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Bucky liegt in seinem Bett und denkt nach. Diese Prinzessin ist vor etwa eineinhalb Stunden eingetroffen, was für ihn bedeutet, dass sein Zimmerarrest begonnen hat. Steve hatte ihm gestern Abend noch versprochen regelmäßig bei ihm reinzusehen. Doch bis jetzt ist er noch nicht aufgetaucht.
„Friday, was passiert gerade bei den anderen?", fragt er energielos in den Raum. Bereits nach eineinhalb Stunden langweilt er sich. Die Prinzessin wird voraussichtlich jedoch einige Wochen hierbleiben. Bucky hat das Gefühl, als könnte diese Zeit in seinem Zimmer ähnlich schlimm werden, wie bei Hydra.
„Die Prinzessin lernt in einem Kennenlernkreis alle kennen", antwortet ihm die künstliche Intelligenz hilfsbereit, wie sie programmiert wurde. Bucky nickt und blickt seufzend aus dem Fenster.
Das Gras der Wiese auf der Terrasse weht sanft im Wind. Bucky empfindet es beinahe beruhigender als die Wellen am Meer. Doch er erinnert sich nur zaghaft daran, wie er die seltenen Strandtage mit Steve verbracht hat. Er glaubt sich an kreischende Möwen zu erinnern, welche hartnäckig versuchen Steve die Pommes zu entreißen.
Bucky kann sein eigenes Lachen darüber hören. Und wie Steve ihn anschreit, ihm endlich zu helfen. Schlussendlich hatte er seinen besten Freund vor den so gefährlichen Meerhühnern gerettet. Trotzdem musste er sich wahrscheinlich lange eine von Steve ausgehende Ignoranz gefallen lassen.
Bucky bemerkt nicht, dass sich während dieser Erinnerung ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. Der Tatsache trotzend, dass er nicht wusste ob dies eine wahre Erinnerung war oder nur Wunschdenken.
Bucky senkt betroffen den Blick und versucht sich nicht zu weit nach unten ziehen zu lassen. Er hasst es sich nie sicher sein zu können an was er sich erinnert. Manchmal fragt er Steve beiläufig über seine Erinnerungen, um sie zu überprüfen.
Doch er kann es nicht zu oft machen, da er nicht will, dass Steve bemerkt, dass er an seinem Gedächtnis zweifelt. Diese Blöße will er sich nicht auch noch geben müssen.

Nach gefühlten Stunden klopft es an Buckys Zimmertür. Froh endlich Gesellschaft haben zu dürfen sprintet er beinahe zu dieser. Bucky reißt die Tür auf und springt Steve beinahe an. Dieser weicht überrascht ein wenig zurück.
„Ich hasse es vielleicht mit zu vielen Menschen in einem Raum zu sein. Aber so abgeschottet zu sein ist noch viel Schlimmer!", offenbart Bucky seinem Kumpel sofort. Steve seufzt betroffen.
„Das kann ich mir vorstellen. Deshalb bin ich hier. Um dich zwei Minuten an die frische Luft zu lassen. Die Prinzessin ist auf der Dachterrasse. Wir könnten also kurz in den kleinen Park?" Bucky sieht seinen Freund glücklich überrascht an. Er hat knappe zwei Stunden in dem Zimmer gesessen. Seine Pläne längst wieder vergessen.
„Das nehme ich sehr gerne an!", ruft er begeistert. Steve nickt lachend und zieht ihn aus dem Zimmer. Bucky folgt ihm sofort.
Zu seinem Glück hat Tony ab dem neunundvierzigsten Stockwerk und bis zum obersten, dem dreiundfünfzigsten, in der Mitte eine Lücke offenlassen, in welcher nun ein kleiner Park steht.
Bucky genießt diesen Park sehr, da er somit nicht in einen öffentlichen Park muss. Er mag zwar große Parks doch die dichte Menschenmasse darin nicht. Die Wahrscheinlichkeit eine angehörige Person eines seiner Opfer anzutreffen ist nicht unbedingt klein.

In diesem Park dann setzt er sich unter den dünnen, aber hohen Baum und atmet durch. Genüsslich schließt er seine Augen und kostet seine vorübergehende Freiheit aus.
Steve lehnt an dem Tor, welches zu dem Park führt und beobachtet ihn. Doch es macht Bucky nicht nervös. Steve ist die einzige Person, welche ihn nicht nervös macht, wenn er ihn beobachtet.
Bucky schafft es Steve auszublenden und sich auf den Frieden zu konzentrieren. In der Kluft ist es windstill und der Duft, der etlichen Blumen sammelt, sich an. Da es Mai ist liegt ein wunderbarer Hauch der Blumen in der Luft. Bucky kann beinahe die einzelnen Komponenten der Blumen herausfiltern.

„Oh Scheiße!"
Bucky reißt sofort die Augen auf. Wenn Steve flucht, ist meistens nicht mehr viel in Ordnung. Oftmals steht dann irgendetwas in Flammen. Einmal bereits Stev selbst.
Buckys bester Freund sieht durch das Glas und er folgt seinem Blick. Tony und Natasha kommen gezielt auf den kleinen Park zu. Hinter ihnen folgt eine Person die Bucky eindeutig als die Prinzessin identifiziert hat.
Sofort springt er auf. Bucky verflucht Tonys Ignoranz taktischer Rückzugsmöglichkeiten gegenüber. Denn der Park hat genau einen Eingang. Und durch diesen treten die Neuankömmlinge gerade. Zu spät haben sie die beiden Super Soldaten bemerkt.
Tony erstarrt als der den braunhaarigen Soldaten bemerkt und Natasha sieht sauer zu Steve. Nur die Prinzessin scheint ungerührt zu bleiben.
Bucky versucht sich vor Tony zurückzuziehen und sich vor seinen Blicken zu schützen. Doch der baum ist zu dünn für ihn und die Büsche zu klein. Er ist Tony ausgeliefert.
„Verzeiht bitte Prinzessin. Wir haben eigentlich beschlossen den Bitten Ihres Vaters nachzukommen und Mister Barnes außerhalb Ihrer Augen zu behalten. Aber offenbar hatte Mister Rogers andere Pläne diesbezüglich", zischt Tony in Richtung des Blonden.
Bucky schielt zu dem Gast, um deren Reaktion abzuschätzen. Die Prinzessin sieht schweigend zu Steve, doch es ist kein Vorwurf darin. Nicht einmal Wut oder Abwertung, was Bucky eigentlich erwartet hatte. Eher Neugierde und eine kleine Spur Belustigung.
„Wir werden einen Umweg machen, damit Sie Mister Barnes nicht mehr in Ihrer Nähe haben müssen. Kommen Sie bitte", lotst Tony sie schließlich weg. Die Prinzessin wirft Bucky einen verschmitzten Blick zu und folgt den beiden Avengers aus dem Park.
Steve und Bucky bleiben betroffen zurück.
„Tut mir leid, Buck. Ich dachte nicht, dass sie sie hierdurch führen", entschuldigt Steve sich leise. Bucky senkt den Kopf. Er will nicht, dass Steve sich wegen ihm schlecht fühlt. Das hat er selbst zu verantworten.
„Ist schon gut, du wolltest nur auf mich aufpassen. Das Ganze hier habe ich selbst zu verantworten", verteidigt er seinen Freund. Steve sieht Bucky besorgt an, doch dieser lächelt nur betroffen.
„Ich habe ihre Großmutter in Sintkola getötet. Hydra wollte die Familie damit einschüchtern. Die Prinzessin war damals knapp vierzehn Jahre alt. Sie sah damals zu. Sie stand erstarrt vor Schock da und hatte nichts getan. Ich nahm das als Ausrede sie nicht auch noch töten zu müssen. Sie hasst mich Steve, daran wird niemand etwas ändern können", platzt es aus ihm heraus.
Steves betroffener Blick verwandelt sich in einen geschockten. Verständlich, denn Bucky hat noch nie so offen über seine Morde gesprochen. Aber er musste auch noch nie mit einer anderen Person als Tony in einem Gebäude leben, dessen Leben er zerstört hat.
Einer der hundert Gründe, warum er Tonys Sticheleien über sich ergehen lässt. Würde Tony es wollen, würde Bucky ganz schnell auf der Straße leben. Und Steve vielleicht auch gleich. Und Bucky könnte es sich niemals verzeihen, wenn Steve wegen ihm auf der Straße landet.
„Also dann, ich gehe zurück in mein Zimmer. Danke für den Ausflug Steve", entschuldigt Bucky sich. Steve nickt bedrückt und Bucky zieht sich in den Aufzug zurück. Er hofft, dass Steve nicht zu viel Ärger bekommt. 

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Da ich netterweise daran erinnert wurde, dass heute Samstag ist, kommt hier noch das nächste Kapitel :)

Die Prinzessin von SintkolaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt