4

2.1K 112 17
                                    

Langsam öffnete ich meine Augen und setzte mich auf.
Ich hatte furchtbar geschlafen,dieses Bett würde mich noch umbringen.
Ich stand auf und streckte mich erst einmal ausgiebig,dann ging ich in das kleine Badezimmer.
Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher,dass mein Kidnapper eine gespaltene Persönlichkeit hatte.
Wohl eher:
Jayden hatte eine gespaltene Persönlichkeit.
Seit er mir seinen Namen verraten hatte waren inzwischen einige Tage vergangen.
Er hatte mich seitdem auch wieder geschlagen,aber wenigstens hatte er das Essen nicht ausfallen lassen,was mich schonmal ein klein wenig glücklicher machte.
Ich spritzte mir das kühle Wasser ins Gesicht und betrachtete mich in dem,über dem Waschbecken hängenden,Spiegel.
Ich sah müde aus.
Verzweifelt.
Zurückgelassen.
Schnell wand ich mich ab und machte mich auf den Weg in mein Hauptzimmer.
Was meine Mutter wohl gerade machte?
Ob sie schon die Polizei gerufen hatte oder mich zumindest suchte?
Das würde ich wahrscheinlich niemals erfahren dürfen.
Links neben meinem verosteten Bett lag ein Stapel Klamotten,die Jayden mir besorgt hatte-weiß Gott wo er die her hatte.
Ich kniete mich neben den Stapel und sah mir die Kleidungsstücke an,die nicht besonders neu aussahen.
Ob ich seine einzige Gefangene war?
Diese Frage hatte ich mir schon öfters gestellt,aber ich hatte nicht den Mut dazu ihn zu fragen.
Und selbst wenn ich den Mut dazu hätte,würde er mir die Antwort nicht verraten und mich schlagen.
Ich atmete einmal tief durch,stand wieder auf und sah an mir herunter.
Meine Wunde war inzwischen fast verheilt,schmerzte aber immernoch genauso sehr wie vor ein paar Tagen.
Ich schwieg und fing an in meinem Zimmer umherzulaufen.
Ich wusste nicht was ich machen sollte.
Ich hatte in diesem Raum ja nicht einmal die Möglichkeit irgendetwas anderes zu machen,als zu warten und umherzulaufen.
Langsam schloss ich meine Augen, lief weiterhin in meinem Zimmer herum und versuchte,nicht gegen eine der Wände zu laufen.
Ich genoss die letzten Minuten Stille,bevor er wiederkommen würde.
Kurz bevor ich in das Badezimmer gelaufen bin schien es zehn vor Fünf gewesen zu sein,was wiederrum hieß,dass ich jetzt weniger als zehn Minuten übrig hatte.
Mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt,dass er immer wieder zu mir kam,was nicht hieß,dass es mir gefiel.
Ganz im Gegenteil.
Manchmal hatte ich einfach den Drang ihn anzuschreien oder ihn einmal genauso zu schlagen,wie er mich immer wieder schlägt.
Und ich hatte auch noch das Gefühl es wäre längst nicht alles,was er mir noch antun würde.
Auf einmal hörte ich Schlüsselrascheln und bleib sofort stehen.
Er war da.
Ich blickte in die Richtung der Tür,als diese sich öffnete und sah direkt in die blauen,kalten Augen von Jayden.
"Wie ich sehe hast du mich bereits erwartet",sagte er eher zu sich selbst und ließ die Tür hinter sich zufallen,nachdem er eingetreten war.
Ich nickte wie immer nur,da ich Angst hatte etwas Falsches zu sagen.
Ich wollte nicht schon wieder geschlagen werden.
Seine Augen musterten mich eine Weile und schließlich öffnete er wieder seinen Mund,um etwas zu sagen.
"Du scheinst noch nicht komplett abgemagert zu sein,das eine Brötchen am Tag scheint dir wohl auszureichen. Ich finde du kannst eine Weile auch ohne Essen überleben meinst du nicht auch?"
Er starrte mich herausfordernd an und ich erwiederte seinen Blick.
《Er will,dass ich etwas sage...dieses Schwein》
"Wieso solltest du mir so etwas antun?",kam es meinerseits und ich versuchte,seinem Blick weiterhin standzubleiben.
"Du willst also den Grund wissen? Was für ein neugieriges Mädchen du doch bist"
Jayden schüttelt gespielt entrüstet seinen Kopf,behielt aber seinen Ausdruck im Gesicht.
Mit langsamen Schritten lief er um mich herum und ließ seine eine Hand über meinen starren Körper schweifen.
"Der Grund dafür ist ziemlich simpel",hörte ich ihn hinter meinem Rücken sagen.
Seine Hand glitt nun zu meinen Haaren und ich spürte,wie er eine meiner Strähnen zwischen seine langen Finger nahm.
Ruckartig zog er meinen Kopf ein Stück weit an meinen Haaren nach hinten,sodass er mir in die Augen sehen konnte.
Ich kniff meine Augen zusammen und wollte schreien,verkniff es mir aber und brachte nur ein gequältes Zischen von mir.
Gezwungen sah ich ihm,nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte,ins Gesicht und wartete,immernoch in der selben Position stehend,auf seine Antwort.
"Ich habe einfach keine Lust dazu,dir und den anderen Weibern die Mäuler vollzustopfen",murrte er kalt und ließ meine Haare endlich wieder los,worauf ich mich sofort aufstellte und zu ihm umdrehte.
《Er hatte also doch noch andere Mädchen》
"Du bist übrigens die Erste,die sich getraut hat das zu fragen",fügte Jayden hinzu und lächelte falsch.
"Und dazu bist du eine der Robustetsten. Du hast zumindest nicht bei meinem Vorgehen losgeschrieen,wie die meisten anderen"
《Er fügt ihnen also genauso viel Schaden zu wie mir...》
"Du wirst mir sicher noch sehr nützlich sein",grinste er lüstern,fasste sich jeddoch schnell wieder und setzte den selben kühlen Gesichtsausdruck auf wie sonst immer.
"Bist du denn mit meinem Umgang mit dir zufrieden?",fragte er stattdessen und sah auf mich herab.
Ich blickte ihn nicht an,sondern schenkte dem Boden meine volle Aufmerksamkeit.
Was sollte ihn antworten?
Ich hatte den Drang dazu ihm meine ehrliche Meinung zu sagen,doch ich wusste,dass ich dafür nurnoch mehr Schläge kassieren würde.
"Sieh mich an!"
Ich regte mich nicht und verweilte einfach in der selben Position.
Seine Hand schellte nach vorne und umfasste grob mein Kinn,woraufhin er meinen Kopf anhob und ich wieder einmal ihn sein finsteres Gesicht schauen musste.
"Du weißt was passiert,wenn du mir nicht antwortest!"
《Reiß dich endlich zusammen Melanie!》
Ich nickte ergeben und öffnete meinen Mund.
"

Ja ich bin zufrieden"
Jayden ließ mich los und grinste diabolisch.
"So ists fein kleine Melanie"
Auf einmal hob er seinen Kopf und blickte auf die Uhr,die ich eigentlich sonst immer betrachtete.
Er schien zu überlegen,entschied sich aber dann wieder zu meiner Zellentür zu laufen und diese zu öffnen.
Ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen wollte er meinen Raum verlassen,doch ich kam ihm zuvor.
"Wieviele?",versuchte ich so normal klingelnd wie möglich aus meinem Mund herauszubekommen.
Jayden bliebt stehen und drehte seinen Kopf um einiges zur Seite,um mich ansehen zu können.
Sein Blick verriet mir,dass er genau wusste was ich meinte,doch er sagte nichts.
Er schien auf einige weitere Worte meinerseits zu warten.
Ich schluckte einmal kurz,entschloss mich aber dann meine ganze Frage auszusprechen.
"Wieviele Mädchen hast du außer mir sonst noch gekidnappt?"
Er schieg eine Weile.
Vergeblich versuchte ich irgendetwas aus seinem ausdrucklosen Gesicht ablesen zu können,doch ich scheiterte kläglich.
"Dreißig",hörte ich ihn sagen.
《Dreißig weitere?! Na schön wenn ich schon so weit gekommen bin...》
"Wieso hast du so viele Gefangenen?"
"Kannst du dir die Antwort nicht selbst denken?",bekam ich als Gegenfrage.
Mittlerweile hatte er seinen Körper wieder vollkommen in meine Richtung gedreht und lehnte nun an der halboffenen Tür.
Ich schüttelte langsam den Kopf.
Mir fiel beim besten Willen nicht ein,wieso ein Mensch dreißig Gefangene haben sollte und egal wie sehr ich darüber nachdenken würde,es käme mir bestimmt kein halbwegs normaler Grund dafür in den Sinn.
"Dreißig gefangene Mädchen. Eine für jeden Tag im Monat",grinste er nur und fuhr fort.
"Du bist die Einunddreißigste also wirst du mir auch noch dienen können,keine Sorge"
Ich starrte ihn geschockt an.
Nun war mir klar,dass er jeden Tag ein anderes Mädchen benutzte.
Und bald schon würde auch ich dazugehören...
"Ich hoffe deine Fragen wären somit alle geklärt,ich müsste nämlich noch die heutige Kandidatin herzlich begrüßen gehen",meinte er wieder recht kühl und wartete auf eine Antwort.
"Ja..alles klar"
Ohne weiteren Kommentar verließ er mein Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Ich hingegen marschierte mit leerem Blick zu meinem Bett und setzte mich darauf.
"Er wird mich benutzen...",murmelte ich leise vor mich hin.
Angangs versuchte ich mir noch Mut zuzusprechen,doch tief in meinem Inneren war mir klar,dass dieser Zeitpunkt kommen würde und ich absolut gar nichts dagegen unternehmen könnte.
Ich konnte einfach nicht von hier fliehen.
Doch auf einmal war da noch etwas.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer machte sich in mir breit,als ich vorsichtig meinen Kopf Richtung Tür anhob.
Und in diesem Moment wurde mir klar,dass es noch ein kleines Fünkchen Hoffnung gab.

Er hatte vergessen die Tür abzuschließen

------------------------------------
Ich bin endlich wieder daa! :3
Tut mir wirklich sehr Leid,dass ich so lange nicht weitergeschrieben habe,aber mein Handy spinnt in letzter Zeit sehr und ich muss es deswegen auch oft in Reperatur geben...
Hoffe ihr verzeiht mir :c
Jessi~

In love with my KidnapperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt