• SOPHIA •
Meine Fingerspitzen fühlen sich taub an, ich zähle immer und immer wieder die Anzahl der Fliesen auf aber breche nach einigen Versuchen ab und verliere meine Konzentration. Seine raue kühle und gefühllose Stimme hallt im Hintergrund wieder, ich höre ihm inzwischen nicht mehr zu. Immer wieder die selben Fragen, „Denk nach Sophia!" nun packt er nach meinem Handgelenk, ein stechender Schmerz durchdringt meine Arme. Ich habe keine Kraft mehr, mein Mund ist trocken „Bitte lass mich gehen, ich weiß nicht wovon du sprichst." Hauche ich hervor. „Ich gebe dir hier die Möglichkeit dein Leben zu retten, sag mir was du weißt und du bist frei." sein Blick wirkt plötzlich weich und durchdringend, seine Hand lockert sich. „Ich weiß nicht was du von mir willst, wirklich. Ich habe keinerlei Erinnerungen oder Informationen die für dich relevant sein sollten. Ich habe meinen Vater jahrelang nicht gesehen, er ist verschwunden ohne ein Wort zu sagen." das war die Wahrheit. Ich wusste nicht warum mein Vater relevant für dieses fremde Arschloch sein sollte. Ich will einfach nur nach Hause.
Er zog mich hoch, packte mich nun wieder fester am Handgelenk und schob mich ohne ein Wort zu sagen aus der Tür. Der Flur roch nach feuchtem alten Holz, meine Nase räusperte sich. Langsam wurde es am Ende des Gangs heller und meine Augen fokussierten die Treppenstufen. Mit allerletzter Kraft betrat ich die Stufen, was dann passierte wusste ich nicht, denn mir wurde schwarz vor Augen und ich ließ mich einfach fallen.
„Bambina" hörte ich eine zärtliche weibliche Stimme. Auf meiner Stirn spürte ich ein kaltes Tuch. „Wo bin ich?" die Matratze war weich genauso wie die Bettwäsche auf der ich lag. Meine Fingerspitzen glitten über die Seidene Oberfläche. „Sie sind bewusstlos geworden, hier ein Glas Wasser." eine Frau mittleren Alters in einem Schwarzen Kleid reichte mir das Glas, „Sie haben über fünf Stunden geschlafen."
Ich setzte mich auf, bemerkte dabei das meine Kleidung nicht mehr die war die ich zuvor trug. Meine Beine waren gehüllt in einer weichen Pyjama Hose zu der ich das passende Oberteil trug. „Wer.. wer hat mich umgezogen?" stammelte ich „Woher ist diese Kleidung?" fassungslos und noch total erschöpft starrte ich die kleine Dame an. „Ich habe sie umgezogen, ihre Kleidung war dermaßen verschmutzt, so etwas verträgt sich nicht mit Seiden Bettwäsche. Don Nesta gefällt es überhaupt nicht wenn Unordnung herrscht." Don Nesta, so lautete wohl sein Name. Ich sprang auf, stellte das Glas auf den Nachtschrank und suchte den Boden nach meinen Sneakern ab, „Ich muss hier weg! Ich habe hier nichts zu suchen!" schrie ich schon fast, mich durchströmte eine derartige Wut. „Sie können hier nicht weg." Antwortete sie mit ihrem italienischen Akzent, im nächsten Moment schlug die Tür des Zimmers auf.
„Sie können gehen Giulia." er betrat das Zimmer. Die Dame die sich als Giulia herausstellte eilte mit schnellen Schritten davon.„Nun, da du wieder aus dem Land der Träume erwacht bist, können wir uns dem wesentlichen widmen. Ich hoffe du hast dein Gehirn endlich angestrengt." seine Worte sind so scharf und hasserfüllt. „Ich habe keine Ahnung wovon du redest oder was du von mir willst! Ich habe dir schon mehrfach gesagt das ich nichts weiß!" ich ballte meine Hände zu Fäusten, meine Fingernägel bohrten sich bereits in das Fleisch meiner Handflächen. „Sophia, wo ist das Geld das dein Vater dir hinterlassen hat?"
Ich schluckte. Woher wusste er von dem Geld?4 Jahre zuvor
Ich eilte die Straße entlang, hielt meine Tasche fest in der Hand und kramte den Haustürschlüssel hervor. Ich war spät dran. Meine Mutter hatte bereits dreimal angerufen und mich gebeten pünktlich da zu sein, immerhin würde mein Vater heute an meinem sechzehnten Geburtstag extra aus Sizilien zurückkommen. Ich Stoß die Tür auf, ließ meine Tasche auf den Boden gleiten und streifte mir die Schuhe von den Füßen, „Ich bin da!" schrie ich laut und grinste. Ich hatte die Tage bis zu meinem Geburtstag gezählt, ich konnte es kaum erwarten meinen Vater endlich wieder zu sehen. Schließlich war er beruflich so viel unterwegs das ich ihn schlussendlich nur dreimal im Jahr sehen konnte. „Papá, Mamá?" rief ich laut. Keine Antwort. Als ich das Wohnzimmer betrat kam mir der Geruch von verbrannten Kuchen in die Nase. Qualm entgegnete mir und ich eilte in die Küche. Der Backofen stand offen, ein Kuchen auf dem Gitterblech, schwarz und qualmend. Was ist hier los? Auf dem Tisch lagen zwei Briefumschläge. Ich nahm einen in die Hände, öffnete ihn zaghaft und voller Verzweiflung.
„Mi Amor.." laß ich die ersten Worte.
„...wir müssen dich schützen. Deshalb sind wir fort. Deine Mutter und ich, wir wollen das es dir gut geht." ich konnte nicht mehr weiter lesen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich ließ das Stück Papier fallen, öffnete den nächsten Brief. Meine Hände zitterten. Darin befanden sich Scheine, Unmengen an Geldscheinen.
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captured
AkčníAls sich Sophias eintöniges und belangloses Leben plötzlich in einen Strudel aus Gewalt, Angst und Panik verwickelt verändert sich alles. Noch zuvor war die 20 jährige eine normale Kellnerin in einem kleinen Restaurant doch als sie eines Abends zur...