You're original, cannot be replaced ~ Firework (Katy Perry)
Mühsam und äußerst schmerzvoll zog ich ihn mir vom Fuß. Meine Socke blieb im Schuh stecken, weshalb ich sie nicht noch extra ausziehen musste. Ich wusste nicht mal, ob ich sie überhaupt hätte ausziehen müssen, aber da Benjamin nichts sagte, fragte ich auch nicht nach. Stattdessen fuhr er mit dem Zeigefinger einen Kreis um meinen Fuß. Ich beobachtete genau, was er tat. Benjamin legte seine Finger etwa dreißig Zentimeter über dem Kreis aneinander. Es sah aus wie die Geste von Angela Merkel.
Dann knickte er die Zeigefinger so ein, dass sie sich ab dem mittleren Knöchel berührten. Dies wiederholte er auch mit den anderen Fingern. Seinem Gesichtsausdruck nach war er hochkonzentriert. Er formte nun ein Herz mit seinen Händen, bevor er seine Hände wie zum Beten aneinander legte und sie danach miteinander verschränkte. Seine Handflächen öffnete er nach unten und berührte schließlich meinen Fuß. Ein Schauer jagte mir bis ins Herz. Gleichzeitig fühlte ich, wie mein Fuß anfing zu kribbeln. Die Energie, die freigesetzt worden war, sammelte sich um meinen kaputten Knochen und schweißte ihn zusammen. Die Schwellung verschwand Innerhalb weniger Sekunden.
Ich starrte wie gebannt auf meinen nun wieder komplett gesunden Fuß. Probehalber drehte ich ihn hin und her. Es tat nicht mehr weh. „Danke“, sagte ich überrascht.
„Gern geschehen.“ Ich sah zu Benjamin. Er stand schon wieder auf. Ich tat es ihm gleich. „Nachdem das jetzt geklärt ist, würde ich dir empfehlen, weiterzumachen“, meinte er.
„Ich hab doch gesagt, dass ich gleich wieder weitermachen muss.“ Ich hob die Augenbrauen.„Du musst gar nichts. Ich habe es
dir lediglich empfohlen, Emmi.“ Seine Worte führen dazu, dass sich mein Gesichtsausdruck wieder neutralisierte. „Wie du meinst, dann nehme ich deine Empfehlung eben an." Er nickte bloß, dann drehte er sich von mir weg und setzte sich auf den Boden. Ich begann mit dem Krafttraining.Nachdem ich die Kniebeugen und Liegestützen gemacht hatte, reichte mir Benjamin einen Zettel, auf dem eine Liste mit Übungen stand. „Das soll ich alles machen?!", entfuhr es mir. Auf dem Zettel standen ungefähr dreißig Dinge! „Du sollst nicht. Aber ich empfehle es dir", konterte er. „Ich hatte dir bereits gesagt, dass es Kraft kostet, Magie aufrecht zu erhalten. Das dürftest du gemerkt haben."
Kurz war ich verwirrt, doch dann fiel mir die Sache mit dem zu viel Bewegen ein. Damals hatte ich mich übernommen und war in Ohnmacht gefallen. Also nickte ich. Dann fing ich mit der ersten Übung auf dem Blatt an.
Während ich mich zu Tode schwitzte und mich fragte, ob es sinnvoll war, gleich so intensiv mit dem Training zu beginnen, versuchte Benjamin weiter, das Rätsel zu entschlüsseln. Er war damit bisher immer noch nicht weitergekommen und das machte mich wahnsinnig. Es konnte doch unmöglich so schwer sein, diese paar Zeilen zu
entschlüsseln! Es konnte sein, dass diese Zeilen, die wir nicht verstanden, wichtig waren. Dass sie im Kampf von Bedeutung waren. Aber solange
wir es nicht lösen konnten, brachte es rein gar nichts.Wenn sich dieser gruselige Teil in mir
nochmal melden würde, der damals zu Mina gesprochen hatte - oder wie Marie sagte, die Prophezeiung - dann hätten wir das Rätsel vermutlich schon längst gelöst. Aber er blieb still. Dabei wusste ich doch, dass er da war! Ich spürte ihn. Es fühlte sich an, als würde er sich um
meine Seele klammern. Und doch hatte ich keine Kontrolle über ihn.„Fertig", ließ ich Benjamin wissen und fiel vollkommen ausgelaugt auf den Boden. Er drehte sich über die Schulter zu mir um. „Gut, dann mach fünf Minuten Pause. Danach fangen wir an."
„Wir fangen an? Was habe ich denn bis jetzt gemacht? Ich dachte, ich bin fertig für heute!" Entsetzt starrte ich ihn an. Er lachte auf. „Das, was du bis jetzt gemacht hast, war nötig, aber nur Zusatz. Jetzt fangen wir mit dem richtigen Training an."
„Zusatz?!" Ich setzte mich fassungslos auf.„Emmi, ja. Willst du Xenia besiegen, oder nicht? Falls ja, solltest du ... äh, empfehle ich dir, das zu machen, was ich vorschlage. Sonst wird das nichts", antwortete er. Bei seinem Versprecher musste ich grinsen. Er gab also innerlich zu, dass er mir nichts empfahl, sondern befahl. Aber er hatte recht. Wenn ich gewinnen wollte, war es nötig, ihm beim Training zu vertrauen. Ich beschloss, meine Pause nicht mit Diskutieren zu verbringen, und legte mich wieder ins Gras. Über mir war nichts als grünes Blätterdach.
Blinzelnd öffnete ich die Augen. Irgendetwas hatte mich auf den Kopf gepikst. Ich griff danach und hielt prompt einen Zeigefinger in der Hand. Ich erschrak so sehr, dass ich aufsprang und sofort wieder hinfiel. Benjamin lachte. Grummelnd rappelte ich mich auf und starrte ihn wütend an.
„Mann! Was sollte das?“ Er grinste weiter. „Du bist eingeschlafen und irgendwie musste ich dich wecken. Also habe ich mir gedacht …“
„ …erschrecke ich doch einfach mal Emilia zu Tode und schaue dabei zu, wie sie auf die Schnauze fällt“, beendete ich zornig seinen Satz.„Eigentlich habe ich … Nein. Genau das habe ich gedacht, wenn du aus dem Emilia ein Emmi machst.“
„Halt die Klappe!“, fuhr ich ihn an.
„Ich würde dir echt gerne sagen, dass ich einen Mund und keine Klappe habe, aber dann wäre ich nicht nett zu dir, oder?“ Er machte mich wahnsinnig!
Aufgewühlt warf ich meine Hände in die Luft. „Du bist noch schlimmer als davor!“
„Bin ich nicht. Und das wissen wir beide. Vor meinem Geburtstag hätte ich dich mit meinem Schuh geweckt. Sei also froh, dass es nur mein Finger war“, widersprach er.„Dann kann ich ja bestimmt glücklich sein, dass du die glorreiche Idee hattest, mich nicht mehr wie eine Kakerlake zu
behandeln, oder?“, fragte ich sarkastisch. „Du hast es erfasst.“
„Und warum hast du mich jetzt
eigentlich aufgeweckt?“, wechselte ich das Thema.
„Du musst weitermachen“, erinnerte er mich. Ich hob die Augenbrauen. Er verdrehte die Augen. „Das ist jetzt so was von egal. Ich werde es dir nicht empfehlen. Ich sage, du musst lernen, wie du dich vervielfältigst.“
Ich nickte.„Okay, schau mir zu.“ Benjamin stellte sich breitbeinig hin und sah mich direkt an. Ich bekam eine Gänsehaut, so intensiv war sein Blick. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich
wirbelte herum und verpasste der Person hinter mir einen Kinnhaken. Dann kickte ich die Beine weg, sodass sie hinfiel und machte drei große Schritte nach hinten. All das tat ich, ohne nachzudenken. Es passierte ganz automatisch. Wie bei den Jungs vor ein paar Wochen, die mir meine Mütze vom Kopf reißen wollten.Erst jetzt erkannte ich, wen ich da geschlagen hatte. Benjamin lag am Boden und ächzte. Ich fuhr herum und sah einen zweiten Benjamin, der mich
angrinste. „Was …?“, stammelte ich verwirrt. „Das nennt man Vervielfältigung, du Idiotin! Das habe ich dir doch gesagt“, meinte der am Boden liegende Benjamin und kam wieder auf die Beine. Sein Kinn leuchtete rot. Sofort überkam mich ein schlechtes Gewissen.„Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du sowas meinst“, entschuldigte ich mich. Dabei sah ich abwechselnd zu beiden. Welcher davon war jetzt wer?
„Ich bin der echte“, sagte der grinsende Benjamin und grinste.
„Das stimmt überhaupt nicht! Ich bin der echte Benjamin“, widersprach der andere und rieb sich das Kinn.„Ihr liegt beide falsch. Ich bin der einzige hier aus Fleisch und Blut“. Hinter den zwei Benjamins war ein dritter aufgetaucht und schaute mit hochgezogenen Augenbrauen zu den anderen. Ich blickte verwirrt von dem Ersten zum Zweiten, dann zum Dritten und wieder zum Ersten. Der erste Benjamin sagte grinsend: „Ich habe recht, denn ich lebe wirklich! Ihr
anderen seid nur Illusionen.“Der dritte hob die Brauen noch höher. „Nicht mal im Traum würde ich daran denken, mich so falsch zu verhalten! Ihr seid solche Lügner!“ Der mit dem verletzten Kinn starrte mich an und schwieg. Wieder bekam ich eine Gänsehaut. Ich blickte den anderen
zwei ebenfalls in die Augen. Ihre Augen sahen mich genau gleich an, doch ich war mir sicher, wer der echte Benjamin war. Nur bei einem von ihnen spürte ich meinen Bauch kribbeln.Ohne zu zögern boxte ich gegen zwei von ihnen. Sie lösten sich in dem Moment, in dem meine Fäuste sie
berührten, in Luft auf. Es blieb einer übrig. Sein Kinn war gerötet. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte auf mein Gefühl vertraut und war nicht enttäuscht worden. „Das war gar nicht schlecht“, stellte er fest. Ich grinste ihn an.„Woher wusstest du, dass ich es bin?“, fragte Benjamin. Ich errötete leicht. „Äh … Intuition“, sagte ich schnell. Die Wahrheit würde ich ihm nicht erzählen. Er sah mich prüfend an. „Intuition?“
Ich nickte.
„Gut. Wenn man bei dieser Sache Intuition beherrscht, ist das sehr vorteilhaft. Man kann immer gezielt die echte Person angreifen“, erzählte er. Ich glaubte zwar nicht, dass ich diese Intuition auch bei anderen Leuten besaß, nickte aber.
„Ich erkläre dir jetzt, wie es geht. Pass gut auf.“
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Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner Hand
FantasyEmilia war noch nie normal. Dadurch, dass sie Erde und Luft beherrschen kann, muss sie aufpassen, was sie tut. Als sie eines Tages an ihrem Geburtstag in eine magische Welt gezogen wird, findet sie heraus, dass sie Teil einer uralten Prophezeiung is...