,,Enya ich liebe dich, ich werde dich nie vergessen.",,Mama nein!" Tränen flossen über mein Gesicht. ,,Es ist zu spät Enya. Er hat uns gefunden." Die sonst so strahlenden Augen meiner Mutter hatten ihren Glanz verloren. ,,Mama bitte!"Unten hörte man einen Schrei. Der Schrei meines Vaters. Langsam wurden die Schritte auf der Treppe wahrnehmbar. Grünes Licht schimmerte an den Wänden. ,,Ich liebe dich Enya. Pass auf ihn auf, er wird dich brauchen." Sie küsste mich auf die Stirn. Als sich die Zimmertür öffnete, drückte sie mich fest, bevor sie mich absetzte. Kurz bevor die Tür wieder zufiel, zeichnete sie etwas in die Luft, während sie leise flüsterte. Die Tür verriegelte sich und ich war allein. Ich hörte noch die Schreie meiner Mutter bevor alles schwarz wurde.
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19.01.1988Ich schreckte hoch und blickte in das besorgte Gesicht von Elle. ,,Du hattest wieder diesen Albtraum, stimmt's?" Ich nickte. ,,Wieso nur Elle? Wieso nur ich? Wieso immer derselbe?"Diese Fragen hörte sie jedes Mal aufs Neue. Sie sagte nichts, sondern zog mich in eine Umarmung.
,,Ich weiß es nicht Lils." Ich seufzte und schob die Decke weg. ,,Ich gehe schon mal zum Frühstück. Beeil dich." Sie drehte sich um und verschwand durch die Tür. Nach kurzer Zeit sprang ich vom Bett und ging zum Schrank. Ich nahm mir meinen roten, lockeren Strickpullover und eine beige, weite Stoffhose. Nachdem ich mir noch den Rest zusammengesucht hatte, öffnete ich die Tür und lief den Flur entlang zum Badezimmer.
Als ich wieder im Zimmer war, band ich mir noch einen lockeren Zopf und stieg schließlich die Treppe nach unten in den Eingangsbereich, den wir eigentlich nur als Esszimmer nutzten. Alles war still und ich konnte niemanden sehen. Der Frühstückstisch war reichlich gedeckt, so wie er es nur bei Festen war.
,,Happy Birthday!" Die Kinder sprangen aus allen möglichen Ecken und rannten zu mir. Elle war die erste und umarmte mich. „Happy Birthday Lils!"Jetzt sprangen auch Eve und die anderen zu uns und ich war komplett in Umarmungen verwickelt. Ich sah sie verwirrt an.,,Ich hab Geburtstag?"Sie grinste und nickte. ,,Ja, ich wusste doch das du es vergessen hast. Komm essen, danach darfst du dein Geschenk öffnen."Ich setzte mich und nahm mir ein paar Scheiben Brot, die ich mit Erdbeer Marmelade beschmierte und eifrig verschlang.
Als alle Teller leer waren, standen wir auf und räumten den Tisch ab. Die größeren Kinder wuschen das Geschirr ab und räumten das Essen in den Kühlschrank oder in die Regale, während die Kleineren den langen Tisch abwischten und kehrten. Nachdem alle fertig waren setzten wir uns wieder an den Tisch.
,,Alles Gute, Enya."Edith kam lächelnd auf mich zu. Sie ist meine absolute Lieblingsbetreuerin. Kurz nachdem ich hier ankam, hat Edith angefangen hier zu arbeiten. Seit dem war sie immer für mich da. Nach meinen besten Freunden Elle und Eve kannte sie mich am besten.
Sie umarmte mich kurz und reichte mir ein kleines Geschenk, welches ich mit Freude nahm. Vorsichtig öffnete ich das blaue Geschenkpapier. Neben mir konnte ich Eve und Elle sehen die schon fast vor Ungeduld platzten und schon auf der Bank hin und her rutschten. ,,Verdammt beeil dich Lils!" Ich streckte ihr die Zunge raus und zog das Geschenkpapier weg. Ich quitschte, sofort rannte ich zu Edith und umarmte sie so fest ich konnte.
,,Danke, Danke, Danke!" ,,Das heißt aber nicht, das du jetzt jedes mal was für 58 Pfund bekommst." Ich nickte eifrig und setzte mich wieder. ,,Ähm was ist das Lils?" ,,Das Elle, sind zwei Romane von Jules Verne. Die Reise zum Mittelpunkt der Erde und 20.000 Meilen unter dem Meer, erschienen 1864 und 1870. In den Büchern geht es um-",,Das interessiert niemanden Lils. Ist mir schon klar das das Bücher sind, aber warum wünschst du dir Bücher von denen du schon weißt worum es geht und wieso wünschst du dir überhaupt Bücher?.....Obwohl.. ich will's überhaupt nicht wissen."
Als wir dann gehen durften, rannte ich hoch in unser Zimmer und legte meine rote Winterjacke auf mein Bett. Elle kam kurze Zeit später auch rein. ,,Musst du immer so schnell rennen?" Sie war gerade dabei ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ich kicherte und wandte mich wieder meiner eigentlichen Mission zu. Mein Rucksack landete auf meinem Bett, sowie 2 Taschenlampen, ein paar Seile, etwas Geld, 2 Helme, Papier, Stifte, 2 Halstücher und der Picknickkorb aus der Küche, gefüllt mit Essen, Trinken und einer Decke. Elle sah mich misstrauisch an. ,,Was hast du vor? Willst du zum Nordpol?" ,,Find's doch raus." Ich nahm ihre Jacke und warf sie zu ihr. ,,Du brauchst warme Kleidung und deine Winterstiefel. Dein Helm liegt hier, aber setzt lieber noch eine Mütze auf und bind dir einen Schal um... Ach ja, vergiss deine Handschuhe nicht." Sie wusste das Fragen nichts bringen, also nahm sie sich warme Kleidung und verschwand durch die Tür.
Während sie sich umzog, packte ich alles ein und stellte den voll gepackten Rucksack mit dem Picknickkorb zur Tür, bevor ich noch die Helme an den Rucksack klemmte. Dann schnappte ich mir warme Klamotten und klopfte an die Badezimmertür. ,,Elle kann ich reinkommen." ,,Ja, ein Moment." Ich hörte wie sie aufstand und die Tür aufschloss.
,,Elle was ist passiert?" Man sah ihr deutlich an, das sie geweint hat. ,,Ich habe ein Gespräch zwischen Edith und jemand anderem gehört."Sie schluchzte und ich drückte sie fest. ,,Der Mann hat gesagt das du auf ein Internat gehen sollst, weil es schon seit deiner Geburt so vermerkt ist." Weitere Tränen liefen ihr übers Gesicht. ,,Hey....Elle, Ich lasse dich niemals alleine, da kann auch so ein blöder Volltrottel kommen, der denkt das ich ohne dich leben kann. Denk dran, du bist und bleibst meine Schwester, die können mich nicht ohne weiteres von dir wegreißen." Ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben und sie lächelte mich dankbar an.
Schließlich standen wir dick angezogen und vollgepackt im Zimmer. Ich öffnete die Tür und wir liefen die 2 Treppen nach unten.
,,Enya kommst du mal bitte!" Ich ging zu ihr und Elle folgte mir. ,,Tut mir leid Elleanor, aber ich fürchte du musst gehen."
Jetzt fing dieser verrückt aussehende Mann an zu sprechen. Er hatte einen ziemlich langen Bart, einen langen Umhang und eine Halbmondbrille auf der Nase. ,,Guten Tag Elleanor, wie ist den dein ganzer Name?" ,,Elleanor Jones." ,,Ah, Sie können gerne auch bleiben. Sie wären sowieso bald dran." Er murmelte etwas von Sie sieht aus wie Sie. Wen von uns meint er?
,,Entschuldingen Sie, aber sie haben kein Recht darauf uns Befehle zu geben -"
,,Enya!" Edith sah mich mahnend an. ,,Was?! Ich lasse mir meinen Geburtstag nicht ruinieren, den ich übrigens mal wieder vergessen habe." ,,Enya sei höflich!" Ich funkelte sie wütend an, bevor ich mich wieder an den Mann wandte. ,,Meine Freundin und ich haben heute noch etwas vor, wenn Sie uns entschuldigen würden." Ich drehte mich um und zog Elle hinter mir her.
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Geteilte Seelen
RandomEnya Lily Evans. Ein Mädchen mit einer tiefen Leidenschaft zu Quidditch. Eine Familie und doch keine. Eine verwehrte Wahrheit. Streiche begleiten ihr Leben. Ein fröhliches Leben, trotz einer dunklen Tiefe. Einen Vater oder doch zwei? Keiner ist so...