Kapitel 11

95 7 2
                                    


Ellion Antoine Girard

»Bist du dir ganz sicher, Ellion?«

Ich setze zu einer genervten Antwort an, jedoch bleibt mir diese im Hals stecken. Stattdessen starre ich die junge Frau vor mir an, die mir ein Mysterium bleibt. Ihre Augen aus geschmolzener zartbitter Schokolade liegen auf mir, mustern mich besorgt. Ich bilde mir darauf nichts ein. Ich weiß, hinter dieser Besorgnis steckt nicht mehr als schlechtes Gewissen – und dennoch geht mir ihr Blick unter die Haut. Aber nicht nur das. »Du hast mich Ellion genannt«, stelle ich wie ein Idiot fest.

Unmerklich weiten sich Amalias Augen, allerdings fängst sie sich schnell. Sie zuckt mit den Schultern. »Gewöhn dich nicht dran.«
»Niemals.« Ein verschmitztes Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. »Dafür liebe ich deine süßen Kosenamen für mich viel zu sehr.«
Verachtend schnaubt sie. »Ja, Arschloch ist wirklich ein süßer Kosename.«

»Achtung, Achtung. Sonst hört dich noch jemand und wir wollen deinem PR-Team ja nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten, nicht?«
»Irgendwann, da werde ich dich umbringen.«
»Bis dahin werde ich gespannt die Tage zählen.« Ich lächle, bis meine Zähne zum Vorschein kommen.

»Gütiger Gott, erbarme dich.« Flehentlich schaut Amalia hoch zum Himmel, der größtenteils von weißen Wolken bedeckt ist. Gerade zieht eine Wolke mit der Form eines Mondes über unsere Köpfe vorbei.
»Ich befürchte, Gott wird der Königin der Hölle nicht zur Hilfe eilen.«
»Das«, seufzt sie, »fürchte ich auch.«

»Also«, mein Blick schweift zur Warteschlange. »Wollen wir?«
Erneut beäugt sie mich prüfend, dann seufzt sie. »Du musst nichts beweisen, das weißt du, oder?« Trotz ihrer Worte läuft sie neben mir zur Warteschlange für die ‚Big Thunder Mountain'-Achterbahn.
»Wenn ich jemanden etwas beweise, dann mir.«
Nickend nimmt sie dies so hin, ohne nachzufragen.

Mehrere Minuten vergehen in Stille, während wir draußen in der Warteschlange anstehen und, um uns die Langweile zu vertreiben, den Mitmenschen lauschen, die uns teilweise erkannt haben. Gerade höre ich erneut ein nicht allzu leises Flüstern: »Sind das nicht-?«
»Niemals«, meint eine helle Frauenstimme, »nie im Leben würden die zwei miteinander ausgehen und dass noch in der Öffentlichkeit!«

Das dachte ich auch. 

Ich wende mich zu Amalia, beuge mich leicht zu ihr runter und frage sie ans Ohr flüsternd: »Dein Verlangen mich gedemütigt zu sehen, muss ganz schön groß sein, wenn du dafür das Risiko eingehst, mit mir in der Öffentlichkeit gesichtet zu werden.«
»Eigentlich«, antwortet sie, wobei sie ihren Kopf leicht zu mir dreht, sodass ihr warmer Atem meine Wange streicht, »hatte ich einfach nur Gelüste auf einen fettigen Hot-Dog und danach vielleicht noch einen Käsekuchen am Stil.«

Minchia! Dieses Geständnis haut mich so von den Socken, dass ich glatt laut anfange zu lachen. Als würden die Vögel mit mir lachen, erklingt ihr Zwitschern lauter und heller.

»Oh, Gott!«, flüster-kreischt die helle Frauenstimme, »das ist er! Das ist er wirklich!«
»Super gemacht«, zischt Amalia.
»Wenn wir uns wie ein verliebtes Pärchen verhalten, lassen sie uns bestimmt in Ruhe«, schlage ich schmunzelnd vor.

Schnaubend zaubert sie eine schwarze Sonnenbrille aus ihrer Handtasche hervor. »Keine Wette der Welt, wird mich bewegen, die Gerüchteküche mit Liebesdramen zu füttern.« Elegant und lässig zugleich setzt sie sich die Sonnenbrille auf ihre Nase. »Und schon gar nicht mit dir.«
Gespielt beleidigt lege ich meine Hände auf meine Brust. »Und das sagst du mir auf unserem Date?«

Augenblicklich erklingt hinter uns ein erstickter Kreisch – und das nicht aufgrund einer Achterbahn.

»Oh, wunderbar«, zischt Amalia. Zwar kann ich es durch die Sonnenbrille ihre Augen nicht erkennen, jedoch würde ich einen Tausender verwetten, dass sie gerade ihre Augen verdreht. Seufzend fischt sie ihr Handy hervor und ruft die Schnellwahl an.
»Wen rufst du an?«, frage ich, wobei ich die Antwort bereits erahne.
Sie zieht ihre Sonnenbrille ein Stück nach unten, so dass ich ihren anklagenden, vor Wut funkelnden Blick erkennen kann, dann rückt sie die Brille wieder zurecht. »Mein PR-Team natürlich.«

The Love GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt