Zauberhafte Sommersprossen - Kurzgeschichten

Story 16 - Trio

Ominis Sichtweise (1. Schuljahr):

"SLYTHERIN!", rief der sprechende Hut, sobald er in der Nähe meines Kopfes war. Natürlich, wie sollte ich, ein Nachfahre Slytherins, auch nicht in sein Haus kommen. 

Ich orientierte mich mit meinem Zauberstab und versuchte meinen Tisch zu finden. Ich hatte meinen Zauberstab noch nicht sonderlich lang und alles im Schloss war neu für mich. Entsprechend schwer war es, ohne Augenlicht die Orientierung zu wahren. 

"Soll ich Sie zu Ihrem Tisch bringen, Mr. Gaunt?", fragte die freundliche Hexe, die mir eben den Hut aufgesetzt hatte. "Ja, bitte.", sagte ich etwas verzweifelt und beschämt. 

Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und führte mich zum Slytherin Tisch. Ich fragte mich, ob es noch weitere blinde Kinder an dieser Schule gab. 

Ich saß am Slytherin Tisch und wartete. Ich hörte, wie sich immer mehr Schüler setzten, doch niemand sprach mich an. Ich war sowieso eher zurückhaltend, aber ich hatte die Hoffnung, nun, hier in Hogwarts ein paar gute Freunde zu finden. Meine Familie war, abgesehen von meiner geliebten Tante Noctua, leider nicht sonderlich sozial aufgestellt, und so hatte ich eigentlich noch nie wirklich Kontakt zu fremden Kindern. 

Ich war fürchterlich aufgeregt. 

"Hallo.", hörte ich plötzlich eine sanfte Mädchenstimme sagen. Ich reagierte nicht, weil ich nicht davon ausging, dass sie mit mir sprach. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand antippte. "Hallo?", fragte sie noch einmal. 

"Hallo.", antwortete ich leise. "Bist du blind?", fragte sie mich direkt. Ich nickte nur. "Und wie heißt du?" "Ominis Gaunt." "Hallo Ominis, ich bin Anne Sallow. Schön, dich kennen zu lernen. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du mich gern fragen."

Ich glaube, ich habe etwas gelächelt, als ich nickte. Sie wirkte sehr freundlich und sie roch wunderbar. Irgendwie nach frisch gemähtem Gras. Wirklich sehr angenehm. 

Einen Moment später hörte ich sie fröhlich "Jaaa!", rufen, und einen Moment später sagte sie, "Oh Merlin, Sebastian, du kannst mir doch nicht solche Angst machen!". Ah, scheinbar hatte sie bereits einen Freund gefunden. 

"Ominis?", hörte ich Anne sagen, "Das ist mein Zwillingsbruder, Sebastian. Seb, das ist Ominis Gaunt." "Gaunt? Den Namen habe ich schon mal gelesen.", sagte eine fremde Stimme. Vermutlich von Annes Bruder. Ich nahm seinen Geruch auch wahr. Ebenfalls sehr angenehm. Erinnerte mich etwas an Wald. Vermutlich lebten die beiden in einem kleinen Dorf.

"Aber erstmal hallo Ominis, ich bin Sebastian. Wir schlafen bestimmt in einem Schlafsaal zusammen.", sagte er und ich konnte hören, wie er etwas lächelte. Er war sicherlich auch froh, bereits jemanden kennengelernt zu haben. 

"Boah Anne, bei den Gryffindors sitzt ein zuckersüßes Mädchen!", flüsterte er seiner Schwester zu. Ich musste grinsen. Irgendwie freute ich mich darauf, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie wirkten beide so, als könnten wir gute Freunde werden. 

Nach dem Essen, sollten wir alle in unsere Gemeinschaftsräume gehen. Wir standen auf und Anne henkelte sich in meinen Arm ein. "Anne, seit wann bist du denn so ein großer Fan von Körperkontakt?", hörte ich Sebastian fragen. "Er ist blind und ich hab ihm angeboten, ihm zu helfen, bis er sich im Schloss zurecht findet.", antwortete sie ihm. "Ahh, verstehe!", Sebastian klang erstaunt und plötzlich spürte ich, wie sich jemand meinen anderen Arm nahm. "So kann dich niemand anrempeln.", sagte er. 

Die beiden waren so lieb. Ich habe noch niemals in meinem Leben so nette Menschen getroffen. 

Professor Sharp, unser Hauslehrer, brachte uns in den Slytherin Gemeinschaftsraum. Im Schlafsaal hörte ich, wie er uns sagte, wo unsere Betten sind. Als er den Raum verließ, spürte ich, wie Sebastian mich weiter in den Raum zog. "Hier ist dein Bett. Meins ist gleich neben deinem. Rechts von deinem.", sagte er und tippte meinen rechten Arm an. Ich nickte.