AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ

(( 35 ))

Yoongi

"Es tut mir so leid Jimin", wimmert ich und Jimin kniete sich zu mir herunter. Warum lächelte er mich so an, sonst tat er das doch auch nicht?

"Ich... "

"Nein, Yoongi, es ist okay. Du hast jetzt wirklich lange ausgehalten und dich dagegen gewehrt. Es ist okay. Alles gut Yoongi. Ich bin trotzdem stolz, dass du es überhaupt zwei Wochen ohne ausgehalten hast", sprach er und ich wollte erst gar nicht verstehen. Er sollte sauer auf mich sein und mich nicht noch loben. Er lobte mich dafür, dass ich mich nach zwei Wochen wieder schnitt?

"Ich hätte ankämpfen können, aber ich tat es nicht. Jimin, was ist daran jetzt so toll?", fragte ich ihn wimmernd, ebenso verwirrt.

"Du hast es noch nie so lange ausgehalten. Ist dir je aufgefallen, dass du sich meist alle zwei bis drei Tage immer geschnitten hast? Du hast zwei Wochen durchgehalten und dagegen angekämpft, dass du es jetzt mal nicht schaffst, ist jetzt nicht so schlimm, wenn du danach wieder versucht durchzuhalten, vielleicht sogar länger"

Kann auch sein, dass ich das ganze auch einfach nicht verstehen will, denn für mich ist das eher ein Rückfall, ich hätte das hier wieder verhindern können, nach diesem kleinen Streit, aber ich hatte nicht mal ansatzweise dagegen angekämpft, wie bei den letzten zwei Diskussionen, die wir hatten.

Seit zwei Wochen hatte ich auch Yun-ho nicht mehr gesehen. Geum-jae war ebenso überrascht gewesen von meiner Aktion, dass er sagte, dass ich mich erst mal auf mich Konzentrieren sollte und das hatte ich auch. Ja schön, zwei Wochen durchgehalten, mehr schaffte ich nicht.

Wieder war ich am Versagen.

Nie klappt etwas so wie ich es will, egal wie sehr ich es mir auch in den Kopf setzte, es wollte nicht. Ich versuchte mich anzustrengen etwas gutzumachen, aber egal wie ich mich auch anstrenge, ich bekam es nicht hin und machte dennoch Fehler. Und das war es, warum ich so an mir zweifelte, wirklich je gegen das Ganze anzukommen.

Das Einzige, in dem ich nicht versage, ist die Musik. Das Einzige, was ich wirklich immer hinbekommen. Lag es vielleicht daran, dass ich es nicht aus Leidenschaft oder Liebe tat und es mir irgendwie aufzwang und es nur deswegen nicht klappte.

Musste ich also wirklich erst eine Leidenschaft oder Liebe dafür entwickeln, um es länger schaffen zu können? Aber ich spürte doch diese Liebe, oder dachte ich nur ich würde meine Kinder lieben? Ich tat es Großteil eigentlich für sie, damit sie einen Vater hatten, der mit seinem Leben klarkam.

"Yoongi seh mich mal an! Ein paar mal darfst du zurückfallen, aber danach musst du dich wieder aufrappeln, weiter kämpfen. Ein Drachenkönig fällt auch mal, aber er steht wieder auf und kämpft weiter und ich weiß, es ist in dir drin Yoongi. Du bist ein Drachenkönig, du hast die Stärke dafür, gib dich nicht wegen des einem Mal auf!"

Er hatte ja recht, ich dürfte nicht wieder in das schwache Loch fallen, das würde es nur schlimmer machen und dann noch fester drin sitzen. Klar war, ich durfte nicht wieder schwach werden.

Ich faste denn Entschluss endlich aufzustehen, zog mich auf meine Beine und sah mich dann im Spiegel. Hatte mich bereits verändert, in jemand besseren, jetzt aufgeben war nicht drin. Ich wollte ein Vater sein, ein guter Vater. Ich wollte es so schaffen, wie es meiner geschafft hat. Er hatte ebenso gekämpft, zwar gegen einen Krebs, aber ich hatte ebenso einen Kampf.

Hatte ich nicht zwei Kämpfe, gegen die ich ankommen musste?

Das Trauma wegen Yun-hos Geburt war dennoch nicht weg, oder besser. Es hing immer noch in meinem Kopf, in meiner Amygdala und verband das ganze noch immer mit Angst und Panik auf die fast bevorstehende Geburt.

Jimin wurde schon gesagt das eine Frühgeburt nicht auszuschließen ist, aber dennoch hoffen wir das es nicht vor der Sechsunddreißigsten Woche passiert. Bis dahin waren es auch noch mal ganze sechs Wochen. Die ganze Schwangerschaft ging mir etwas zu schnell, aber dagegen konnte man eben auch nichts machen.

Jimin konnte die Symptome nicht richtig einschätzen, da machte ich ihm keine Vorwürfe das er es dann so späte gemerkt hat.

Schnell drehte ich mich um, um Jimin hoch zu helfen, der schon versuchte irgendwie aufzustehen, zog ich an seinen Armen hoch, nahm sofort sein Gesicht in meine Hände und suchte in seinen Augen. Etwas verwirrt sah er mich an.

"Was ist los? Warum schaust du mich so an?", fragte er mich.

"Ich gebe nicht auf! Sicher nicht!", sagte ich entschlossen zu ihm, legte dann eine Hand auf seinen großen Bauch. "Die zwei haben ein Vater verdient, der es auch schafft, standzuhalten, sie schützen kann. Ich darf nicht wieder schwach werden!", redete ich weiter und da strich mir Jimin meine Haare aus dem Gesicht.

"Du schaffst das, Yoongi, ich glaube an dich. Sogar die beiden glauben an dich, da bin ich mir sicher. Sie lieben dich genauso wie dich liebe, daran kann man wachsen und das tust du Yoongi. Du bist stark, Yoongi. Ich kenne niemand, der schon so viel ausgehalten hat wie du"

Seine Worte gaben mir die Kraft, die ich brauchte und ich sog sie wie eine neue Energie in mich ein.

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