Ist der Alptraum nun endlich vorbei?

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POV Inéz

Hatte Seth mit seinen Worten Recht?
Sollte ich wirklich hier bleiben, bei Vater und Zéni, anstatt bei ihm und Jaro? Ist es so, dass Vater viel an mir liegt? Ich kann das nicht glauben, denn man behandelt Menschen, die man liebt, nicht so.

Ich langweile Seth, ich bin ihm eine Last und erwecke keinerlei sexuelle Gelüste bei ihm.
Ich hasse mich dafür, doch ich kann auch das nicht glauben. Ich spüre, dass er ununterbrochen an mich denken muss...ob es nun positive oder negative Gedanken sind. Aber hey! Er denkt an mich.

~

Da war etwas mächtig faul vorhin. Ich hätte meine Emotionen unterdrücken und auf meinen Verstand hören müssen. Ich wette, dass mein Vater - so manipulativ wie er ist - irgendwas eingefädelt hat. Seth hat seine Worte ganz bestimmt nicht ernst gemeint. Vielleicht wollte er nur meinem Vater beweisen, dass das Keuschheits-Projekt gelungen ist?
Vielleicht hat sich Seth die letzten Wochen einen ausgeklügelten Plan ausgedacht, den er nun strikt verfolgt, bis er mich zu sich zurückholt?

Das sind aber alles nur Theorien, die ich mir wünsche. Sie beruhigen mein aufgewühltes Herz.

„Inéz, komm jetzt! Wir reisen ab." Laute Schritte kommen mir näher und ich werde aus dem Bett gerissen und mit hinaus in die Kälte geschliffen.

Ich schluchze vor Freude.

<Vor Freude> fragt ihr euch? Seit Monaten habe ich keine frische Luft mehr eingeatmet, geschweige denn die Sterne gesehen. Ich erkenne nicht viel im Dunkel der Nacht, doch das leichte Mondlicht, bestrahlt die Zweige der riesigen Tannen. Kleine Vögel schwirren umher und ich werde neidisch.

Denn ich werde gefesselt in einen Wagen gesetzt und Vater flucht dabei vor sich hin.

<Wir reisen ab.> Was meinte er damit? Er will doch nicht etwa das Alles hier zurücklassen, nur um mich an seiner Seite sicher zu wissen? Vater, wir verdienen uns gegenseitig nicht.

Ich verdiene dich nicht, denn ich werde nie so besessen von dir sein, wie du von mir.

Vater du verdienst mich nicht, weil du der bist, der du bist. Mehr brauche ich nicht dazu zu sagen. Du bist ein Widerling und egal was Seth Gutes über dich gesagt hat, er muss gelogen haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Nicht einmal Seth konnte mich überzeugen, dass du - Vater - ein guter Typ bist.

„Rege dich nicht, Inéz, sonst muss ich dir Schlafmittel verabreichen." Droht er mir. Mein eigener Vater.

„Wohin fahren wir?" Jaro? Seth? Bitte...die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn doch bloß Redewendungen Garantie geben würden...

„Wir beide fahren nicht zusammen. Zwei meiner Männer fahren dich schonmal vor...ich habe noch was zu erledigen."

Klingt nicht gut. Ganz und gar nicht.

Ich schreie und zappele, doch die maskierten Männer interessiert es nicht. Ihre rauen Stimmen befehlen mir, die Klappe zu halten. Das Auto fährt los und ich kann rein gar nichts dagegen tun.

Ich versuche mich umzudrehen und aus dem hinteren Fenster meinen Vater zu beobachten. Er steht vor diesem Gebäude, bewaffnet und scheint auf Etwas oder Jemanden zu warten.

Das Auto rast immer und immer schneller, die Gestalt meines Vaters wird immer kleiner und unerkenntlicher. Er verschwimmt im Schwarz der heulenden Nacht.

„Wo fahren wir hin?" Versuche ich es nochmal.

„Zum nächsten Flughafen." Antwortet der Beifahrer und knurrt bedrohlich.

FLUGHAFEN?! Gott nein, ab da wäre ich endgültig verloren.

„Ey, du biegst völlig falsch ab du Bastard!" Brüllt der Beifahrer den anderen Mann an. Ich weiß nicht, wohin ich als Erstes schauen soll. Nach hinten, wie ich immer mehr Abstand zu dem Folter-Gefängnis gewinne? Oder nach vorne zu den zwei Typen, die sich mächtig in die Haare kriegen.

Der Wagen macht eine Vollbremsung und der Kopf des Beifahrers knallt vorne ab. Der Fahrer steigt aus, öffnet die Beifahrertüre und schmeißt den Ohnmächtigen nach draußen.
„Der wäre erledigt...ein Problem weniger."

„Ein weiteres Mal bin ich an deiner Entführung beteiligt und sitze am verdammten Steuer!" Der Mann öffnet die Hintertüre und zieht seine Maske aus.

Oh mein Gott!





„Spice?"

„Wie er leibt und lebt." Zwinkert er mir vertraut zu.

„Wie hast du?" Mir wird schwindelig vor Glücksgefühlen. Seth's Bodyguard rettet mich.

„Ich dachte du seist tot? Seth erzählte mir, dass mein Vater ihn damals gefangen nahm und dich umbrachte. Da war ein Knall zu hören."

„Pablo brachte mich nicht um. Ich musste viel lügen und sein Vertrauen gewinnen, um einer seiner Männer zu werden. Heute hat er mir aufgetragen, dich zum Flughafen zu bringen und den anderen Mann.. tja, der war mir im Weg. Er sollte aufpassen, dass ich nicht auf dumme Ideen komme und ich kam auf dumme Ideen!" Lacht er entzückt.

„Seit Monaten hielten wir dich für tot und dabei hast du dich über die ganze Zeit hinweg, in die Padre Familie eingearbeitet. Spice, dafür liebe ich dich!!!"

„Inéz, du hast Besuch. Hinten im Kofferraum."

Völlig verwirrt starre ich ihn an. „Was?!"

Er befreit mich von den Fesseln und ich steige aus dem Wagen, um den Kofferraum zu öffnen. Ich traue meinen Augen nicht... da liegt ja Zéni!!

Wir fallen uns tränenerfüllt in die Arme und obwohl der Wind eiskalt bläst und die Situation nicht ideal ist, bin ich lebendiger denn je!

~

Auf dem Weg zu Seth's Anwesen, erzählt mir Zéni, was die letzten Monate alles passiert ist. Zum Beispiel von ihrer Zusammenarbeit mit Jaro oder dass sie in Pablo's Wagen gestiegen ist, um meinen Aufenthaltsort herauszufinden. Ich bin unglaublich dankbar für meine Cousine. Sie kennt mich kaum und bereits jetzt, ist unser Band unzertrennlich.

„Zéni, alles schmerzt. Mein Körper, sowie meine Seele." Keuche ich erschöpft und noch immer ungläubig. Wie kann es sein, dass ich jetzt einfach „frei" bin? Wie konnte ich nur so Glück haben mit Spice?

~

„Die nächsten Tage haben wir uns unheimlich viel zu erzählen...", flüstert sie mir zu und umarmt mich.

„Ich danke euch beiden für alles. Ich danke jedem, der diese Monate an mich gedacht hat. Wie verdiene ich euch nur? Ihr Lebensretter!" Ich muss erstmal darauf klarkommen.

Ist der Alptraum nun endlich vorbei?

„Wo sind Seth und Jaro?"

„Ich weiß nichts, ich habe nicht einmal ihre Handynummern." Sagt Zéni.

„Ich habe keinerlei Kontakt zu den beiden seit dem Tag, an dem Seth gekidnappt wurde. Nur durch Spionieren und Belauschen fand ich heraus, dass du heute in diesem Auto sein wirst. Ich habe mich direkt dazu bereit erklärt, den Chauffeur zu spielen mit dem anderen Typen, der nun mausetot ist."

Vater meinte, er müsse noch was erledigen...

....ich hoffe er tut Seth oder Jaro nichts an.

Ich sage es immer und muss mich jetzt auch nochmal wiederholen: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

(Danke für's Lesen <3 Was sagt ihr zum Kapitel? Die Freiheit ruft... ;)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt