15. Fühl dich wie Zuhause

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Ich hatte nun den Schlüssel abgeholt und machte mich auf den Weg Nachhause. Dort angekommen holte ich mir einen Zettel und Stift und setzte mich ans schreiben.

Hallo Ezra,
hier ist ein Zweitschlüssel für meine Wohnung. Ich setze hiermit mehr vertrauen in dich, als ich hab. Bitte überzeugt mich davon, dass ich das richtige tue.

Freitag passt recht gut, da ich dich sowieso noch einige Sachen fragen wollte. Aber das hat Zeit bis dahin.

Plötzlich klingelte es an meiner Tür. Ich ließ meinen Stift fallen und stand auf, um sie zu öffnen. Wer konnte das sein?

Als ich die Tür öffnete, bereute ich es direkt. Vor mir stand Vincent in einem Anzug und lächelte mich blöd an. „Was? Was machen Sie denn hier?" fragte ich verwirrt.

„Ich hole dich ab für unser Date." erklärte er mir. „Bitte!? Ich habe Ihnen oft genug gesagt, dass ich nichts von Ihnen will!" ich merkte wie sich immer mehr Wut in mir ansammelte.

„Ich würde gern mit dir daran arbeiten und mit ein wenig Geduld geht es dir gleich ganz anders. Komm schon, du willst es doch eigentlich auch." Vincent grinste mich an.

Bitte was!? „NEIN! Du gehst jetzt besser, bevor ich mit deinen Vorgesetzten rede! Was verstehst du an einem nein nicht?" schrie ich und schaute Vincent entgeistert an.

Er selber blieb ruhig und seufzte. „Ich werde wiederkommen und dann werde ich nicht mehr so geduldig sein." drohte er mir und verschwand.

Was viel dem ein? Was erhoffte er sich denn damit mir Angst zu machen? Am liebsten würde ich ihm einfach mal in die Fresse schlagen und meine Meinung kundtun.

Von wegen er wollte wiederkommen? Der Typ stalkte mich doch quasi. Er bildete sich sicher was darauf ein, dass er beim Geheimdienst arbeitete.

Ich verwarf die Gedanken an Vincent und ging wieder zurück meinen Brief schreiben. Sollte ich Ezra vor Vincent warnen?

Gerade war nochmal Vincent bei mir, er lässt mich einfach nicht in Ruhe. Ich erzähl dir am Freitag mehr. Komm am besten zu mir Nachhause, dann laufen wir keine Gefahr ihm zu begegnen. Pass bitte auf, dass dich keiner sieht. Nicht das Vincent irgendwo rumlungert.
Liebe Grüße
Marlon

Wie kitschig und dann noch ‚Liebe Grüße' das war doch ein bisschen unangenehm. Ich holte einen Briefumschlag, faltete meinen Brief und legte ihn samt Schlüssel in den Umschlag.

Ich schrieb die Adresse drauf und schloss den Brief. Bevor ich losging zog ich mir Sportsachen an, damit ich danach noch joggen gehen konnte. Es war bis jetzt das, was mich am besten ablenkte.

Es war Freitag früh und ich fuhr mit Thomas Streife. Ich konnte mir schließlich nicht immer aussuchen mit wem ich rumfahren musste.

Gestern war ich auch auf Streife und genauso wie Mittwoch war sehr viel los. Auch heute ließen die Notrufe nicht auf sich warten und wir waren ständig unterwegs.

Mit Thomas unterhielt ich mich nicht viel, wir hatten ja auch garnichts zu bereden. Die Stille war trotzdem manchmal etwas unangenehm, aber durch die ständigen Notrufe, hatten viel zu tun und mussten uns austauschen.

Trotz des stressigem Tags heute, blieb es wenn bei Kleinverbrechern oder Ordnungswidrigkeiten und ich konnte in Ruhe meine Frühschicht beenden.

Auf dem Weg nach Hause entschied ich mich etwas vom Supermarkt für mich und Ezra mitzubringen. Ich wusste zwar noch nicht was, aber ich sollte wenigstens etwas zu Essen machen können.

Während meines Einkaufs kam ich an der Abteilung mit dem Alkohol vorbei, aber ich entschied mich sie zu ignorieren. Schon ein Blick zu lange würde wahrscheinlich nichts gutes für mich heißen.

Als ich vor meiner Haustür stand, hatte ich ein bisschen Angst, dass Ezra schon da war. Ich öffnete vorsichtig die Tür und lugte hindurch.

Die Wohnung schien leer zu sein und es hatte sich auch nichts offensichtliches in ihr geändert. Erleichtert ging ich zu meinem Kleiderschrank und zog mir erstmal gemütliche Klamotten an.

Mal wieder war ich aufgeregt wegen unseres Treffens. Es wunderte mich zwar nicht, aber unsere Treffen verliefen immer sehr unerwartet. Trotzdem sollte es doch irgendwie schön werden.

Gerade als ich anfangen wollte zu kochen, fiel mir ein, dass Ezra doch sowieso nichts essen würde. Immerhin wollte er seine Maske aufbehalten. Ich räumte also alles wieder weg und legte mich eine Weile auf mein Sofa.

Wann er wohl kommen würde? Vielleicht war ihm ja auch was dazwischen gekommen? Machte ich mir etwa Sorgen?! Ich war doch erst seid einer Viertelstunde Zuhause...

Ich entschied mich, mich ein bisschen auszuruhen, gerade als meine Augen zufielen, klingelte es an der Tür. Plötzlich war ich wieder hellwach und ging los, um sie aufzumachen.

Vor mir stand Ezra in einem Pullover und einer Jogginghose, er machte es sich wohl auch gerne bequem. „Hallo, wie geht's dir?" fragte ich ihn zur Begrüßung.

Ezra begrüßte mich und betrat meine Wohnung. „Hach, mir gefällt das viel besser, wenn niemand um uns rum ist." seufzte er zufrieden und ging in mein Wohnzimmer, um sich anscheinend auf die Couch zu legen.

„Bist du müde?" fragte ich ihn und setzte mich neben ihn auf den Boden. „Ein wenig, du wolltest mich was fragen, stimmt's?" überlegte Ezra und drehte sich zu mir.

„Es geht um Vincent, er wurde anscheinend von jemandem verprügelt und die Personenbeschreibung passt so ziemlich zu dir. Du hast damit doch nichts zutun oder?" fragte ich vorsichtig.

„Ich? Nein, ganz sicher nicht. Ich kann mich aber mal umhören, wenn du magst. Du hattest sowieso geschrieben, dass er dich nicht in Ruhe lässt, ja? Was ist passiert?" war Ezra sauer?

Ich erzählte auch ihm von allen Treffen, die ich mit Vincent hatte und wie er mir vorgestern gedroht hatte. Ezra schaute mich angestrengt an „Kann ich mich jetzt um ihn kümmern?" fragte er.

„Was!? Du kannst ihn doch nicht einfach umbringen!?" rief ich erschrocken und wich reflexartig ein Stück nach hinten.

„Genau, warum sollte ich das tun?" fragte auch Ezra mich jetzt ziemlich verwirrt. „Du musst dich deutlicher ausdrücken! Was bedeutet ‚um ihn kümmern' für dich!?" motzte ich ihn an und Ezra fing, unter seiner Maske, wieder an zu grinsen.

„Ich dachte eher daran ihn mir mal genauer anzugucken. So wie sich das anhört wird man bestimmt was finden, um ihn ruhig zustellen." versuchte Ezra mir zu erklären und streckte sich.

Er setzte sich langsam wieder auf und deutete mir an, mich neben ihn zu setzen. Ich stand also auf und setzte mich zu ihm.

Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt