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Mein Wecker riss mich aus einem traumlosen Schlaf. Doch eigentlich wollte ich gar nicht aufstehen, sondern mich einfach umdrehen und weiterschlafen. Die Ereignisse des gestrigen Tages und vor allem des gestrigen Abends steckten noch in meinen Knochen und ich konnte mich glücklich schätzen, dass mir Seong-hwa zu Hilfe geeilt war. Wie ein Ritter in glänzender Rüstung. Bei dem Gedanken musste ich lächeln, da es immerhin ganz gut zu seinem Elite-Image an der Schule passte.

Doch es half alles Nachdenken nichts. Ich musste mich aus meinem Bett schälen und wenigstens noch ein wenig Schulstoff nachholen. Das hatte ich nämlich gestern Abend dank den Geschehnissen und dank Seong-hwa nicht mehr geschafft. Seong-hwa war nämlich noch ziemlich lange in meiner Wohnung gewesen. Auch wenn mir das alles unaussprechlich peinlich war.

Während ich meine Schulbücher öffnete, warf ich noch einen Blick auf die Uhr. 4:30 Uhr morgens. Meinen Wecker hatte ich mir wohlwissend so früh gestellt. Auch wenn mir meine Augen vor Müdigkeit fast wieder zu fielen, musste ich die Aufgaben nun doch noch erledigen. Allerdings war meine Konzentration so gut wie aufgebraucht und ich kam nicht umhin an Seong-hwa zu denken.

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Seong-hwa hielt meine Hand fest in der seinen umklammert, so als ob etwas schlimmes passieren würde sobald er sie loslassen würde. Immer wieder fiel sein Blick zu mir, jedoch sprach er kein einziges Wort und auch ich konnte kein einziges Wort über meine Lippen bringen. Meine Wange schmerzte noch immer und die Tränen in meinen Augen waren zu allem Überfluss noch nicht einmal halbwegs versiegt. Dementsprechend erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich mir mit meiner freien Hand über die Augen rieb.

Irgendwann blieb Seong-hwa plötzlich stehen und somit auch ich. Dann wandte er sich komplett zu mir und baute sich auf einmal vor mir auf. War er schon immer so groß gewesen? Oder ich so klein? Vielleicht bildete ich mir das auch einfach gerade nur ein, da ich mich wie ein Häufchen Elend fühlte.

Sein Blick fiel auf meine Wange, welche von der Brandnarbe der Zigarette geziert wurde. Ich bemerkte wie er einen abschätzigen Laut von sich gab, deutete ihn jedoch als Zeichen für die Tat des Mannes und nicht für mein Aussehen. Dann begann er seinen Rucksack abzustreifen und etwas herauszuholen. Es war ein kleines Medi-Kit. Wozu er es dabei hatte war mir unklar, vielleicht aber einfach für solche Notfälle.

Er nahm zunächst ein kleines Wundspray in die Hand und dazu ein Taschentuch, welches er leicht zerknüllte. Dort trug er ein paar Sprüher von dem Spray auf. "Das könnte kurzzeitig noch ein wenig mehr brennen.", sagte er und drückte das in Wundspray getränkte Taschentuch bereits auf die Brandwunde auf. "AUA", stieß ich hervor und blickte etwas wütend zu ihm. Er zuckte nur mit den Schultern. 

Nachdem er die Wunde desinfiziert hatte, klebte er mir ein Pflaster darauf. Ich war mir zwar nicht sicher, ob das bei Verbrennungen wirklich so richtig war, allerdings war mir das in diesem Moment egal. Immerhin zählte die Geste und ich war Seong-hwa mehr als nur dankbar, für alles was er in der letzten Stunde getan hatte.

Er strich mir nach dem ganzen Prozedere eine Haarsträhne hinters Ohr und blickte mir in die Augen. Diesmal wirkte sein Blick ganz anders. Erleichtert. Vielleicht auch etwas traurig. Dann zog er mich wieder zu sich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, woraufhin mein Herz einen Purzelbaum machte. Zumindest fühlte es sich so an.

Dann verstaute er die ganzen Sachen wieder in seinem Rucksack und ergriff wieder meine Hand. Daraufhin führte uns unser Weg schlussendlich irgendwann zu meinem kleinen Apartment. Als wir dort ankamen, schloss ich die Tür auf und verabschiedete mich von Seong-hwa. Eher gesagt verabschiedete er sich eher von mir, indem er mich noch einmal ganz nah an sich zog und mir einen erneuten Kuss auf die Stirn gab. "Pass gut auf dich auf Yuna und schlaf gut. Wir sehen uns morgen in der Schule." Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit und ich in meiner Wohnung.

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"Erde an Yuna." Yunhos Worte holten mich aus meinen Gedanken an den gestrigen Heimweg. "Was?" Yunho blickte mich genervt an. "Ich habe gerade ein dutzend Mal versucht dich anzusprechen, aber irgendwie möchtest du anscheinend heute einfach nicht mit mir reden. Vielleicht sollten es ja mal Min-gi oder Jong-ho probieren." Seine Stimme klang gereizt. Was war denn nur mit ihm los? Sonst war er doch nie aus der Ruhe zu kriegen.

Wir saßen beide auf unseren Plätzen. Heute waren wir ziemlich früh dran gewesen. Selbst Min-gi und Jong-ho waren noch nicht da. Als ich mich umsah bemerkte ich allerdings, das Seong-hwa und Hong-joong wohl auch schon vor einiger Zeit eingetroffen waren. Wie sonst auch immer, hatte sich schon eine kleine Menschentraube um unseren Klassenraum gebildet.

"Es tut mir leid Yunho.", sagte ich und zwang ihn in eine Umarmung, welche er über sich ergehen ließ. Ich rüttelte ein paar Mal an ihm und versuchte mich an einer Art Hundeblick, welcher zu wirken schien. Yunhos Miene wurde weicher. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er gab mir mit seinem Zeigefinger einen freundschaftlichen Schnipser gegen die Stirn.

"Also Yuna. Was ist gestern passiert? Du hattest nicht angerufen." Ich spürte eine Anspannung in meinem Inneren aufsteigen, als ich erneut an die Ereignisse des Vorabends dachte. "Mich hat da so ein Mann angemacht. Aber alles in Ordnung. Ein Kollege hat mir geholfen." Als ich den Kollegen erwähnte, konnte ich nicht anders als kurz zu Seong-hwa zu schauen, welcher meinen Blick erwiderte. 

"Kollege?", fragte Yunho. Meinen Blick hatte er wohl richtig gedeutet. "Du meinst Seong-hwa arbeitet jetzt mit dir zusammen?!" Mein Herz setzte kurzzeitig aus, als Yunho dies sagte. Doch zum Glück waren noch nicht so viele Mitschüler in dem Klassenraum und auch Hong-joong und Seong-hwa schienen seine Worte nicht gehört zu haben.

"Yunho!", raunte ich ihn an. "Das bleibt unter uns. Ich habe ihm versprochen, dass ich es niemandem erzählen würde." Yunho wirkte nicht gerade begeistert davon, nickte mir allerdings zu. 

Nach und nach trudelten auch die anderen Schüler ein und auch unser Lehrer stieß eine Weile später hinzu, womit der normale Schulalltag wieder in all seiner Herrlichkeit beginnen konnte. Wenigstens etwas Normalität in meiner Welt, welche momentan durch Seong-hwa auf den Kopf gestellt wurde.

Moonlight || Seong-hwa || FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt