81 - One step forward

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Während Gina bei Elisa war und wartete, bis sie eingeschlafen war, ging Michael zum Kaminofen und legte ein paar Holzscheitel nach, die im Korb daneben lagen. Nachdenklich ließ er die letzten Minuten noch einmal Revue passieren. Hoffentlich hatte er Gina nicht verschreckt oder ihr das Gefühl gegeben, unter Druck zu sein, dachte sich Michael. Sein Versprechen gerade eben glich ja schon fast einem Liebesgeständnis. Kopfschüttelnd legte er sich wieder hin und zog sich die warme, kuschelige Decke wieder über den Körper. Mittlerweile konnte er nicht mehr leugnen, dass er gerade dabei war, sich in Gina zu verlieben. Es ging ihm gar nicht darum, sie küssen zu dürfen, alleine sie im Arm halten zu können löste in ihm eine tiefe Zufriedenheit aus und die Schmetterlinge im Bauch wurden immer mehr. Er dachte zurück an die 2 Wochen, in denen er jeden Tag mit ihr und Elisa telefoniert hatte. So waren sie zumindest ein Stück weit in seiner Nähe und er hatte jeden Tag ein Abendritual, auf das er sich freuen konnte. Wie aufgeregt er war, als er mit Peter im Auto zu Gina gefahren war und Peters schelmisches Grinsen, als er sich alle paar hundert Meter seine schwitzigen Hände abwischen musste! Vor ein paar Monaten noch lag seine Welt in Scherben nach der Trennung von Jule, aber jetzt schien ein neues Kapitel zu beginnen, mit Gina und Elisa, in der Garmischer Region. Die beiden bald in sein neues Zuhause einzuladen, wenn die Handwerker fertig waren, nahm er sich fest vor. Wann er zuletzt so zufrieden und ausgeglichen war? Jahre her! Sogar Maite hatte ihm noch einmal ans Herz gelegt, er solle ja gut auf Gina und Elisa aufpassen und hatte gleich die positive Veränderung an ihm gemerkt, nicht erst seit seinem Geburtstag, wo sie Gina und Elisa dann kennenlernte.

"So, meine Kleine schläft jetzt endlich!", verkündete Gina erleichtert, als sie das Wohnzimmer wieder betrat, und legte sich wieder in ihre Sofaecke. Damit riss sie Michael aus seinen Gedanken.
"Na, wo warst denn du gerade?", fragte sie ihn.

"In meinen Gedanken. Ich...es tut mir leid, falls ich dich gerade überrumpelt hab, Gina. Aber ich wollte das nur mal aussprechen und dir... versprechen."

"Und ich weiß dein Versprechen zu schätzen, Paddy. Anfangs habe ich noch gedacht, du sagst das aus Nettigkeit, aber jetzt...ich vertraue dir und ich weiß, dass du das nicht einfach so sagen würdest."

"Also habe ich dich nicht irgendwie...abgeschreckt? Oder unter Druck gesetzt?", versicherte sich Michael erneut.

"Nein, hast du nicht. Im Gegenteil, es hat mir ein bisschen von meiner Last von den Schultern genommen, weil ich weiß, dass du da bist. Auch wenn es mir schwer fällt, von anderen Hilfe anzunehmen. Aber alleine das zu wissen, tut gut. Das wäre jetzt wahrscheinlich eigentlich die Stelle, in der man sagt 'Mich und meine Tochter gibt es nur im Doppelpack', aber das muss ich dir ja nicht sagen.", antwortete Gina und hielt dann inne.

Fragend sah Michael zu Gina rüber, die wie er auf der Seite am Sofa lag, mit dem Kopf zu ihm gedreht, nur auf der anderen Seite mit zwei Metern dazwischen. Nervös spielte Gina mit ihren Haarsträhnen und drehte die Strähne immer wieder ein.

"Ach, was solls!", gab Gina frustriert von sich. "Ich...ich brauche noch Zeit, jetzt fühlt es sich für mich noch nicht richtig an, aber...also wenn du Geduld hast und bereit bist zu warten, dann...also ich fühle mich sehr wohl bei dir, ich mag dich, genieße deine Umarmungen und...wir haben ja schon vor deinem Geburtstag darüber geredet. Ich wollte dir nur nochmal sagen, dass...also mir geht es auch so wie dir, vorausgesetzt dir geht es noch  so wie vor deinem Geburtstag. Also wegen uns zwei. Aber jetzt, jetzt kann ich das noch nicht. Mein Kopf ist noch zu laut. Aber als du nicht da warst, da ist mir klar geworden, dass ich dich gerne in meinem Leben hätte und ich dich mehr vermisse, als gedacht. Nicht nur als ein Freund...aber ab wann, das müssen wir zusammen herausfinden...Vorausgesetzt, du hast so viel Geduld. Aber mein Bauch...der lebt wieder und kribbelt. Und das ist doch ein gutes Zeichen, oder?", gab sie leise zu und verhaspelte sich immer wieder.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt