Kapitel 46 (Weg 3)

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So erschien ich mit ihr in den Armen in der Totenwelt. ,,Wo ist er?" fragte sie mich forsch, sich aus meinen Armen befreiend... nicht dass ich das zu verhindern versucht hätte... So hob ich jedoch elegant eine Augenbraue. ,,Schätzungsweise meint sie mich, mein liebes Kind." ertönt Mors Stimme und ich wende meinen Blick ihm zu. Ich hatte ihn ankommen gespürt, also überraschte mich seine Anwesenheit nicht... aber er hatte sich in den Schatten verborgen, also dachte ich, er wolle unbemerkt bleiben. Deswegen hatte ich auch nicht auf seine Anwesenheit reagiert. ,,Es ist mir wie immer eine Ehre." grüßte ich ihn respektvoll mit einem Lächeln. ,,Du wagst es also tatsächlich, mir dein Gesicht zu zeigen!" knurrte Luzifer. ,,Du wirst dich beherrschen!" stellte ich ruhig an sie gewandt klar. Das war indiskutabel und das drückte mein Tonfall eigentlich auch sehr deutlich aus... nun, sehr deutlich für jeden außer ihr... Sie wollte sich doch tatsächlich mit einem wütenden Knurren auf ihn stürzen, aber da spielte ich nicht mit. Ich erweckte blitzschnell die Todesmagie in ihr und verteilte sie ihn ihrem Körper, wo ich sie erstarren ließ. Und diese Unnachgiebigkeit spiegelte nun auch ihr Körper wieder, denn sie konnte keinen Finger mehr rühren, meine für sie unbeeinflussbare Todesmagie hielt ihre Extremitäten eisern in dieser körperlichen Starre. ,,Ich habe etwas gesagt, Luzifer." unterstrich ich meine vorigen Worte, obwohl meine Nachdrücklichkeit bei ihr wohl wenig bis nichts bringen würde... leider... Gehorsam wäre in dem Fall nämlich zu ihrem eigenen besten... Und als ich spürte, wie sie Dämonenmagie in sich kanaliesierte, bereit zum Angriff, zog ich die rücklings an mich. Das brachte sie genug aus dem Gleichgewicht und der Überraschungseffekt genügte mir, um mich instinktiv zu verwandeln und meine Reißzähne in ihrem Hals zu versenken. Seltsamerweise hatten weder die Dämonenmagie noch die Todesmagie die Überhand, wie es bei meiner Todeswesengestalt der Fall war, noch die Dämonenmagie, wie es bei meiner Dämonengestalt üblich war... sie waren seltsam im Einklang und auch Luzifer fühlte sich nicht ganz so heiß an wie in Todeswesengestalt... Aber ich schob den Gedanken beiseite und fokussierte mich gänzlich darauf, ihr über den Biss schnell viel Todesmagie einzuflößen, die wiederum blitzschnell ein Kokon um ihren Magiekern bildete. Der Höllenfeuerball in ihrer Hand verschwand. ,,Wie kannst du es wagen!" grollte sie, unfähig sich zu rühren und auch magisch außer Gefecht gesetzt... sicherheitshalber fügte ich noch mehr Todesmagie hinzu, denn die konnte sie mangels Affinität dafür nicht manipulieren. Und ich baute eine wirklich massive Barriere um ihren Kern auf, so dass sie die in nächster Zeit nicht zerstört bekommen würde. körperintern wäre das eh nochmal schwerer... Als ich mir sicher war, dass sie sie wirklich nicht in naher Zukunft würde durchbrechen können, ließ ich von ihr ab, ohne meinen magische Kontrolle dabei auch nur im geringsten zu lockern. Dabei stellte ich fest, dass ich wohl eine Mischgestalt aus Dämon und Todeswesen angenommen hatte... die vermutlich menschliche Körpertemperatur hatte, deswegen fühlte sich Luzifer nur warm an. Meine dämonischen Reißzähne waren in meinem Mund voll ausgeprägt, wie es die tödliche Blässe auf meiner Haut war. Die Fingernägel waren gleichermaßen schwarz und mein Körper veränderte sich sonst eh nicht groß. Abgesehen von Augen und Flügeln... aber auch Haaren bei meiner Todesgestalt... Nun, Haare und Augen konnte ich jetzt nicht sehen, aber da ich die Flügel halb um Luzifers Körper gelegt hatte, konnte ich deutlich sehen, dass der eine schwarz gefidert und der andere knöchern mit durchsichtiger Membran war. Hörner hatte ich keine, aber dafür den Teufelsschwanz, den spürte ich deutlich. Auch meine Ohren waren leicht spitzzulaufend, allerdings weniger als sonst, so hatte ich das Gefühl... Netterweise grinste Mors mich an und mit einer Salutgeste verschwand er. Nun, er hatte sicher wichtigeres zu tun, als mir und Luzifer beim streiten zuzuschauen... ich würde ihm schon rechtzeitig Bescheid sagen, wenn seine Person verlangt wurde. Wenigstens einer mit Taktgefühl... So trat ich mit einem Seufzer vor Luzifer.

,,Wirklich, ich verstehe nicht, warum du dich selbst bei dieser einen Sache gegen mich stellst. Denn ich sehe dir alles nach, wirklich alles. Nur auf diese eine Sache bestehe ich, da kannst du doch einmal in deinem Leben nachgeben, findest du nicht?" erkundigte ich mich frustiert ob ihrer unangebrachten Beharrlichkeit. ,,Er nimmt dich mir weg und du denkst wirklich, ich könnte da einfach so ruhig bleiben?!" herrschte sie mich an. ,,Mich dir wegnehmen? Luzifer, ich bin nach wie vor dein Ehemann und habe dich nicht einmal betrogen. Ich habe nie jemand anderen als dich geküsst. Mors ist mein Freund und er war der einzige, der mir bei meinem Problem helfen konnte, er tat es ohne zu zögern. Ich schulde ihm dieselbe freundschaftliche Loyalität, die er mir zeigte. Denn neben ihm und deinem Vater bin ich der einzige, der für die Ewigkeit erhalten bleiben wird, egal was passiert. Und nein, weder er noch ich wussten, dass es so enden würde, meine Untötbarkeit überraschte uns beide. Als er es bemerkte, war es längst zu spät. Aber er ist mir eine enorme Hilfe und ich bitte dich, das und ihn zu respektieren. Mehr will ich doch gar nicht, also tu es doch bitte einfach, verdammt!" stellte ich klar, diese Frau machte mich echt wahnsinnig... ,,Freunde seid ihr also schon..." grummelte sie. ,,Du wirst mir nicht die Freundschaft mit anderen verbieten! Solltest du das auch nur versuchen, werde ich dich wirklich verlassen! Ich lasse mich nicht unterdrücken, da kannst du zehnmal meine Ehefrau sein! Meine überaus untreue Ehefrau, was im Klartext heißt, wenn dann sollte ich dir eine Szene machen und nicht du mir!" herrschte ich sie an und sie zuckte, im Rahmen der Möglichkeiten angesichts der Paralysiere durch meine Magie, zusammen. ,,Du kannst nicht gehen... und du sagtest, es sei dir egal, also darfst du auch nicht eifersüchtig sein!" rief sie. ,,Ich bin nicht eifersüchtig!" begann ich, gedanklich ein "dank Mors nicht mehr" hinzufügend. ,,Es kotzt mich nur an, dass auf der Straße über deine Bettgeschichten getratscht wird und damit jeder um deine Untreue weiß! Jeder weiß dass ich meine Ehefrau nicht zur Treue bewegen kann und das ist demütigend! Und du bist daran schuld, denn dir ist Diskretion offensichtlich ein Fremdwort!" endete ich wütend und wurde von ihr aus riesigen Augen voller Überraschung angestarrt. ,,Und trotzdem akzeptiere ich das stillschweigend, reiße den Tratschtanten nicht in Stücke und schmiere auch nicht mit jungfräulichem Blut an Wände der Hölle, dass du nur mir gehörst und ich jeden dem zuwieder handelnden persönlich einem langsamen und qualvollen Tod zuführen werde. Und glaub mir, jeden Teil davon würde ich verdammt gerne tun, denn hasse es, wenn sich andere an dem vergreifen, was nur mir zusteht. Denk mal darüber nach und dann sag mir ins Gesicht, dass du das hier mit vollem Recht tust." fügte ich hinzu und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Sie sah schweigend zu Boden, offensichtlich hatte sie das nicht erwartet. Sie merkte  offensichtlich nichtmal, was sie eigentlich anrichtete... nicht dass sie auch nur die geringste Ahnung vom tatsächlichen Ausmaß hätte... Wie konnte jemand so intelligentes in diesen Angelegenheiten so begriffsstutzig sein? Ein weiteres ewiges Mysterium... ,,Aber du schläfst doch nie mit mir, das hast du von Anfang an verweigert..." argumentierte sie leise. ,,Weil ich mir deines massiven Treueproblems, oder eher Untreueproblems, bewusst war. Ich werde mit niemandem das Lager teilen, der sich ständig durch sämtliche Betten aller für sie erreichbaren Welten schläft. So viel Selbstachtung habe ich dann doch, danke der Nachfrage." schmettere ich das ab und sie sah mich mit großen Augen an. ,,Aber du sagtest, du hast kein Problem damit..." murmelte sie. ,,Es kratzt an meiner Ehre, dass meine Frau mir nicht treu sein kann. Aber damit komme ich klar, weil ich das von Anfang an wusste. Auch mit dem Gerede kann ich leben, obwohl es mir nicht passt und schon der Gedanke Mordlust in mir aufkommen lässt. Womit ich nicht klar komme, ist, wenn sich meine Ehefrau meinen besten Freund nicht respektieren und zumindest ein Mindestmaß an Höflichkeit ihm gegenüber aufbringen kann." stellte ich klar und sie schwieg. ,,Warum hast du mich überhaupt hierher gebracht?" fragte sie dann resigniert. ,,Weil du idiotisches Weib sonst eigenständig einen Weg hierher gesucht hättest, wobei du wahrscheinlich draufgegangen wärst, nur um Mors zur Rede zu stellen. Wozu du nach wie vor kein Recht hast, weshalb du es lassen wirst. Entweder du wirst dich mit Mors arrangieren und ihm respektvoll gegenüber treten oder ich schleife dich an den Haaren zurück. Solltest du dich loszureißen versuchen, werde ich dich mit der Todesmagie in dir hinter mir her in die Hölle zerren. Und dann werde ich öffentlich klarstellen, dass uns nichts als das geschäftiche verbindet. Im übrigen weiß ich, dass du kurz davor bist, meine Todesmagie zu durchbrechen. Ich weiß, dass du auf Mors losgehen wirst, wenn du das geschafft hast. Solltest du das jedoch wirklich tun, wird er zweifellos deiner Existenz ein Ende setzen und dann hatte ich mal eine Ehefrau." erklärte ich ruhig. ,,Du würdest zulassen, dass er mich tötet?" fragte sie mich entsetzt. ,,Das ist nichtmal eine Frage von Freiwilligkeit. Ich komme nicht gegen ihn an, niemand kann gegen den Tod bestehen. Und ich könnte es ihm nichtmal übel nehmen. Zum einen weil er im Recht wäre, denn den Tod hat man zu respektieren, auch als Teufel. Zum anderen kann er jegliche negative Gefühle ihm gegenüber aus mir tilgen. Er kann die Gefühle jedes seiner Wesen manipulieren, ausgenommen Nekromanten, aber das tut er nur auf deren Wunsch. Und ich würde es mir wünschen, denn wenn du nicht mehr wärst, bleibt mir nur noch er und deshalb könnte ich einen ewigen Groll gegen ihn nicht leisten. Also würde er ihn mir nehmen und mir damit das Leben erleichtern." veranschaulichte ich ihr und sie sah mich mit großen Augen an... dann gab sie die Gegenwehr auf. ,,Ich werde dich zurück bringen und mich für dich entschuldigen. Dann bleibt alles beim alten und wenn du ihn je wiedersehen solltest, wirst du höflich sein." stellte ich klar und sie nickte. So brachte ich sie zurück, nahm ihr die dort die Todesmagie und entschuldigte mich bei Mors für meine törichte Ehefrau. Er winkte lächend ab und so kehrte ich zu einer sehr ruhigen Luzifer zurück, die für den Rest der abendlichen Arbeit schwieg. Nach dem verrichten der Arbeit teleportierte ich in unser Schlafzimmer, nur um sie dort wiederzufinden. ,,Was machst du noch hier, willst du mich nicht wieder betrügen?" stichelte ich, das war Rache für die Hochzeitsnacht, wo sie mir genau das vorgeworfen hatte. Sie sah weg, während ich sie ungerührt ansah. ,,Tut mir leid..." nuschelte sie. ,,Schon gut, ich wusste ja, worauf ich mich einlasse." ließ ich sie abwinkend vom Haken und sie sah wieder zu mir, wirkte dabei fast wie ein Kind beim eingestehen der Schuld, was mich doch überraschte. ,,Ich werde künftig diskreter sein... Niemand wird mehr so über dich herziehen." sagte sie dann, mir fest in die Augen blickend. ,,Das wäre zu begrüßen." nickte ich, ich würde mich sicher nicht dafür bedanken. ,,Verdammt jetzt red doch endlich Klartext!" herrschte sie mich an. ,,Na deine Demut hat ja lange vorgehalten, ich bin beeindruckt." kommentierte ich das sarkastisch mit unterschwelligem Amüsment. ,,Das ist kein verdammter Witz, verflucht nochmal! Und deinen Sarkasmus kannst du dir dahin schieben, wo die Sonne nie scheint!" schrie sie und mein leichtes Lächeln verschwand. ,,Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich mich dafür bedanke, dass du dein Fehlverhalten ausbügelst?" fragte ich sie kühl und sie sah mich erneut an. ,,Nein... tue ich nicht..." gab sie dann leise zurück. ,,Gut. Dann kannst du ja jetzt gehen und mich betrügen, ich widme mich derweil dem lesen dieses Buches. Du weißt ja, dass ich hier bin, falls du deinen, im übrigen treuen, Ehemann suchst." gab ich ruhig zurück, den kleinen Seitenhieb konnte ich mir allerdings nicht verkneifen. ,,Das ist nicht lustig!" rief sie wütend. ,,Siehst du mich lachen?" fragte ich trocken zurück. ,,Nein..." murmelte sie. ,,Da wir das festgestellt haben und die Diskussion damit beendet ist, brauchst du dich ja nicht länger mit mir aufhalten." nickte ich dazu nur. ,,Es tut mir leid dass ich dir das in unserer Hochzeitsnacht vorgeworfen habe und so gemein zu dir war, okay?!" schleuderte sie mir entgegen. ,,Was immer du sagst." entgegnete ich gleichgültig. ,,Nicht was immer ich sage! Du bist auch jemand!" schrie sie. ,,Schön dass dir das auch endlich mal aufgefallen ist. Nun geh schon, die Sache ist für mich erledigt." nickte ich ungerührt. ,,Was stört dich an mir?" fragte sie mich frustriert. ,,Ist schon in Ordnung, Luzifer, du musst dich nicht um mich sorgen. Geh ruhig und tu wonach dir der Sinne steht. Solange ich nichts davon mitbekomme, stört es mich nicht." lächelte ich sanft und sie teleportierte vor mich, der ich im Schneidersitz mit dem Buch im Schoß auf dem Bett saß. So kniete sie nun vor mir und packte mich an den Schultern. ,,Dieses verdammte Lächeln... das tust du immer, wenn du mir meine Fehler nachsiehst!" knurrte sie finster. ,,Ja, weil ich mich daran gewöhnt und damit zu leben gelernt habe. Du wirst dich nicht mehr ändern also nehme ich die Dinge einfach hin. Wenn sonst nichts mehr ist, würde ich gerne weiterlesen." gab ich ungerührt zurück, das "ist ja nicht so, als hätte ich eine andere Wahl" hing deutlich in der Luft und sie ließ mich los, als hätte sie sich verbrannt. Sie nickte abgehackt und ging von mir weg. ,,Tut mir leid..." flüsterte sie. ,,Du musst dich nicht für dafür entschuldigen, dass du so bist, wie du nunmal bist." winkte ich sanft lächelnd ab... nachsichtig wie immer in diesen Situationen. ,,Doch muss ich, weil du es ausbaden musst. Ich kann es wirklich nicht ändern, ich bin einfach so... aber ich kann mich zumindest dafür entschuldigen. Wenigstens das schulde ich dir." gab sie zurück und ich sah sie überrascht an. ,,Es tut mir leid, Arcturus." flüsterte sie und ich brachte vor ihrem verschwinden nur noch ein verblüfftes Nicken zustande. Das war so unerwartet, dass es mich tatsächlich sprachlos gemacht hatte... ich schüttelte den Kopf ob dieser unerwarteten aber doch erfreulichen Entwicklung hinsichtlich ihrer Rücksichtslosigkeit, dann wandte ich mich mit einem leichten Lächeln dem Buch zu. Das war auch der Zeitpunkt, ab dem sie aufhörte, mich mit Anzüglichkeiten zu necken. Es war eine klare Verbesserung. So lässt sich die Ewigkeit aushalten.

Ende (Teil 3) [dunkles Ende]

Sei mein! - Nein! ReverseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt