. Es wurde zu einer Sucht. Irgendwann hatte ich das Bedürfnis mich einfach umzubringen. Es funktionierte nicht. Es funktionierte nie. Es muss endlich ein Ende haben. Da kann mich aber auch niemand mehr aufhalten. Das werde ich verhindern.

Ich stolperte schwach zur Haustür und öffnete sie. Sofort sah ich in das lächelnde Gesicht meines besten Freundes. Als er mich aber so sah, verschwand sein Lächeln langsam und er sah mich aus besorgten Augen an. Bis vor kurzem hatte ich noch geweint. Das hatte ich bis eben noch vergessen. "Yunnie, was ist denn los? Ist alles okay?" Ich bereitete ihn doch nur Sorgen. Ich machte ihn ja nicht mal mehr glücklich.

Ich ließ ihn rein und war einige Schritte zur Seite getreten. Ich schloss die Tür und ging ins Wohnzimmer. Er war mir gefolgt. Ich ließ mich auf der Couch nieder. Er tat es mir gleich. "Hast du es wieder getan?" Ich schluckte kaum hörbar und nickte zögerlich. Er seufzte traurig aus. "Zeig her!" Nur zögerlich streckte ich meinen Arm zu ihn. Er nahm ihn sanft in der Hand. Die Stellen, an denen er mich berührt, fingen etwas zu kribbeln an. Es fühlte sich gut an. Es war aber falsch. "Yunho...wieso tust du das?" Ich sah zu San, da seine Stimme gegen Ende etwas gebrochen war. Er sah mich aus wässrigen Augen an. "Sag es mir endlich! Mach ich irgendwas falsch? Liegt es an mir? An deinen Eltern? Bitte, Yunho! Ich will dir doch nur helfen." Ich seufzte traurig aus. Sein Blick tat mir im Herzen weh. "Du kannst mir nicht helfen." Genau danach zog er mich in seine Arme. "Bitte, Yunho! Vertrau mir! Ich bin immer für dich da! Du kannst doch immer mit mir reden. Das weißt du doch." Ich nickte nur und lehnte mich genüsslich an ihn. "Das weiß ich, aber es geht nicht." Wieder seufzte er aus und drückte mich stärker an sich. Ich muss diesen Schmerz heute noch ertragen. Wie kann ich ihn nur so stark lieben? Das war doch beinahe unmöglich.

Für den Rest des Tages saßen wir nur beieinander und haben über dies und jenes geredet. Dank ihn konnte ich das letzte Mal noch herzlichst lachen. Ich war ihn echt für alles dankbar, aber dennoch musste ich gehen.

Gegen Abend wurde unsere aufgeweckte Unterhaltung durch sein Klingelton gestört. Er ging sofort ran. Dabei ging er sogar aus dem Wohnzimmer. Wahrscheinlich war es nur wieder seine Freundin. Ich hasse sie einfach. Ich konnte sie bis in den Tod nicht ausstehen. Dennoch möchte ich, dass San glücklich war, auch, wenn ich nicht mehr da sein sollte. Also werde ich nichts machen, was seine Beziehung gefährden könnte.

Nach wenigen Minuten kam er wieder zurück. "Sorry, Yunho. Das war meine Freundin. Ich muss leider gehen. Sie braucht mich anscheinend." Ich brauche ihn doch auch. Wieso sah er es denn nicht? Trotzdem zwang ich mich zu einem kleinen Lächeln. "Sicher! Geh ruhig." Ich stand von der Couch auf und brachte ihn noch zur Tür hinaus. Er drehte sich nochmal mahnend zu mir um. "Lass bitte die Finger von spitzen Gegenständen weg, okay?" Ich nickte nur kurz. "Keine Sorge! Ich werde es nicht machen." Er nickte und wir verabschiedeten uns voneinander. Wenn er wüsste, was ich heute Abend noch vor hatte. Ich werde drei Versuchungstötungen versuchen, wenn man es so nennen konnte.

Ateez OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt