Kapitel 24: Überraschung der anderen Art

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Nachts hatte ich so gut wie kein Auge zu bekommen nach all den Ereignissen und deswegen habe ich mich gegen 5 Uhr dann entschieden, das Ferox Hauptquartier zu verlassen, um in der kühlen Morgenluft joggen zu gehen. Mir war bewusst, dass es verboten ist und auch, dass es nicht die cleverste Idee ist, mich dabei ertappen zu lassen. Da ich aber nicht mehr wirklich was zu verlieren habe, gehe ich in Sportsachen gekleidet direkt zum Haupteingang und werde natürlich von den dortigen Wachen aufgehalten. Diese nehmen sofort per Walkie-Talkie Kontakt zu Eric auf und mein Blick geht sofort rauf zu den Kameras. Vermutlich sitzt er in der Kommandozentrale und starrt die Bildschirme an, welche mich schon eine Weile anzeigen werden. Er hat mich im Grunde immer im Blick, aber aktuell vermutlich noch mehr als es sonst der Fall ist. Kurz darauf höre ich Eric seine Stimme und er erteilt den Wachen den Befehl mich gehen zu lassen. Kurz darauf höre ich nur noch, dass jemand den Namen Dylan ruft und deswegen verlasse ich schnell das Gebäude und nachdem ich die kleine Anhöhe hinauf gelaufen bin, fange ich an zu rennen. Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis Dylan in meiner Nähe auftaucht und darauf achtet, dass mir hier draußen nichts passiert. Auf der einen Seite nervt es mich, aber auf der anderen Seite ist es auch total süß von Eric, dass er noch immer darauf achtet, dass mir nichts geschieht. So ist Eric nun mal. Das ist seine besondere Art jemandem zu zeigen, dass er ihm viel bedeutet. Keine 3 Minuten später taucht Dylan in meinem Augenwinkel auf und ich seufze leise, bevor ich das Tempo etwas verlangsame, um ganz in Ruhe meine Runde weiter zu joggen. Kein Wort verlässt meine Lippen und ich bin froh darüber, dass auch Dylan seine Klappe hält. Was soll er auch schon groß sagen? Das alles gut wird? Diesen Spruch hab ich schon immer gehasst und daran wird sich auch nichts ändern. Schmerzen vergehen, aber Vertrauen kann man nicht von heute auf morgen zurückgewinnen und das dürfte allen Beteiligten klar sein. Klar, Eric ist es gewöhnt einen Befehl zu  bellen und dann springen alle Leute, aber ich habe ja von Anfang an nicht wirklich zu diesen Leuten gehört. Klar, ich gebe mir Mühe, in der meisten Zeit meinen Anführer in ihm zu sehen, aber wenn wir alleine waren, dann war er das definitiv nicht für mich. 30 Minuten später bin ich wieder am Eingang des Hauptquartiers und verabschiede mich mit einem Nicken von Dylan, ehe ich wieder hinauf in die Kamera schaue, um leicht als Dank zu nicken.

Gegen halb 7 saß ich mit meinem Kaffee in der Hand auf meiner Couch und trank diesen, während ich vor mich hinstarre. Als es klopft, drehe ich den Kopf und runzelte die Stirn. „Tür ist offen", rufe ich lediglich und behalte genau diese dann im Blick. Es ist Four, sodass ich von der Couch aufstehe und ihn zur Begrüßung umarme. „Wie war dein morgendlicher Lauf", fragte er mich und ich reichte ihm meinen Kaffee bevor ich mit den Schultern zucke. „Ohne Aufpasser hätte es mir noch besser gefallen." Dabei rolle ich auch mit den Augen. „Du kannst froh sein, dass du überhaupt raus darfst. „Seit die Fraktionslosen immer öfter in der Nähe des Gebäudes lungern, herrscht eigentlich Ausgangssperre für alle ohne offiziellen Job bei uns." Ich zucke mit den Schultern. „Das mag sein, aber du weißt selbst, dass ich auch ohne Erlaubnis einen Weg nach draußen finden würde." Was vermutlich der Grund ist, warum Eric es überhaupt erlaubt, mich gehen zu lassen, denn mit Dylan in meinem Rücken hat er noch ein wenig Handhabe, um mich zu schützen. Nachdem wir uns meinen Kaffee geteilt haben, machen wir uns gemeinsam auf den Weg zu den Simulationsräumen. „Eric wird heute nicht hier sein. Tris übernimmt für ihn, du kannst also ganz ruhig bleiben." Ich nickte verstehend und setzte mich zu den anderen Initianten. Es dauerte fast eine Stunde bis ich endlich dran bin. Four ruft mich auf und da ich die Letzte bin, ist auch Tris mit im Raum. Kurz umarme ich sie zur Begrüßung und dann nehme ich auch schon auf dem Stuhl Platz. Ich bekomme das Serum verabreicht und dann passiert das Gleiche wie beim letzten Mal. Erst töte ich Parker und danach gebe ich klein bei, während Eric mich betatscht, ehe er sich nimmt, was er will. Auch dieses Mal holt mich Four aus der Simulation raus, bevor sie überhaupt zu Ende ist.

Schweißgebadet lege ich den Kopf auf meine angezogenen Knie und ergebe mich dem Heulkrampf. Als ich umarmt werde, zucke ich heftig zusammen, doch der Geruch kam mir so vertraut vor, dass ich nachgab und meine Arme um den stattlichen Körper schlinge. Im Unterbewusstsein war mir klar, dass es Eric ist, aber es ist mir gerade total egal. Ich brauchte halt und Sicherheit und auch wenn ich mich bei ihm nicht mehr sicher fühlen sollte, so wusste ich, dass ich genau in diesem Moment hier in seinen Armen absolut sicher bin.  Schluchzend lehne ich mich etwas zurück und sehe in die grauen Augen von Eric. Er wirkt so unglaublich verloren, müde und absolut fertig. „Hey Kleines", flüstert er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Was machst du hier?", frage ich ihn mit kratziger Stimme. Er deutet auf Tris. „Sie hat mich geholt, bevor deine zweite Simulation überhaupt losgegangen ist." Tris stemmt die Hände in die Hüften und sieht ihn wütend an. „Ja, weil ich wollte, dass du siehst, was du ihr angetan hast." Eric springt sofort auf und geht auf sie zu. „Reiz mich nicht noch mehr", schrie er sie an und Four ging dazwischen. Ich greife nach Eric seiner Hand und ziehe ihn wieder zu mir auf den Stuhl. Sofort entspannt er sich ein bisschen und wändet seinen Blick wieder zu mir. „Tut mir Leid", murmelt er und ich nicke. Wir bleiben eine ganze Weile einfach so sitzen und ich halte dabei seine Hand.

Nach 15 Minuten erhebt Eric sich und rückt mich auf dem Stuhl ein wenig zurecht. Er setzt sich hinter mich und ich lege meine Hände auf seine Oberschenkel, bevor ich mich mit dem Rücken gegen seine Brust lehne. Dabei habe ich nicht bemerkt dass Eric irgendwelche Befehle an Four gebellt hat, weswegen ich etwas zusammen zucke als man mich wieder an das Simulationsgerät anschließt. Auch Eric wird angeschlossen und ich schaue zur Spiegelwand, da ich ihn anders gerade nicht wirklich sehen kann. „Was wird das?" Ziehe eine Augenbraue rauf und er streichelt über meinen Oberarm. „Wir gehen gemeinsam in meine Angstlandschaft. Ich möchte dir zeigen, dass du mit deinen Worten damals recht hattest." Verwirrt schließe ich die Augen und dann fällt mir ein, dass ich ihn mit einem Pittbull verglichen habe, welcher zum Schmusehund wird. Langsam öffne ich die Augen, als das Serum zu wirken beginnt und ich sehe mich um. Wir befinden uns in der Nähe vom Ken Hauptgebäude und eine große Menge von Kens befindet sich direkt vor uns. Ein kleiner Junge, vielleicht 9 Jahre alt bahnt sich einen Weg durch die Menge und ruft nach seiner Mama. Verwirrt sehe ich zu Eric rauf und bemerke, dass er heftig schluckt, bevor er mit mir ebenfalls durch die Menge geht. Mich trifft fast der Schlag als ich Eric seinen Namen höre und wie eine ältere Dame versucht zu verhindern, dass er weitergeht, aber der Kleine schafft es, die ältere Dame auszutricksen und weiter zu gehen. Auf dem Boden lag eine blonde Frau, welche eindeutig eine Schusswunde direkt in Höhe des Herzens hatte. Eine Blutlache hatte sich schon um die Frau gebildet und das Blut wirkte, als wäre es schon geronnen. Es ist also nicht gerade erst passiert. Der kleine Eric weinte bitterlich und warf sich auf seine tote Mom. Seufzend wandte ich den Blick ab und es dauerte nicht lange, bis wir in der nächsten Simulation waren. Dieses Mal war es ein Treppenhaus des Ferox Hauptgebäude, welches mir sehr bekannt vorkam. Ich hörte meinen Namen und daraufhin ein Klopfen. Es hörte sich an, als würde jemand gegen Metall schlagen, aber das hielt nicht lange an. Man sah, wie Eric die Treppen hinauf rannte und dann fand er mich. Entsetzt presse ich meine Hand auf den Mund und schüttle den Kopf. „Der Tag, an dem du mich fast verloren hast", murmle ich und er nickt. Die Ereignisse überschlagen sich und kurz darauf sind wir in meinem Quartier. Er sagte mir, dass es ihm alles so leid tut und dass er mich liebt, bevor er dann wie gewünscht gegangen ist. Daraufhin verlassen wir die Simulation und nachdem wir von den Kabeln befreit worden sind, drehe ich mich zu ihm, um ihn zu umarmen. „Deine größte Angst ist es, erneut einen geliebten Menschen zu verlieren." Er nickt und drückt mich fest an sich. Tris und Four hatten den Raum verlassen, um uns alleine zu lassen. Es war gut, denn so hatten wir die Chance, uns noch ein wenig in Ruhe zu unterhalten. Irgendwann brachte Eric mich zurück in mein Quartier. Dort küsste er mich auf die Stirn und wünschte mir eine angenehme Nacht. Er ging und ich begab mich in mein Bett. Lächelnd schlief ich dann tatsächlich auch irgendwann ein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 20, 2023 ⏰

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