Der Anfang

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Ich stehe in der Küche und mache wie immer den Abwasch. Ich koche das Essen, räume die Küche auf, wasche die Wäsche, putze das Haus, mache einfach alles. Und wieso? Weil meine Eltern anscheinend nicht fähig dazu sind. Andauernd treiben sie sich irgendwo rum. WENN sie mal Zuhause sind dann kann Ich mir immer anhören, was für eine schlechte Tochter ich bin, obwohl ich ALLES mache. Sie tun mir weh. Psychisch und körperlich. Ich habe noch nie jemandem etwas davon erzählt und das bleibt auch so. Ich will nicht irgendwo in einem Heim oder bei einer neuen Familie landen. Es ist mein großes Geheimnis und ich mache alles, damit es keiner erfährt. Meine Eltern sind seit einem Monat mal wieder da. Ich hasse diese Tage. Ich beschließe einfach rauszugehen und ein wenig Musik zu hören. Wenn ich wieder komme, sind sie bestimmt schon weg. Ich wohne in Loitsche. Es ist ein kleines Dorf in der Nähe von Magdeburg. Ich finde es recht schön hier, weil sich hier wenig Menschen rumtreiben. Ich kann also ganz ungestört hier Spazieren gehen. Ich gehe zu einem Teich. Drumherum ist ein Wald. Es ist ein angenehmer Tag im Juni. Es ist nicht zu kalt aber auch nicht zu warm. Der leichte Wind lässt meine Haare und mein Kleid fliegen. Ich stoppe meine Musik und packe die Kopfhörer in meine Tasche um alles um mich herum wahrzunehmen und schließe die Augen. Plötzlich spüre ich Tränen auf meinen Wangen. Ich knie mich auf den Boden und kann nur noch weinen. Ich höre Schritte hinter mir. "Bist du Okay?" fragte mich eine männliche Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkam. Ich trocknete so gut es ging meine Tränen, drehte mich zu ihm um und sagte "ja, alles in Ordnung " Im nächsten Moment war ich schon zusammen gebrochen....

Ich öffne langsam meine Augen. Mir ist ziemlich Schwindelig und ich weiß nicht, wo ich bin. Ich liege auf einem Bett. Plötzlich höre ich Stimmen ,die immer näher kommen. Ich sehe, wie sich die Tür zum Zimmer öffnet und zwei Jungs reinkommen, die mir echt bekannt vorkommen.
"Wo bin ich ?" frage ich, was sich ziemlich verloren angehört haben muss. Der Junge mit Cap und viel zu weitem T-Shirt antwortet mir "Du bist im Wald zusammen gebrochen, daraufhin habe ich dich zu uns mitgenommen" Ich versuche mich aufzusetzen, doch der Schwarzhaarige muss mir dabei helfen. Außerdem drückt er mir ein Glas Wasser in die Hand. Ich trinke es in einem Zug aus. "Wie heißt du eigentlich?" fragt er nun. "Aurelia, und ihr?"
"Also ich bin Bill und das ist mein Bruder Tom" erzählt Bill. Oh mein Gott, jetzt wird mir klar, warum sie mir so bekannt vorkommen. Das sind die Kaulitz-Zwillinge von Tokio Hotel!
Die zwei habe ich schon öfter hier in Loitsche mit ihrer Band spielen sehen. Und in der Schule auch. Ich mag ihre Musik und auch die Looks. Man könnte denken, sie wären Weltstars. Nachdem ich mich gesammelt hatte, wurde ich natürlich gefragt, wieso ich zusammengebrochen bin. "Ich hab einfach grade ein paar Probleme, hat jeder mal" Allerdings wollen sich sich nicht so recht damit zufrieden geben. "Aber du bist zusammengebrochen, das muss doch was ernstes sein" sagte Tom.
Ich entscheide mich dazu, ihnen von meinen Eltern zu erzählen. Ich kenne sie ja schließlich irgendwie und weiß, das die beiden herzensgute Menschen sind. Aber natürlich lasse ich einiges aus. Wie gesagt, es ist mein Geheimnis. Die beiden bieten mir an bei ihnen zu schlafen, damit ich falls sie noch da sind meinen Eltern nicht begegnen muss. Sie selbst haben sowieso das Wochenende Sturmfrei. Ich nehme es tatsächlich dankend an, besser als bei meinen Eltern zu sein. Tom gibt mir eins von seinen riesen T-shirts, damit ich etwas bequemes zum schlafen habe. Bill bietet mir an in seinem Bett zu schlafen und er würde die Couch im Wohnzimmer nehmen, aber ich bestehe selbst auf die Couch. Da es auch schon spät ist, gehen wir alle schlafen.

Am nächsten Morgen wache ich mit Kopfschmerzen auf. Ich entschließe mich dazu duschen zu gehen, damit es mir hoffentlich etwas besser geht. Nach der Dusche ziehe ich wieder mein Kleid vom vorherigen Tag an und mache mich auf die Suche nach den Jungs. Da die beiden aber noch am schlafen sind, entschließe ich mich dazu, den beiden Frühstück zu machen. Als dankeschön für die Hilfe gestern. Mittlerweile habe ich das Frühstück schon auf dem gedeckten Tisch plaziert, während die Jungs immernoch am schlafen sind. Ich treffe die Entscheidung, den beiden einen kleinen "Brief" zu schreiben. Ich möchte schließlich nicht einfach so gehen. Ich schreibe das ich dringend gehen muss und den beiden sehr dankbar bin, und deswegen ein kleines Frühstück für sie gemacht habe. Dann nehme ich meine Tasche, ziehe meine Schuhe an und mache mich auf den Weg zu meinem Haus. Natürlich habe ich die Hoffnung, das meine Eltern schon weg sind. Als ich reinkomme, sehe ich direkt, dass das ganze Wohnzimmer inklusive Küche verwüstet ist. Ich drehe meine Musik laut auf und fange an aufzuräumen. Natürlich ist der halbe Essensvorrat weg, da ich aber sowieso zu meinen Minijob in den Supermarkt muss, kann ich dort direkt neue Sachen mitnehmen. Ich frage mich immer wieder wie Eltern so sein können. Statt für ihr Kind da zu sein sind sie lieber Wochen oder sogar Monate weg, dröhnen sich zu mit Drogen und Alkohol und denken garnicht an mich. In dem Moment muss ich wieder bitterlich anfangen zu weinen. Ich habe oft solche Momente, in denen ich nur über das schlechte in meinem Leben nachdenke und weine. Es gibt schließlich auch nicht viele gute Sachen in meinem Leben. Ich bin einfach nur alleine.

Ich komme langsam zu mir und muss mich kurz sammeln. Ich liege auf dem Küchenboden und muss wohl eingeschlafen sein. Ich gucke auf die Uhr und erschrecke. Ich habe noch 10 Minuten, bis meine Schicht anfängt. Ich springe auf, ziehe schnell meine Arbeitsklamotten an und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Ich sitze an einer Kasse und träume vor mich hin, denn es sind grade keine Kunden bei mir. Meine Eltern verfolgen mich in meinen Gedanken. Ich versuche Erklärungen dafür zu finden, warum sie so sind. Ich will es einfach nur verstehen. Ich merke wie Leute an meine Kasse kommen, weswegen ich schnell zum hier und jetzt zurückkomme. Bevor ich anfange zu kassieren, blicke ich hoch um die Kunden zu begrüßen und Blicke dabei in die Gesichter von Bill und Tom. Ich bin irgendwie überrascht die beiden zu sehen, weil ich absolut nicht damit gerechnet habe . Die beiden begrüßen mich liebevoll und ich die beiden natürlich auch. " Das mit dem Frühstück war übrigens sehr lieb von dir" Sagt Bill. " Hab ich gern gemacht. Ihr habt mir echt geholfen, dafür bin ich euch sehr dankbar"
" Aber was war denn überhaupt mit dir los?" fragt Tom, sehr neugierig.
" Ach, das war nichts, keine Sorge"
Ich kann den beiden nichts davon erzählen. Es liegt nicht an den beiden, ich erzähle einfach niemandem davon. Doch die beiden scheinen mit meiner Antwort nicht zufrieden zu sein.
"Wie wäre es, wenn du morgen zu unserer Bandprobe kommst? Dann kannst du auch die anderen beiden kennenlernen " reißt mich Bill aus meinen Gedanken. "Ja, wär voll cool wenn du da bist" fügt Tom hinzu. Ich denke kurz darüber nach. Die beiden sind echt nett und Sympatisch und bisher habe ich nicht wirklich Freunde.
" Ja, ich würde gerne kommen" entgegne ich den beiden also. Die beiden freuen sich sichtlich und Machen sich dann aber auch schon wieder auf den Weg, nach der Verabschiedung. In der restlichen Stunde bei der Arbeit denke ich an die beiden und freue mich, vielleicht endlich mal Freunde gefunden zu haben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 06, 2023 ⏰

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