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~Fianna~

Hoffnung ist ein gefährliches Gefühl. Wenn du es zulässt, kann sie dich zerreißen.

...

Drei Tage sind vergangen. Drei Tage, in denen ich ans Bett gefesselt war und fürchterliche Kopfschmerzen litt. Als mein Kopf auf das Waschbecken aufschlug, habe ich eine Gehirnerschütterung bekommen - haben meine Eltern gesagt. Nur eine leichte, aber dennoch. Glück im Unglück oder so. Allerdings glaube ich nicht an Glück. Jeden Tag ereilt mich Leid und Schmerz. Da ist es schwierig, noch an so etwas wie Glück zu glauben, geschweige denn es zu haben.

Jedoch sind alle anderen Schmerzen bisher ausgeblieben, was hoffentlich noch lange so bleibt. Keine Zahnschmerzen. Keine Bauchschmerzen. Keine Rückenschmerzen. Keine Übelkeit. Kein Schwindel. Nichts. Außer Kopfschmerzen... Und das Brennen der Platzwunde. Ebenso wie die Schnittwunde meiner linken Hand. In einem Krankenhaus wäre das behandelt worden, aber es überrascht mich nicht, dass meine Eltern das nicht für nötig gehalten hatten. Das haben sie noch nie getan. Meine Theorie war ja immer, dass sie nicht wollten, dass die Narben der Verletzungen, die mein Vater mir zugefügt hatte, nicht entdeckt werden. Trotzdem habe ich Angst, dass es sich entzündet hat.

Allerdings habe ich heute auch noch andere Sorgen. Denn es ist Sonntag. Der zwölfte Februar.

Mein achtzehnter Geburtstag.

Und ich habe mich - wirklich eine grandiose Idee! - mit Yves bei einem Club verabredet. Ich könnte zwar absagen, aber... Ich will nicht, dass er sich nicht mehr mit mir trifft. Zudem hat er mir schon alle Informationen gesendet. Also muss ich wohl oder übel heute Abend dorthin.

...

Ich schwanke über eine gut befahrene Straße. Der Lärm dröhnt in meinen Ohren und ich fühle mich etwas benommen. Allerdings scheinen alle Beschwerden nur von der Gehirnerschütterung oder den Fleischwunden herzurühren, was für mich momentan halb so wild ist. Meine Eltern sind glücklicherweise noch auf der Arbeit und scheren sich auch nicht wirklich darum, wenn ich abends noch unterwegs bin.

Ich sehe Yves schon aus der Ferne auf einer Bank sitzen - er hat mir in seinen Nachrichten schon geschrieben, dass er dort sein würde. Er hat ein weißes Hemd an mit einem schwarzen Jackett darüber, dazu trägt er eine elegante schwarzgetönte Jeans. Sein haselnussbraunes Haar fällt ihm in wilden Locken in die Stirn. In meinem Trägertop, der abgewetzten Lederjacke, dem schwarzen Faltenrock, sowie Stiefelletten passe ich eigentlich gut ins Bild, aber diese Kleidung bereitet mir Unwohlsein. Einzig meine Jacke ist etwas, das ich gerne trage. Den Rest habe ich nur gewählt, da ich weiß, dass man mich schief ansehen würde, wenn ich in Shirt, Leggings und Sneakern in einem Club erscheinen würde.

»Fia, herzlichen Glückwunsch!«, sagt Yves und steht von der Bank auf. Mit knallenden Schritten seiner Lederschuhe kommt er auf mich zu und schließt mich kurz in die Arme.

»Danke.«, erwidere ich und seine Umarmung entlockt mir tatsächlich ein schwaches Lächeln.

»Lass uns reingehen!«, meint er voller Enthusiasmus.

Doch dann fällt mir auf, was ich in all der Eile vergessen habe. Ich glaube, Yves bemerkt, wie sich meine Miene verdüstert. »Ich hab den gefälschten Ausweis Zuhause liegen lassen...«, murmele ich und sehe zu Boden. »Ohne den werden die mich wohl nicht reinlassen, was?«

Sign Of The Crescent Moon | Those Void Words Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt