Der Feind meines Feindes

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Es war ein unglaublich heißer Tag in Rocky Beach.
Fast schon so heiß, dass man sich zum schlafen gehen ein Kühlpack auf die Stirn legen musste und die Beine unter der Decke hervorragen lassen musste, um nicht bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Abkühlung konnte man nur in einer Eisdiele bekommen, wenn man einen Platz im Schatten erwischt hat und das Eis nicht auf der Hand wegschmolz, oder wenn man sich ein Plätzchen am überfülltesten Strand in Kalifornien sichern konnte und der goldene Sand nicht deine Füße verbrennt. Wenn keines dieser Ereignisse auf dich zutrifft, konntest du nur hoffen, Freunde zu haben, die eine der besten Klimaanlagen der Welt bei sich zu Hause haben.

„Wow Bob, ihr habt ja eine der Besten Klimaanlagen der Welt bei euch zu Hause."
Keuchte Ich erleichtert auf, als ich über die Türschwelle der Andrews' ging und mich energielos auf den Boden legte, um die kühle Luft durch meine Rotblonden Haare fegen zu lassen und mir den Schweiß von den roten Wangen zu pusten.

„Papa hat sie extra für den Sommer installiert" erklärt Bob uns und lässt die Tür offen, um so viel kühle Luft wie möglich ins Haus zu bekommen. Ich glaube nicht, dass das viel bringt, aber ein Versuch ist es Wert.
„Angesichts der ungewöhnlich hohen Temperaturen in diesem Sommer erweist es sich als unumgänglich, eine Klimaanlage zu besitzen" entfuhr es Justus als er sich einen Schluck aus der Flasche Wasser genehmigte, die auf dem hellbraunen Küchentisch der Andrews stand. Bob schaute mich an, wie ich auf den Boden lag und lächelte „Vor, aufzustehen, Zweiter?" fragte er woraufhin ich sofort den Kopf schüttelte „Nie und Nimmer" entgegnete ich nur lachend. Tatsächlich plane ich nicht, diesen Fußboden zu verlassen, solange die Hitze einen umbringt.

„Eigentlich seid ihr ja hergekommen, damit ich euch mein neues Kartenspiel zeigen kann" erklärte Bob fordernd aber gleichermaßen nervös. „Und niemand hat je die Regel aufgestellt, dass man für ein Kartenspiel nicht auf dem Boden liegen darf" konterte ich lustlos. Ich habe heute schon so viel Energie verbraten, als dass ich noch aufstehen, mich an den Tisch setzen und Karten spielen könnte.
Wenn es kein Glücksspiel ist, würde sowieso Justus gewinnen. Und wenn es ein Glücksspiel ist, würde ich bei meiner Pechsträhne sowieso verlieren. Von daher hatte es keinen Sinn es überhaupt zu versuchen. Aber als Bob mich so enttäuscht ansah- Er hatte sich sichtlich auf das Spiel gefreut.

„Nur, wenn du Eiswürfel für ein Glas Cola hast" sagte ich also und schaute ihn an. Er nickte lächelnd und rannte Richtung Küche um Eiswürfel aus seinem Blauen Kühlschrank zu holen. Ich starrte nur weiter an die weiße, leere Decke. Das Licht war aus, aber der Raum war dennoch von dem brennenden Sonnenlicht erhellt. mehr als erhellt, dass seinen Weg durch jedes Fenster fand.

Als ich Bobs neues Kartenspiel sah, war ich zunächst skeptisch. Er holte es aus einer Schublade der Kommode neben der Küchentür hervor und legte die rote Box in die Mitte des Tisches. Direkt neben Die Tulpen von Mrs. Andrews, die bei diesem Wetter bestimmt nicht mehr lange leben, bevor sie verwelken. Ich machte mir also eine mentale Notiz, beim nächsten Mal neue Tulpen mitzubringen.

Als kleines Dankeschön vielleicht sogar, dafür, dass ich den ganzen Sommer über hier bin, um die Klimaanlage in voller Länge auszukosten. Bob öffnete die rote Schachtel und holte die Karten heraus, auf denen verschiedene Charaktere oder Fähigkeiten standen. Sofort fiel mir die Karte „Ragnar" der Wikinger ins Auge, der, so Bob, „Den stärksten Angriff im Spiel hatte". Als er das sagte, strich er sich seine goldblonden, leicht durch Schweiß genässte, Locken aus dem Gesicht und erklärte uns, voller Energie und Begeisterung die Spielregeln.
Ich hatte schon viele Sammelkartenspiele gesehen, und sie waren alle gleich - man sammelte Karten und spielte sie aus, um den Gegner zu besiegen. Aber als ich mir die verschiedenen Charaktere und Fähigkeiten ansah, die man in diesem Spiel kombinieren konnte, wurde ich neugierig. Vielleicht gab es hier doch etwas Besonderes.

Während wir spielten, vergaßen wir alle die Hitze draußen. Ich war so konzentriert auf meine Strategie, dass ich nicht einmal bemerkte, wie meine Hände schwitzten. Dabei war meine Strategie sogar recht simpel. So simpel, dass ich hoffte, das Justus sie für so simpel hält, dass er nicht damit rechnet, dass ich sie tatsächlich
durchziehe.

Aber ich tat es. Ich spielte zuerst meine Walküre mit der Zaubertrank-Kombination und verteidigte sie mit den Schilden meiner drei Barbaren, bis sie es schafften, nah genug an Justus' Bogenschützen heranzukommen, um seine erste Linie zu durchbrechen. Als mir dies dann auch gelang (zwar musste einer der Barbaren dran glauben, aber immerhin) grinste ich Justus breit an. In diesem Moment war es einfach unmöglich, keine Schadenfreude für Justus und seine Armee zu empfinden.

„Das ist aber echt unfair! Du und Bob spielt voll als Team" meckerte Justus auf. Ich schaute Bob an und er grinste mich mit dem selben grinsen an, dass er hatte, wenn er eine 1- in Mathematik geschrieben hat.
„Wir sind kein Team. Wir arbeiten nur nicht gegeneinander. Richtig, zweiter?"
Ich nickte zustimmend. „Absolut, Dritter. Der Feind meines Feindes ist mein Freund" stimmte ich zu und wir schauten Justus an.
„Wohl eher: 'Der beste Freund meines besten Freundes ist mein heimlicher Crush'" entgegnete Justus genervt und gereizt.

Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, was er genau damit meinte. Die Sonne trug wirklich dazu bei, dass meine Denkfähigkeit litt. „Ja genau. Und als nächstes Möchte ich Tante Matilda heiraten" sagte Bob spöttisch in Justus' Richtung. Auch ich verstand jetzt, was Justus eigentlich gesagt hat. „Glaub mir, würde ich einen Crush auf jemanden haben, würde ich euch davon erzählen" sagte ich und schaute in die Runde. Als mein Blick bei Bob hängen blieb, stellte ich mir die wohl komplizierteste, Schwerste Frage die ich mir je zu stellen traute: Bin ich in Bob Andrews Verliebt?

Die drei ??? Und der Fall der Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt