29. Schlag mich

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Er schloss den Laden auf und ging hinein. Ich und Miguel, der auch schon da war, folgten ihm und zogen uns schon unsere Gis an.
Schnell wurde das Dojo voll, denn die neuen Schüler meines Dads kamen herein.

Miguel und ich sahen uns kurz an. Unter ihnen war auch Aisha, die den gleichen Blick, wie wir, aufgesetzt hatte.
Fünf Minuten später kam mein Dad aus seinem Büro. Er war ebenfalls umgezogen, schlagartig wurde es still im Dojo, "Ihr habt euch also getraut wieder hier her zu kommen. Ihr wollt also richtige Kobras werden.", sagte er gerade so laut, dass man es verstehen konnte, "Gute Entscheidung.", er nickte und sah durch die Reihen, "Aufwärmen. Kampfposition.", forderte er uns alle auf.

Wir folgten seinen Anweisungen und machten uns für das Training warm.
Währenddessen ging mein Vater durch die Reihen und verbesserte die Neuen in ihrer Kampfhaltung oder versuchte sie zu motivieren, indem er gemeine Dinge sagte.

Ich musste schmunzeln, ließ mich jedoch nicht ablenken. Doch als er plötzlich Eli mit Lippe ansprach musste ich mich einfach umdrehen.
"Sie sollten sich nicht über das Aussehen von anderen lustig machen.", bemerkte Demetri schnell.
"Ach ja?", fragte mein Dad mit einem drohenden Unterton, "Ich darf diese Lippe also nicht erwähnen?"

"Genau.", antwortete Demetri leicht zögernd.
Doch mein Vater lachte auf. Er erklärte ihm, dass wir so etwas nur in der Schule lernen würden, es in der echten Welt aber niemals erwarten könnten.
"Hast du das gehört, Lippe?", mein Vater sah ihn provokant an, "Wenn du mit so etwas nicht klarkommst, was tust du, wenn du einen Ellenbogen im Gesicht hast?"

"Die Polizei rufen?", besserwisserisch stand Demetri dort und stachelte meinen Vater nur so an.
Plötzlich flüsterte Miguel neben mir Demetri zu, dass er das lieber lassen sollte.
Doch Demetri war nun Mal ein nerviger Besserwisser und ließ nicht locker, "Dieser Kerl kann uns eh nichts anhaben."

Plötzlich verzog mein Vater sein Gesicht und ging mit strengem und ernstem Blick auf Demetri zu. Die anderen Schüler wichen ihm aus, doch Demetri blieb unsicher stehen.
"War's das von deiner Rede, ja? Schlag mich.", forderte er ihn auf.

Ich erinnerte mich daran, als mein Dad mich das erste Mal dazu aufforderte und sah gespannt, aber ernst zu.
Ich konnte mir nur denken, was nun passieren würde.
"Na los, schlag mich.", forderte er erneut auf.

Demetri ging also in Kampfposition und versuchte meinen Dad zu schlagen. Dieser jedoch wehrte ohne viel Mühe den armseligen Schlag ab.
"Schlag härter.", forderte er ihn ernst auf.
Erneut versuchte er meinen Vater zu schlagen, doch wieder wehrte er mühelos ab.

"Das war also alles, Prinzessin?"
Ohne dass mein Dad ihn auffordert, schlug Demetri erneut zu, doch es dauerte keine Sekunde, da brachte mein Vater ihn zu Boden.

"Lasst euch das bloß eine Lehre sein!", sagte er drohend und sah durch den Kreis, der sich gebildet hatte.
Demetri sah geschlagen durch die Runde, erhob sich und verschwand aus dem Dojo.

"Gibt es hier noch jemanden, der jetzt anhauen will? Dann los!", sagte mein Dad laut, doch ohne eine Aufforderung stellten sich alle wieder auf und warteten auf weitere Anweisungen.

Nach dem Training blieben Miguel und ich dort, denn mein Vater nahm Miguel mit zurück und setzte mich vorher beim Kino ab.
"Glaubst du Demetri kommt wieder?", fragte ich Miguel, der nachdenklich auf meine Frage reagierte.
"Ich weiß es nicht, aber ich werde mit ihm reden...", murmelte er und schlug leicht auf den Dummy ein, der neben uns stand.

Schließlich erschien auch mein Dad und wir konnten endlich los, denn es war schon spät und ich wollte nicht den Film verpassen.
Mein Dad sah Miguel vielsagend an, als er an ihm vorbei ging.
"Sie müssen ihm eine Chance geben, Sensei.", Miguel versuchte ein gutes Wort für Demetri einzulegen, doch mein Dad lachte belustigt auf, "Der Trottel will gar kein Karate lernen, das habe ich sofort gemerkt.", er riss die Tür zu seinem Auto auf und stieg ein.

"Wenn etwas ist, ruf mich an. Ich hole dich genau hier wieder ab.", sagte mein Vater, als wir schließlich vor dem Kino hielten.
"Keine Sorge, ich kann schon gut auf mich aufpassen, Dad.", sagte ich augenrollend, doch mein Dad nickte nur, als wenn er mir dies nicht glauben würde.

Ich verabschiedete mich auch von Miguel und stieg aus dem Auto.
Der Abend im Kino war eine schöne Abwechslung zum Alltag. Auch wenn es ein wenig merkwürdig war, dass mein Dad mich hinfuhr und auch abholte, schließlich hatte ich nie einen persönlichen Dienst, der mich zu allen Orten fuhr.

"Hattest du einen schönen Abend?", fragte mein Dad direkt, als er mich nach dem Film wieder abholte.
Ich nickte, denn es war schön etwas mit Freunden zu machen.
Auch wenn ich Karate liebte, war es eine Erholung mal etwas anderes zu tun.

Am nächsten Montag vor der Mittagspause hatte Miguel Demetri aufgesucht, um ihn zu überzeugen, es noch ein mal zu versuchen, doch er lehnte ab.
Ich saß mit Miguel gemeinsam beim Mittagessen, als er mir dies erzählte.
Schulterzuckend tat ich es ab, ich fand Demetri schon vom ersten Tag an nervig, "Er würde es sowieso niemals hinkriegen."

Miguel rollte mit den Augen, "Ich würde es schön finden, wenn einige meiner Freunde Karate mit uns lernen würden."
Genervt stöhnte ich auf, nahm mein Tablett und erhob mich, denn die Mittagspause war bald vorbei.

Ich ging direkt nach der Schule zu meinem Dad ins Dojo, obwohl das Training erst später stattfinden würde. Gerade wollte ich zum Schreien ansetzen, doch da tauchte mein Dad aus dem Hinterraum auf.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt