0. Prolog - Clouds

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Regen prasselte schwer an das kleine Fenster des Flugzeuges. Rezo hatte seine Stirn an das kühle Glas gelehnt und beobachtete die Wassertropfen, welche sich in einem scheinbar endlosen Wettlauf immer wieder gegenseitig überholten und dann aus seinem Blickfeld verschwanden, wahrscheinlich weiter an der Außenseite des Fliegers hinunterliefen und schließlich irgendwann auf dem grauen Asphalt des Flugplatzes aufkamen.

Ein Ruck ging durch die Maschine, als sie nach dem langen Flug endlich zum Stehen kam. Augenblicklich wurde es um Rezo herum unruhiger, die ersten begannen schon, ihren Gurt zu lösen, während andere ihre Sachen zusammensuchten und hektisch in ihre Taschen stopften. Laute Gespräch übertönten die Bitten des Flugpersonals, doch noch ein wenig sitzen zu bleiben - die Türen waren sowieso noch geschlossen und beschleunigen würde die Eile einzelner Personen den ganzen Prozess auch nicht.

Als er zum wiederholten Male den Arm des Kindes neben sich in seinem Gesicht spürte, konnte der Blauhaarige ein genervtes Seufzen nicht mehr unterdrücken. Einen tiefen Atemzug nehmend schloss er kurz die Augen, spürte den Stress, der ihn jede Reise früher oder später einholte, sich schon jetzt unangenehm in seinem Bauch einnisten. Er mochte Urlaub einfach nicht, aus verschiedenen Gründen, und schon jetzt, 12 Stunden nach Verlassen seiner Heimatstadt Aachen, war er zu Genüge daran erinnert worden.

Rezo ließ seinen Blick durch die Fensterscheibe über den Flugplatz gleiten und hätte aus Frustration beinahe noch einmal geseufzt. Wenn zumindest sein Ausblick ihn gerade positiv auf die zwei Wochen Ferien, die vor ihm lagen, stimmen könnte; schließlich war Madeira doch bekannt für Sonne, Sommer und Strand, oder nicht? Doch statt von der Nachmittagssonne geblendet zu werden, hingen dunkele Regenwolken am Himmel, Regentropfen wurden von immer stärker werdenden Windböen hin und her gewirbelt und ein leichtes Grollen ließ auf ein kommendes Unwetter schließen.

Innerlich verfluchte Rezo sich dafür, sich bei Flugantritt gegen seinen Hoodie und für ein T-Shirt entschieden zu haben, denn so hatte er nicht einmal eine Kapuze, die er über seinen blauen Haarschopf ziehen konnte, um nicht vollkommen durchnässt zu werden.

Endlich leerte sich das Flugzeug ein wenig, auch die Familie, die neben ihm gesessen hatte, war mittlerweile aus seinem Sichtfeld verschwunden. Sich streckend, um seine schmerzenden Muskeln wieder zu aktivieren, erhob Rezo sich aus dem unbequemen Sitz und schnappte sich den kleinen grünen Handgepäckkoffer aus der Gepäckablage über sich. Mit einem tastenden Griff in die Tasche seiner Jogginghose stellte er noch eben sicher, dass er auch sein Handy und seine Kopfhörer bei sich hatte, bevor er sich langsam der Schlange aus dem Flieger anschloss.

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Das Quietschen der nassen Turnschuhe an seinen Füßen ging mittlerweile fast vollständig in dem Lärm der Rollen seiner beiden Koffer unter. Rezos Shirt klebte regelrecht an seinem Körper, der kurze Weg vom Flugzeug in das Flughafengebäude hatte dafür ausgereicht und er war immer noch nicht getrocknet, obwohl sein Koffer, natürlich, als letztes auf dem Gepäckband erschienen war und er deshalb eine geschlagene Stunde vor diesem gewartet hatte, schon in Versuchung, einfach den nächsten Flug zurück nach Hause zu nehmen.

Aber Lisa würde ihn umbringen, wenn er morgen wieder auf der Arbeit erscheinen würde, das wusste er, da war seine Position als ihr Chef auch nicht mehr von großem Nutzen. Und irgendwo wusste er auch, dass sie Recht hatte, als sie meinte, dass er dringend eine Auszeit brauchte und ihm dann kurzerhand selbst die Reise gebucht hatte in dem Wissen, dass er sie sonst eh nicht angetreten hätte. Wie gesagt, wo sie Recht hatte, hatte sie eben Recht.

Eigentlich hatte er geplant, den kurzen Weg vom Flughafen bis zu seinem Hotel zu Fuß anzutreten, das Wetter allerdings hatte seine Motivation, auch nur eine Sekunde länger als notwendig draußen zu verbringen, bis in den Minusbereich runtergeschraubt. Kurzerhand tippte Rezo also kurz auf seinem Handy herum, nahm auf einem der wenigen Sitze im Wartebereich Platz und schloss für einen kurzen Moment die Augen, nur ein paar Minuten, bis sein Uber eintraf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 13, 2023 ⏰

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Change my mind - Rezo x MexiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt