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„Ernsthaft Makeda, ich glaube nicht, dass ausgerechnet du uns verarzten solltest", bemerkt Sam besorgt, als Makeda, mit Desinfektionsmitteln und Pflastern bewaffnet, auf ihn zukommt.
Doch die Prinzessin legt nur genervt den Kopf schief und sieht ihn mahnend an.
„Warum? Weil ich für ein paar Minuten draußen war und eure nette Schießerei verpasst habe?", hakt sie sauer nach. Sam nickt ernst.
„Mag sein, dass es mich kurz genommen hat, aber Clint kann seinen Arm kaum bewegen, Bucky hat irgendwo eine Kugel im Körper und du hast eine Platzwunde am Kopf. Ich bin die Einzige, die nichts abbekommen hat", argumentiert sie.
„Außer vielleicht eine Hirnblutung oder eine Hirnerschütterung. Wie gesagt, du warst bewusstlos", schießt Sam zurück.
„Ich habe schon schlimmeres überstanden, also stell dich nicht so an", widerspricht sie ihm trotzig und drückt ihn bereits auf einen der Sitze. Sam lässt es nur brummend zu.
Sobald Makeda mit Sams Platzwunde fertig ist, geht sie zu Clint über. Dieser hält bereits einen dicken Eisbeutel an seinen verletzten Arm. Makeda trägt ihm noch eine Kühlsalbe und danach einen stabilisierenden Verband auf.
Als letztes beginnt sie Bucky zu behandeln. Inzwischen hat seine Blutung aufgehört und Bucky ist sich sicher, dass er spätestens in zwei Tagen vollständig geheilt ist. Trotzdem hat die Prinzessin darauf bestanden ihn zu untersuchen.
„Wie geht es dir?", will sie wissen, als sie sein Shirt hochzeiht. Bucky legt es gleich ganz ab, da es einfacher für sie ist.
„Ganz okay, es schmerzt kaum noch", antwortet er ihr zudem. Makeda nickt und tastet die Wunde sorgfältig ab.
„Hast du eine Ahnung, wo die Kugel ist? Die sollte schnellstmöglich raus, weshalb wir sie im Blick behalten müssen", erklärt sie ihm besorgt. Doch Bucky weiß das inzwischen gut. Wie oft hat Hydra ihn nach einem Kampf auf den Tisch gelegt und angefangen an ihm herumzuschnipseln? Oft genug, damit er die Schmerzen und die Panik nie mehr vergessen wird.
„Hier." Bucky weist an seine linke Schulter, kurz vor dem Übergang zum künstlichen Arm. Makeda beginnt ihn auch dort abzutasten.
„Ich habe sie. Okay, sobald wir wieder in der Zivilisation sind, muss sie entfernt werden, okay?", befielt sie ihm mit liebevoller Strenge. Bucky zögert kurz, was ihr natürlich auffällt.
„Was ist los?" Der ehemalige Winter Soldier schluckt und sieht schüchtern zu ihr hoch.
„In dem Set sind genügend Binden und Kompressen, dass du mich auch hier aufschneiden könntest", erklärt er ihr nervös. Die Kugel muss raus, schnellstmöglich. Sie schmerzt zwar nicht und ein Infektionsrisiko ist bei Bucky ebenfalls kaum existent.
Doch er spürt sie an seiner Narbe. An der Narbe, die er sich selbst zugefügt hat in der verzweifelten Hoffnung den Arm abreißen zu können. Gleich nachdem er an seiner Schulter angebracht wurde.
Er hasst diese Narbe. Und er fühlt bereits, wie die Panik in ihm hochsteigt, allein wenn er das Projektil dort spürt. Sie muss raus! Sofort!
„Nein, das mache ganz bestimmt nicht ich!", widerspricht Makeda ihm jedoch in genau diesem Moment.
Bucky hat das Gefühl, dass die Luft dünner wird. Er beginnt zu schwitzen, trotz der Kälte, die ihn plötzlich übermannt. Zitternd drückt er sich stärker gegen die Stuhllehne.
Mit bebenden Lippen versucht der die Panik zurückzudrängen, welche in ihm emporsteigt.
Die Kugel drückt gegen seine Schulter. Er kann bereits die Hände fühlen, welche das künstliche Gelenk in seine Schulterpfanne drücken.
Mit seiner rechten Hand greift er um den Sitz und drückt zu.
Bilder schweben verschwommen vor seinen Augen. Zola, welcher ihn stolz angrinst, als er das erste Mal seine künstliche Hand hob. Der Arzt, wessen Kehle er zerdrückte, als Bucky herausfand, wie er den Arm nutzen musste. Die dunkle Zelle in welcher er danach aufwachte. Seine Hände gefesselt.
„Sie muss raus! Sie muss raus! Sie muss sofort raus!", schafft er es in das Schwarz hinauszurufen. Er weiß, dass er noch im Flugzeug sitzt. Er weiß, dass seine Hände nicht gefesselt sind. Und dennoch sieht er nur eine Dauerschleife dieses Momentes.
Die Kugel in seiner Schulter schmerzt nun doch. Und sie schickt ihn an diesen grauenhaften Ort zurück.
„Sie muss raus! Sie muss raus! Bitte, nehmt sie einfach raus!", bettelt er schwer. Unter seinen Fingern spürt er, wie sich den Sitz zu verbeugen beginnt.
„Okay. Okay, Bucky. Bucky sieh mich an, ich bin hier. Ich bin genau hier Bucky und ich werde die Kugel herausnehmen!", ruft ihm Makeda durch die Dunkelheit zu.
Eine sanfte Hand greift seine und beinahe sofort spürt er, wie sich sein griff lockert. Seine eigene Hand entspannt sich unter ihrer.
Endlich schafft er es aus der Dunkelheit zu entkommen. Er blinzelt stark und sieht erschöpft atmend zu der Prinzessin. Diese kniet vor ihm und sieht ihm klar in die Augen. Er schafft es sich an ihrem Blick festzukrallen, bis sich seine Atmung endlich wieder verlangsamt.
„Bitte... Die Kugel muss raus", fleht er sie leise an. Makeda nickt verstehend.
„Na gut, aber es wird weh tun. Sicher, dass du es genau jetzt willst?", versichert sie sich bei ihm. Doch Bucky nickt sofort und greift ihre Hand.
„Sie muss da weg, jetzt sofort", bestätigt er ihr. Makeda nickt und greift nach dem Set. Zögerlich legt sie sich alles zurecht. Sam stellt sich neben sie und beginnt mit Bucky zu sprechen. Ein Ablenkungsmanöver, nachdem er gut zehn Minuten nicht ansprechbar war, bis er losgeschrien hat. Bucky hat es jedoch als nur wenige Sekunden empfunden. 
Als die Prinzessin nach dem Sackmesser greifen will, um es zu desinfizieren, bemerkt sie, wie sehr ihre Hände zittern. Tief durchatmend spricht sie sich in Gedanken gut zu. Bucky weiß, was auf ihn zukommt. Und er hat dem zugestimmt. Nein, er hat sie darum angebettelt.
Auf eines der Wattepads sprüht sie das Desinfektionsmittel auf. Gleich darauf streift sie damit über die Klinge drüber. Immer wieder. So lange bis sie sich sicher ist, dass die Klinge wirklich steril ist.
„Okay, Bucky. Bereit?", wendet sie sich an ihren Patienten. Der Metallarmige nickt und sieht entschlossen zu dem Messer. Zu Makedas Glück überträgt sich seine Ruhe auf sie.
Mit nun ruhigen Händen greift sie an seine Schulter. Kurz zuckt er zusammen, entspannt sich aber sogleich wieder.
Ohne Vorwarnung zieht Makeda die Klinge durch seine Haut. Bucky zieht scharf die Luft ein, doch ansonsten reagiert er nicht. Mit einer Pinzette, welche Clint für sie desinfiziert hat, greift sie nach dem Projektil.
Bucky knirscht mit den Zähnen und drückt die Augen zusammen. Makeda macht so schnell sie kann, ohne die Kugel fallen zu lassen. Nach nur einer Minute ist es erledigt. Die Kugel ist draußen.
Eilig näht sie die Wunde wieder zusammen und bedeckt alles großzügig mit einem breiten Pflaster. Bucky atmet tief durch und verarbeitet den Schmerz. Makeda hält ihm den Fremdkörper hin.
„Falls du ein Andenken haben willst", erklärt sie ihm. Bucky entweicht ein Lachen, doch er schüttelt den Kopf.
„Ist in Ordnung. Die neue Narbe reicht mir." Maeda nickt und wirft die Kugel in die Wüste. Die drei verwundeten Männer sammeln die restlichen Güter im Flugzeug zusammen. Sie müssen zurück in die Zivilisation gelangen, um ihre Freunde zu finden. Denn hier wären sie diesen Räubern ausgeliefert. Falls es nicht die Separatisten waren.
Mit vier Litern Wasser und ein paar weiteren Kleidungsstücken machen sich die drei Avengers mit der Prinzessin auf den Weg. Der Abend bricht bereits herein und somit müssen sie nicht in der glühenden Hitze durch die Wüste ziehen.
Aber es werden vermutlich unter zehn Grad, was bedeutet, dass die Wanderung auch um diese Zeit kein Zuckerschlecken wird. Doch es ist einfacher in dieser Kälte zu wandern als bei vierzig Grad im Schatten. Da sind sich alle einig. 

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Ich hoffe ihr habt einen tollen Mittwoch! ^^

Die Prinzessin von SintkolaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt