Die Autofahrt

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Mein Auto, strahlend rot lackiert, steht vor mir. Die Sonne reflektiert stark auf dem glänzenden Lack. Ich steige ein, richte die Spiegel aus, justiere den Sitz, stecke den Zündschlüssel rein.

Ich zünde. Nichts. Nochmal. Immer noch nicht. Ich seufze.

Eine schnelle Bewegung öffnet das Handschuhfach, meine violetten Handschuhe fallen vor den Beifahrersitz; ich hatte nicht vor, mich über die Schaltung zu bücken. Zu den Handschuhen beinhaltet das Fach auch alte Fruchtbonbons. Ich stecke mir ein paar himbeer- förmige Zuckerkristalle in den Mund. Ein Gefühl von Nostalgie.

Ich setze erneut an. Dreh. Keine Reaktion. Nochmal. Stille.

Ich schaue auf meine Uhr, ein Erbstück meiner Großmutter. Viertel nach Zehn. Ich schaue in den Himmel. Wolken. Ich bin zu spät.

Mein Herz klopft, lauthals ohne Schrei. Ich beuge mich über die Schaltung, krieche in die Nische des Beifahrersitzes und hole die violetten Handschuhe hervor. Ich ziehe sie mir an, selbstsicher schmiegen sie sich an meine Hände. Ein Funken Hoffnung und ein Gefühl von Kontrolle.

Ich packe das Lenkrad. Fest. Ich drehe. Ich drehe – ich drehe, drehe... drehe. Ich drehte. Nichts. Der Motor war kalt.

Ich ziehe meinen grauen Mantel an. Es regnet. Schwer, heftig, erdrückend. Ich steige aus, Handschuhe liegen auf dem Fahrersitz. Durchs Fenster wirken sie blau.

Jemand hat das Auto schwarz lackiert. Ein öliger Film aus der Fütze unter meinem Auto beschichtet meine Stiefel.

Ich drehe, ich drehe mich um. Ich gehe.

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