Darkness falls - Dunkle Vergangenheit

Dem Wandel unterworfen

>>Broken like me von Citizen Soldier + Better days von OneRepublic<<

Cardiff Crown Court - Gerichtsgebäude, Saal 3

"Julie Morgan. Du bist 15 Jahre alt und gehst hier in Cardiff zur High School. Ist das soweit korrekt?" Das blonde Mädchen nickte nur."Dein Vater war Andrew Morgan, deine Mutter Laura und du hattest einen 2 Jahre älteren Bruder, Aaron?" Wieder nickte das Mädchen."Würdest du uns bitte erzählen, was in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni in eurem Haus passiert ist?"

Das Mädchen schaute zu dem Staatsanwalt mit der freundlichen Stimme auf. Alles in ihr sträubte sich, darüber zu reden. Nicht einmal der Therapeut, den sie ihr aufgebrummt hatten, kriegte derzeit viel aus hier heraus. Es schmerzte alles noch zu sehr - die seelischen Wunden und der Verlust mehr, als ihre körperlichen Verletzungen.

"Julie. Wir sind hier zur Findung der Wahrheit. Nur dann können wir deinen Eltern und deinem Bruder Gerechtigkeit zukommen lassen", wandte sich der Richter nun verständnisvoll an sie.

"Keine Gerechtigkeit der Welt bringt sie mir wieder zurück", murmelte sie betreten und schaute zu Boden, versuchte so krampfhaft die Tränen zu verbergen, die sich wieder Bahn brachen.

"Das nicht, aber wir werden den bestrafen, der dafür verantwortlich ist", wandte der Staatsanwalt wieder ein und der Blick des Mädchens traf den des Angeklagten. Der grinste überheblich, verengte aber trotzdem die Augen und fasste sich an den Hals. Eine Geste, die wie beiläufig aussah, zeigte ihr aber deutlich, dass er ihr drohte. Niemand sah, was er tat, weil aller Aufmerksamkeit abwartend auf ihr ruhte.

Sie ballte die Fäuste auf ihrem Schoß und atmete tief durch. Dieser Kerl hatte ihr ihre Familie weggenommen. Er musste dafür büßen. Er würde verurteilt werden und sie brauchte nie wieder Angst vor ihm zu haben. So hoffte sie zumindest.

"Mein Dad kam spät nach Hause an dem Abend. Ich habe gehört, wie er meiner Mum sagte, dass sie den Fall endlich gelöst haben."

"Was für ein Fall war das, Julie?", fragte der Staatsanwalt wieder.

"Dad hat nie viel von seiner Arbeit erzählt. Er sagte immer, er dürfe nicht darüber sprechen. Er sagte nur, dass sie die Bande ausheben konnten und einen Drogencoup in Höhe von Milliarden vereitelt hatten."

"Was maßgeblich deinem Vater zu verdanken war, oder Julie?"

"Das weiß ich nicht. Es gibt ja noch mehr Polizisten in der Stadt, als ihn."

"Was natürlich stimmt, aber er war einige Wochen undercover in der Gang unterwegs und konnte so die nötigen Informationen besorgen, die für den Zugriff erforderlich waren." Das Mädchen sah ihn nur ratlos an und er nickte lächelnd. Sie schaute zu den Geschworenen, die sich Notizen machten und verstand, dass er es weniger in den Raum geworfen hatte, um ihr etwas zu erklären, als vielmehr den Geschworenen."Erzähl bitte weiter, Julie."

"Aaron und ich sind an dem Abend früh ins Bett gegangen, weil wir ja Schule hatten, aber Mum und Dad haben noch Fern gesehen. Irgendwann bin ich aufgeschreckt, weil ich einen lauten Knall gehört habe. Aaron und ich sind aus unseren Zimmern gelaufen und wollten nachsehen, was los ist, weil Mum geschrieen hat. Dad war mit dem Mann am kämpfen. Das T-Shirt, dass er an dem Abend anhatte, war voller Blut", erklärte sie und deutete auf ihre Brust, um zu verdeutlichen, wo sie an ihrem Vater das Blut gesehen hatte."Ich hörte Dad meiner Mum zurufen, dass sie uns holen und mit uns verschwinden sollte. Mum kam die Treppe rauf gelaufen, aber sie blieb plötzlich stehen und fiel nach vorne. In...in ihrem Rücken steckte...ein Messer...Ein großes...mit einem weißen Griff mit...komischen Mustern. Der Mann kam an ihr vorbei die Treppe hinauf. Er sagte was davon, wie schade es ist, dass wir das alles mitangesehen haben und wir deswegen auch sterben müssen. Aaron schob mich zurück und schlug mit seinem Feldhockey-Schläger auf den Mann ein. Aber Aaron...war nicht stark...genug. Er packte Aaron und...schnitt ihn mit seinem Messer...Hier." Sie zeigte mit zitternden Fingern auf ihre Kehle. Der Anblick ihres Bruders, der mit leblosen Augen zu Boden sank, hatte sich bis heute in ihr Gedächtnis eingebrannt, wie jedes andere Bild des Grauens auch, dass sie an diesem Abend zu sehen bekommen hatte.