Yoongi
Noch immer stand ich auf der Fußgängerbrücke, unter dem in fünfzehn Meter tiefe, das Wasser kräftigt gegen die kleinen Felsen aufschlug. Die Wellen, die heute erzeugt worden waren, stark, der gute Zeitpunkt, um sich von der Brücken zu stürzten.
Emotionslos blickte ich auf die Wellen unter mir. Es war ein Wunder, dass ich heute die Kraft dafür aufbrachte, meine Beine hierher zu bewegen. Soll ich mich jetzt glücklich schätzen, dass meine Beine es zuließen, mich umzubringen? Es hört sich in meinen Gedanken so komisch an und doch war es so verlockend.
Mit einem festen Griff umklammerte ich das dunkle morsche Geländer. In meinem Kopf schrie alles nach Jimin, aber er war nicht hier. Diesmal gab es keinen Jimin, der mich davon abhalten konnte. Ich wollte aber genau das. Ich wollte, dass Jimin kam, um mich aufzuhalten. Der Fakt, dass dies aber nicht passieren wird, brach mein Herz immer mehr. Stück für Stück fiel alles in sich zusammen und das nicht nur in mir, auch die Welt um mich herum.
"Ich werde dich auch noch in Tausend Jahren lieben!"
Ich schaute verwundert auf. Jimin war nicht hier, aber ich hörte seine Stimme. Ich hörte sie in meinem Kopf. Ich schaute gen Himmel. Dieser Winter sollte eigentlich etwas besonders werden, aber diese Zeit blieb uns nicht.
Ich schloss für einen Moment meine Augen und ließ den blau leuchtenden Himmel auf mich wirken. Sein wunderschönes Lächeln trat in mein inneres Auge. Seine Augen, diese wunderbaren vollen Lippen, allein das Lächeln, das mir immer so viel bedeutet hat, es tat so weh. Es zog so sehr, zog so außerordentlich in meiner Braut. Ich wollte einfach nichts mehr fühlen.
Ich wünschte ich wäre Gefühls gelähmt, dann wäre ich das alles besser zu ertragen. Ich will innerlich gelähmt sein, um nichts mehr davon spüren zu müssen.
"Früher oder später werde ich dich verlieren!"
Wieso zur Hölle höre ich meine eigenen Worte in meinem Kopf? Es ist so verdammt komisch, wenn man seine eigene Stimme im Kopf war nahm. Das sollte so gar nicht sein, aber ich erinnerte mich an diese Situation zurück. Ich hatte Jimin gefragt, was er dabei gefühlt hat und jetzt bereute ich es um so mehr.
Ich senkte lachen den Kopf. Ich lachte aus meiner eigenen Dummheit, aber auch dieses Lachen ging ins Schluchzen über und ich schiffte auf, verdrückte mir erneute Tränen. Ich sollte langsam echt keine Tränen mehr übrig haben, um so mehr verwunderte es mich, wenn dann doch welche kamen.
"Wenn du springen willst, musst du schon darüber steigen, aber ich rate dir es zu lassen", ertönte eine Stimme etwas weiter weg und ich drehte meinen Kopf zur Seite. Dort stand Jimins Vater, die Hände lässig in den Taschen seines langen Mantels, einen dicken Schal um den Hals. Man sah sein Atem in die Luft aufsteigen.
Kalt war es alle Male, aber es reichte nicht, um das Wasser einzufrieren, dafür war das Wasser kalt genug, um darin zu erfrieren. Man ertrank nicht nur.
Stumm sah ich den Mann an, schaute aber nur nach wenigen Sekunden wieder weg, runter zum Wasser. Seine Schritte waren auf dem Hols zu hören, die sich mir näherten. Ich verspürte nicht mal Angst, ich war jetzt erst Gefühls taub. "Ich weiß, das Leben spielt nie so, wie man es gerne hätte, das hab selbst ich in jungen Jahren verstehen müssen. Du kannst mich ruhig weiter hassen, aber dennoch stehst du in derselben Lage wie ich damals. Ich verstehe zu gut, was du durchmachst, aber jetzt aufzugeben ist eine Option, wenn man da zwei kleine Lebewesen zu Hause hat, die einen Vater brauchen. Ich habe Jimin auch nicht verlassen, obwohl ich ebenso kurz davor stand!"
Ich war verwirrt. Wovon spricht er da bitte? Ich konnte nicht mal meinen Kopf heben, um ihn anzusehen.
"Jimin war seiner Mutter immer ähnlicher als mir. Es ist was ganz Natürliches, dass man Trauert, wenn man einen zu wichtigen Menschen verliert! Dass ihm dasselbe Ende trifft wie das ihre, erdrückt mich. Du denkst, du bist damit allein, aber das bist du nicht!"
Jetzt erst verstand ich, was er da sagte und nur um es zu begreifen hob ich meinen Kopf, sah den Mann, fraglich an. "Was willst du mir eigentlich sagen? Ich habe schon genug zu bekämpfen, um noch irgendwas zu kapieren", sagte ich. Im Augenwinkel sah ich, wie er seine Hände aus seiner Tasche holte und ebenso das Geländer umgriff.
"Hast du je die großen Unterschiede zwischen ihr und Jimin gesehen?", fragte er mich und ich sah wieder in sein Gesicht. Jetzt donnerte es mir. Diese Frau war nie seine Mutter gewesen?
"Sie... sie ist nicht?", kam es von mir und der Mann nickte nur, sah dann dem Horizont entgegen. "Seine Mutter war ein ganz anderer Mensch. Sie war ruhig, ziemlich ruhig, sie hatte Herz und hat immer das Gute in Menschen gesehen, egal wie sie waren. Sie hatte eine Schwäche für Menschen mit einer schlimmen Vergangenheit. Als sie mich damals therapiert hat...."
Er fing an, zu lachen. Selbst in schmerzte die Erinnerung. Er hat das ganze schon ein durch, aber ich stehe erst jetzt in dem ganze drin.
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AMYGDALA ᵞᵒᵒⁿᵐⁱⁿ
FanfictionFür Yoongi ist das Leben so eine Qual, dass er es einfach nur noch beenden will, es macht ihn Müde und Kaputt. Als wäre das alles nicht genug, tritt auch noch neues Leben in Yoongi und Jimin's gebrochene Welt, was ihre Beziehung und Yoongi's Depress...