Kapitel 12

109 8 2
                                    


Amalia Amaryllis Delacour


Habe ich mich gerade wie ein Kind benommen?
Nein. Ein Kind hätte Ellion keine Ohrfeige verpasst.

Ellion hat die Ohrfeige verdient.

Als er mit zwei Waffeln Eis zurückkommt, trägt er meinen roten Handabdruck noch auf der Haut. Einen Moment packt mich das Schuldbewusstsein, doch als ich mich an seine Worte erinnere, verpufft es genauso schnell, wie es gekommen ist.

Ich spiele niemanden etwas vor und erst recht nicht mir selbst!
Ich bin realistisch. Ich analysiere, werte die Daten aus und beurteile sie.
Nur manchmal, wenn es um Ellion geht, da scheitert mein rationales Denkvermögen.

Hätte ich ihm nur nie etwas von meiner Beziehung zu meinen Eltern anvertraut!
Ich wollte ihm doch nur einen Schritt näherkommen, was das Gewinnen der Wette betrifft, aber nein! Statt sein Herz zu gewinnen, habe ich meinen Handabdruck auf seiner Wange hinterlassen.
Toll. Wirklich toll.
Wenn Ellion nicht gerade Masochist ist und auf Schmerz steht, habe ich es wohl nun komplett versaut.

Aber als mein Blick auf seine zwei Waffeln Eis fällt, setzt mein Herz einen Schlag aus. Möglichst ohne mir davon etwas anmerken zu lassen, witzele ich: »Hat dir eine Waffel nicht gereicht?« Okay, vielleicht klang diese Witzelei eher wie ein Fauchen.

Ups.

Unbeeindruckt leckt er an seinem Eis, eine Kugel Schokolade und eine Kugel Mango. »Wenn du dich benimmst, bekommst du das zweite Eis.«
Ohne seinem Kommentar Beachtung zu schenken, sage ich: »Was ist das bitte für eine Eis-Mischung. Schokolade mit Mango? Wirklich?«
»Willst du probieren?«, streckt er mir die Waffel hin.
»Nein, danke.« Unnötig zu erwähnen, dass das ‚Danke' alles andere als dankbar klang. Stattdessen gleitet mein Blick zu seiner anderen Eiswaffel mit Joghurt und Erdbeere.

Als Ellion meinen Blick bemerkt, glitzern seine Augen belustigt auf. »Na, meinst du, du kannst dich bis zum Ende des Dates benehmen, oder muss ich das zweite Eis selbst vernaschen?«
»Ich bin nicht die Einzige, die sich besser verhalten muss.«
»Oh«, macht Ellion, während seine Lippen sich zu einem Grinsen ausbreiten. »Hat da etwa jemand zugegeben, dass ihr Verhalten nicht angemessen war?«
»Halt die Fresse und gib mir das verdammte Eis!«

Man sollte es nicht glauben, aber normalerweise fluche ich selten.

Ellion lacht tief und rau auf. Es ist dieses Lachen, dass er nur mir schenkt. Diese bestimmte Mischung aus Belustigung und Freude mit einem Hauch von Sex.

»Hier, für dich, Princessa.« Schelmisch grinsend überreicht er mir die Eiswaffel. »Wir wollen dich ja nicht noch mehr erzürnen.« Spielerisch funkeln seine Augen auf. »Aber sag mal, Princessa, hat dir denn niemand beigebracht, dass sich Fluchen nicht gehört?«
»Wenn du mir nicht gerade das Eis gereicht hättest, hättest du jetzt einen zweiten Abdruck auf deiner Wange.«

»Hat das jemand gefilmt?«, senkt er auf einmal seine Stimme. Besorgnis tritt in seine Augen. »Sieht man den Abdruck sehr?«
»Ich glaube nicht.« Schnell lecke um mein Eis, bevor es schmilzt und die Waffel heruntertropft. »Aber deine Wange ist gerötet.«
»Cazzo!«

»Lass uns da hinten in den Schatten sitzen«, schlage ich vor. »Mit deinen italienischen Schimpfwörtern kannst du auch da noch um dich werfen, aber zumindest stehen wir dann nicht mehr so im Weg und sind etwas Ungestörter.«
Noch bevor ich den Satz zu Ende sprach, bemerke ich meinen Fehler. »Du willst also mit mir ungestört sein, Bellina?« Schmunzelnd läuft er los. »Wusste ich doch, dass selbst die Eiskönigin meinem Charme nicht widerstehen kann.«

The Love GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt