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Yoongi


Ich hatte Jimin noch immer fest in meine Armen, konnte ihn einfach nicht loslassen. Festhielt ich ihn wie verrückter fest.

"Yoongi, hey, was ist los?"

Er versuchte sich zu bewegen, aber schaffte es nicht, kam nicht gegen meine Stärke an und blieb letztendlich dann doch einfach so liegen, versuchte aber mit seinen Worten zu mir durchzudringen. Er drang zu mir durch, doch nur machte mein Körper dennoch nicht mit.

Wäre diese Amygdala nicht, würde ich Jimin nicht ständig solche Sorgen und Angst machen. Wie soll ich das bitte bald in den Griff bekommen? Wie bitte? Ich sah mich selber als immer noch zu schwach dafür und das, obwohl ich mich dazu aufraffte, endlich damit klarzukommen. Ich wollte kein Vater sein, der selbst seinen eigenen Kindern Angst machte, weil er selber mit der Angst nicht zurechtkam. Sie sollten nicht so viel von mir abbekommen.

"Yoongi, bitte sag doch endlich was!", forderte er mich auf.

Ich versuchte es ja, wollte was von mir geben, aber ich schaffte es einfach nicht. Ich muss es doch irgendwie mal schaffen, was hinzubekommen. So schwer war das nicht?

Ich frage mich oft, wie andere Menschen, die so sind wie ich, ihr Leben hinbekommen, trotzdem immer wieder weiter machten, ohne sich das Leben zu nehmen. Wie halten die das bitte aus einfach so mit sich machen zu lassen, sich benutzen zu lassen von den Menschen, die nur wollen, dass sie irgendwie funktionieren? Bitte, wie machen sie das?

Ich habe nicht ohne Grund kaum Menschen um mich herum, die mir nichts Gutes wollen, die nicht wirklich hinter mir stehen, um eben so ein Nutzmensch nicht zu sein. Was will ich auch mit Menschen, die in mir nur das sehen, was ich ihnen geben kann, als das was ich bin und wer ich bin.

Diese Menschen juckt es nicht, wie es den psychisch Kranken geht, wenn sie einen in der Familie haben, es wird sie nie interessieren, wenn dieser Menschen denen nicht wichtig genug ist, und holen sich dann alles von dem Psychen-Kranken, reden ihm ein zu funktionieren, nur um für sie alles zu tun, wie sie es wollen.

Selber leben tut man da nicht, weil du für die Familie, dann nur noch eine Nutz Maschine bist, bei der sie sich entweder Geld holen, oder du musst für dein Kind funktionieren. Würde mich das auch ereilen? Würde Geum-jae mich so behandeln, Hauptsache ich Funktioniere für die Zwillinge?

Ich wollte nicht daran denke, dass mein eigener Bruder so was tun würde. Ich wollte so nicht denken und doch tat ich es. Wie erbärmlich von mir so etwas zu denken. Geum-jae würde das nicht tun, sicher nicht. So war er nicht. Ich kenne doch meinen Bruder?

Diese Scheiß Amygdala. Wann wird sie mich endlich in Ruhe lasse, mich eher davon retten, als mich weiter in den Abgrund zu drängen?

Vermutlich nie!

Ich hatte längst meine Augen geschlossen, um endlich auf den ganze Scheiß klarzukommen, versuchte ruhig zu atmen. Ich wollte das Jimin Ruhe hatte und endlich schlafen konnte, aber nein, meine Panikattacke brachte das Gegenteil davon auf und es kotze mich an.

Zu viel Trubel und Stress war nicht gut für Jimin, weder noch für die Zwillinge. Ich konnte es kaum noch leugnen, dass ich eine Bindung zu den Beiden aufgebaut hatte. Eine starke Bindung. Es konnte mir nicht leisten, weder Jimin noch meine eigenen Kinder zu verlieren.

Ich brachte es doch endlich mal auf, meine Hand zu bewegen und sie auf Jimins Bauch zu legen. Und da war es, genau das, was ich brauchte. Diese ruhe. Diese Unschuld. Diese Liebe. Es durchflutete mich wie ein Strom, der mich im Wasser mitriss. Es durch strömte mich so stark.

Mein eben noch rasender Herzschlag und schnelle Atmung gingen runter und ich entspannte mich. Die sanften Bewegungen, der beiden ließen, mich wieder herunterfahren. Es war immer wieder unglaublich wie die zwei auf mich reagierten und eben deswegen kam auch diese Bindung und Liebe in mir hoch.

Kinder wurden nicht dadurch groß, was man ihnen an materiellen Dinge gibt, sondern den Dingen, die sie Gefühls technisch bekamen. Sie wurden durch die Liebe der Eltern groß, wuchsen nur daran und nicht an materiellen Dingen. Es diente nur zur Unterhaltung, Ablenkung, mehr war das auch nicht, aber daran wachsen sie nicht. An Spielzeug lernt man nicht wirklich.

Ich wollte meinen Kindern etwas auf ihren Weg geben, und zwar wichtige Dinge. Sie sollten von Anfang an wissen, wie hart das Leben für manche Menschen sein kann. Nicht jeder Mensch war mit einem guten Leben gesegnet, musste sich wie ich irgendwie durchkämpfen.

Jimin drehte sich nun endlich, nach dem sich endlich meine Arme gelockert hatten und sah mich an.

"Panikattacke?", hackte er nach und ich nickte, lehnte meine Stirn gegen seine. Mir war heiß, zu heiß und ich hasste Hitze wie nichts.

Jimin legte seine Hand auf meine Wange.

"Ich bin hier, du bist nicht alleine! Die beiden sind hier! Wir lassen dich nicht alleine!"

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AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt